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Doping im Wald vergraben

Doping im Wald vergraben
(dpa)

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Die Tour de Luxembourg rückt ins Doping-Licht. Im 1000 seitigen USADA-Bericht wird über vergrabene Mittel in einem Wald in Luxemburg berichtet.

Der USADA-Bericht gilt jetzt schon als Schwarzbuch des Radsports. Auf 1000 Seiten werden die Machenschaften und Tricks des legendären US-Radsportler Lance Armstrong entblößt. Über Jahre hat Armstrong demnach die Dopingkontrolleure ausgetrickst. Neben dem 202-seitigen Bericht mit den schweren Anschuldigungen gegen den Ex-Radstar stellten die Ermittler auch die Grundlagen ihrer Vorwürfe ins Internet: tausende Seiten mit E-Mail-Verkehr, Bankauszügen, Zeugenvernehmungen, wissenschaftlichen Reports, Gerichtsprotokollen und über die Jahre zusammengetragenen Presseinterviews der involvierten Personen. Die Ermittlungen der USADA führten dabei auch nach Luxemburg.

Neben Christian Vande Velde und Tom Danielson gab inzwischen auch Davis Zabriskie zu, Doping zu seiner Zeit bei US Postal genommen zu haben. Bei dem Team um Lance Armstrong seien die Radprofis unter Druck gesetzt worden, berichtete Usada-Chef Tygart. So habe der damalige sportliche Leiter Johan Bruyneel Testosteron und EPO verteilt. Laut Zabriskie (2001 bis 2004 beim Team) habe das Management gezeigt, wie man sich die Mittel verabreicht.

Spur nach Luxemburg

Laut einer Zeugenaussage Zabriskie’s vergrub ein Teamkollege bei einer Tour de Luxembourg aus Angst vor Kontrollen Doping-Mittel in einem Waldstück hier im Land. Es hatte sich im Team-Bus rumgesprochen, dass im Mannschaftshotel eine Doping-Kontrolle anstehen würde. «In wenigen Jahren werden die Bäume dort groß sein,» witzelte man später im Team.

Jeweils ein ganzes Kapitel beschäftigt sich mit dem Team-Manager Johan Bruyneel sowie dem Teamarzt Pedro Celaya. Auf Nachfrage des Tageblatts sagte Carlo Rock, Pressesprecher von Flavio Becca, dass man das Dossier der Usada in Ruhe analysieren und erst anschließend reagieren werde. «Wir waren genauso überrascht über den Bericht wie alle anderen,» so Rock. Mittlerweile hat der belgische Radverband – Bruyneel ist in Besitz einer belgischen Lizenz – den Bericht an die Staatsanwaltschaft überreicht.

«Nicht aktiv»

Was den Team-Arzt Pedro Celaya betrifft, so hat RNT-Pressesprecher Tim Vandergeud dem Tageblatt gegenüber bestätigt, dass der Arzt seit Beginn der Ermittlungen im Juni als «nicht aktiv» geführt werde. Seitdem die Usada ihre Ermittlungen bekannt gemacht hat, war Celaya auf keinem Rennen mehr dabei. Ob der Arzt noch beim Rennstall beschäftigt ist, konnte der Pressesprecher nicht sagen.

Als Konsequenz aus dem Fall Lance Armstrong hat die Anti-Doping-Agentur der USA (USADA) dem krisengeschüttelten Radsport-Weltverband (UCI) die Einrichtung eines «Wahrheits- und Versöhnungsprogramms» empfohlen. Dabei sollen Radprofis ermutigt werden, «mit der Wahrheit über ihre Doping-Vergangenheit rauszurücken», um den Radsport von seiner Vergangenheit zu befreien und das Betrugssystem zu zerstören, sagte USADA-Chef Travis Tygart in einer Stellungnahme.

21 Tage Zeit

Seine Agentur hat der UCI Akten mit mehr als 1000 Seiten mit deutlichen Anschuldigungen gegen Armstrong geschickt. In seiner Erklärung bekräftigte Tygart zudem die Hoffnung, dass die Aufklärung dieser unrühmlichen Ära ein Vermächtnis für den Radsport hinterlässt. Nach Erhalt der Dokumente hat die UCI 21 Tage Zeit, ein Urteil über den gefallenen amerikanischen Weltstar zu sprechen.