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Die Spuren führen nach Singapur

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Singapur pflegt sein blitzsauberes Image mit blank geputzten Straßen und drakonischen Strafen für Korruption bis Kaugummi-Ausspucken. Aber die Unterwelt gedeiht trotzdem prächtig: Die Spuren der illegalen Wettmafia führen oft genug in den asiatischen Stadtstaat.

In einem Ort am Polarkreis ist die schillernde Karriere eines der berüchtigsten Fixer der illegalen Wettszene im Fußball zu Ende gegangen: Der Singapurer Wilson Raj Perumal ging der Polizei im Februar 2011 in Rovaniemi in Finnland ins Netz. Der einstige Amateurspieler schmierte nach Angaben der Ankläger Spieler von Finnland bis Simbabwe.

Auch Spanien betroffen

Auch Spanien ist im größten Wettskandal betroffen. Das bestätigte der Vizepräsident des Ligaverbands (LFP), Javier Tebas. „Es gibt Spielmanipulationen und illegale Wetten. Es ist zwar nur ein geringer Prozentsatz, aber es gibt diese Korruption auch in Spanien“, sagte Tebas der Sportzeitung Marca.

Derweil mehren sich die Berichte, dass es sich bei dem von Europol genannten Champions-League-Spiel auf englischem Boden um die Partie zwischen dem FC Liverpool und dem ungarischen Vertreter Debrecen handeln soll. Das vermelden englische Blätter und die dänische Zeitung Ekstra Bladet. Die Begegnung fand am 16. September 2009 und endete 1:0 für Liverpool.

Liverpool ist nach eigenen Angaben nicht von Europol kontaktiert worden. Dies
berichtete die BBC am Dienstag auf ihrer Webseite.

Die jüngsten Europol-Ermittlungen zeigen, dass bei einem einzigen manipulierten Fußballsspiel bis zu 50 Akteure im Verdacht sein könnten, und das in zehn verschiedenen Ländern.

Unterstützung

In Italien ist gerade ein zweiter Singapurer unter Verdacht, wie ein Polizeisprecher in Singapur bestätigte. „Wir unterstützen die italienischen Behörden bei ihren Ermittlungen gegen ein kriminelles Syndikat, das Fußballspiele manipuliert haben soll und an dem ein Singapurer beteiligt sein soll“, sagte ein Sprecher.

„Wir waren das erste Land, dass einem FIFA-Schiedsrichter den Prozess gemacht hat“, sagte ein Sprecher des Singapurer Fußballverbands. Das war T. Rajamanickam, der 1994 wegen Manipulation zu neun Monaten Haft verurteilt wurde. Wir haben eine Reihe Spieler angeklagt, darunter den ehemaligen australischen Torjäger Abbas Saad, der 1994 von der FIFA Spielverbot erhielt.“ In Singapur werde nächstes Jahr ein Lernzentrum des Weltverbandes über das illegale Wettgeschäft vorher abgesprochener Spielergebnisse eröffnet.

„Wie Prostitution“

„Spiele manipulieren ist wie Prostitution“, sagte der Singapurer Ex-Polizist und Privatdetektiv Lionel de Souza, der seit mehr als zehn Jahren Wettbüros unter die Lupe nimmt. „Man kann es nicht ausmerzen, sondern nur mit möglichst strikten Maßnahmen eindämmen.“ „Spielmanipulationen sind ein riesiges kriminelles Unternehmen, auf einem Niveau mit Rauschgiftschmuggel, Prostitution und illegalem Waffenhandel“, meinte George Das, der das Thema seit Jahren aus Malaysia journalistisch verfolgt.

Das zeigt mit dem Finger auch auf Funktionäre. „Wenn ich Fußballfan wäre, würde ich meinem nationalen Fußballverband wütende Fragen stellen.“

Internationaler Haftbefehl

Als einer der Drahtzieher in diesem Millionengeschäft gilt der 47 Jahre alte Eng Tan Seet, der angeblich in Singapur untergetaucht ist. „Dan Tan“ wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Festgenommen wurde er bislang nicht, angeblich ignoriert Singapur den Haftbefehl.

„In den vergangenen eineinhalb Jahren erläuterte Perumal etlichen europäischen Staatsanwaltschaften das angebliche System von T. (Dan Tan, d. Red.). Und auf diesen Aussagen basiert nun auch ein Großteil der Informationen, die Europol auf der Pressekonferenz in Den Haag verkündete“, schreibt Spiegel Online unter dem Titel „Jagd auf den Wettpaten“. Ein Ermittler sagte Spiegel Online, dass „Perumal ja nicht sein einziger Mitarbeiter war. T. hat nach wie vor einen ganzen Stab von Shareholdern. Sie teilen sich die Bestechungssummen für die Schiedsrichter oder Gastmannschaften, halten dadurch das Risiko des Verlusts recht niedrig.“