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Die Luft wird dünn für Ecclestone

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Die Formel 1 hält sich bedeckt, auch Arbeitgeber CVC setzt auf den Faktor Zeit. Dafür kündigt Ecclestones ehemaliger Geschäftspartner an, in einem drohenden Prozess gegen ihn auszusagen. Hinter den Kulissen geht die Nachfolge-Suche weiter.

So gut wie kein Ton aus seinem Formel-1-Imperium, nur sechs Zeilen vom Arbeitgeber: Nach der Anklageerhebung der Münchner Staatsanwaltschaft gegen den mächtigen Bernie Ecclestone machte die Königsklasse des Motorsports erstmal auf Business as usual. «Der Vorstand wird die Entwicklung der Situation weiterhin entsprechend beobachten», hieß es in einer kurzen Mitteilung auf der Homepage von CVC. Das Investmentunternehmen hatte vor sieben Jahren die Formel 1 gekauft und dafür gesorgt, dass der Strippenzieher als Geschäftsführer weiter in seinem Reich schalten und walten kann. Nun wies CVC lediglich noch darauf hin, dass Ecclestone sechs Wochen Zeit habe, auf die Anklage zu antworten.

Logo" class="infobox_img" />Formal 1-Guru Ecclestone könnte seinen Posten verlieren. (AFP)

Sollte es dann tatsächlich zu einem weiteren aufsehenerregenden Gerichtsfall in München kommen, will Ecclestones damaliger Geschäftspartner Gerhard Gribkowsky gegen den Engländer aussagen. «Herr Gribkowsky kommt seiner Zeugenpflicht selbstverständlich nach, wenn er geladen wird», sagte sein Anwalt Daniel Amelung am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Gribkowsky verkaufte F1-Anteile

Gribkowsky hatte seinerzeit als Vorstandsmitglied der BayernLB die Formel-1-Anteile der Bank an CVC verkauft. Im vergangenen Jahr war er selbst zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Ecclestone wird vorgeworfen, Gribkowsky beim Verkauf rund 44 Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt zu haben. Die Staatsanwaltschaft München hat Ecclestone jetzt wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue angeklagt. Der Brite bestreitet die Vorwürfe, die BayernLB verfolgt die Vorgänge «aufmerksam»: Die Bank selbst fordert mehr als 400 Millionen Dollar Schadenersatz von Ecclestone.

«Grundsätzlich sind solche Schlagzeilen nicht gut für die Formel 1», kommentierte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn die jüngste Entwicklung an der Führungsspitze der milliardenschweren Königsklasse. Ansonsten halten sich die Formel-1-Beteiligten einmal mehr zurück. Das sei etwas, das man nicht kommentiere, hieß es beispielsweise von McLaren. Von Ferrari oder Red Bull gab es vorerst ebenfalls keine Stellungnahmen. Der deutsche Logistikpartner der Formel 1, DHL, teilte mit: «Wir haben einen Vertrag mit der Formula One Management, daran wird sich nichts ändern.»

Unter der Oberfläche brodelt es

Doch unter der Oberfläche dürfte es bei den Großsponsoren der Formel 1 brodeln. Beim Großen Preis von Budapest in gut einer Woche könnte die unangenehme Causa Bernie E. das sportliche Geschehen wieder einmal in den Hintergrund drängen. Es könne den Firmen nicht gleichgültig sein, da der Name Ecclestone so eng mit der Formel 1 verbunden sei, hieß es bei einem Unternehmen. Der weitere Verlauf des Verfahrens werde daher genau verfolgt.

Ob und wann sich an der Spitze der Formel 1 etwas ändern wird, dürfte sich in den kommenden Wochen noch deutlicher abzeichnen. Nicht erst seitdem sich die Lage um Ecclestone durch die Anklageerhebung zugespitzt hat, soll ein Headhunter mit der Suche nach einem neuen starken Mann beauftragt sein. Doch Ecclestone hat sich in fast vierzig Jahren als Lenker der TV- und Vermarktungsrechte und als Verhandlungspartner für Rennstreckenbetreiber fast unverzichtbar gemacht.

«Eines Tages, wenn ich nicht da sein werde, wird eines der größten Probleme sein, dass ich wirklich gute Beziehungen zu den Rennpromotern habe», hatte Ecclestone Ende vergangenen Jahres der britischen Zeitung «Independent» gesagt. Und: «Manche von denen haben mir gesagt: ‹Wenn Du nicht da bist, sind wir es auch nicht›. Das ist die Gefahr.»

Zwei Namen

Wenn er nicht da wäre, wer wäre es dann? Aus den Formel-1-Reihen tauchen immer wieder zwei Namen auf: Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Sauber-Teamchefin Kaltenborn. Horner war Ecclestones Trauzeuge bei dessen dritter Hochzeit und gilt als Intimus des Formel-1-Zampanos. Er wurde jüngst mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet. Aber der 39-Jährige ließ bereits verlauten, dass er sich dieses Amt nicht vorstellen könne. Hinzu käme die aktuelle Rivalität zwischen seinem Red-Bull-Team und dem Rest der Formel 1.

Kaltenborn, studierte Juristin, durfte sich vor kurzem über einen Groß-Deal mit drei russischen Unternehmen für ihren Sauber-Rennstall freuen. Die erste Teamchefin der Königsklasse hatte zuvor in einem dpa-Interview Spekulationen über ein Interesse an Ecclestones Erbe zurückgewiesen: «Ich musste schmunzeln. Tatsache ist, dass ich bei meiner jetzigen Aufgabe sehr glücklich bin und dass ich mit diesem Team noch große Ziele habe. Es gibt also keine Absichten in diese Richtung.» Allerdings hat die Leistungskurve des Teams seitdem eher nach unten als nach oben gezeigt.

Der dritte vermeintliche Kandidat

Ein dritter vermeintlicher Kandidat kommt noch nicht einmal aus dem Dunstkreis des Motorsports – Justin King. Der 52 Jahre alte Brite ist der Boss einer großen Supermarktkette. «Ich hab› absolut keine Ahnung, ob der Chef eines Unternehmens wie Sainsbury meinen Job machen könnte. Vielleicht könnte er», wurde Ecclestone seinerzeit in britischen Medien zu den Spekulationen zitiert.

Vorstellbar ist aber auch, dass die Formel 1 bemüht ist, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und so die Machtfülle zu reduzieren. Gleichwohl ist es zunächst eine Entscheidung von CVC. «Die Verantwortung für die Zukunft der Formel 1 liegt mehr bei CVC als bei Bernie», hatte einmal der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA, Jean Todt, betont. Und CVC macht das, was scheinbar alle zunächst machen: Die Lage weiter beobachten.