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DFB gegen Verschiebung -Fanproteste

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Konzept auf der Kippe? Einige Bundesliga-Vereine lehnen das Positionspapier im Kampf gegen die Gewalt im Fußball weiter ab. Aber DFB und DFL haben die meisten Clubs mittlerweile auf Linie gebracht.

Die Abstimmung über das umstrittene Sicherheitskonzept am Mittwoch gerät zu einer Zerreißprobe für den deutschen Fußball. Verantwortliche der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) drängen auf ein schnelles Votum, die Politik macht weiter massiv Druck. «Ich wüsste nicht, was eine Verschiebung bringen sollte», sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der «Bild am Sonntag» und betonte: «Wir wollen keine Emotionen unterbinden. Sondern klar machen, dass es Regeln gibt. (…) Und wenn man die ignoriert, muss man mit Strafen rechnen.» Bei den Vereinen gibt es aber einen harten Kern an Widerständlern – und die Fans protestierten auch am Wochenende.

In den Bundesliga-Stadien blieb es zum dritten Mal nacheinander nach dem Anpfiff während der ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden still. «Es war ein voller Erfolg. Jeder hat es gehört, jeder hat es gesehen», sagte Philipp Markhardt, Sprecher von «Pro Fans» und «12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung», zu der friedlichen Schweige-Aktion. Er hoffe, dass die Vereine wenigstens die Entscheidung verschöben.

Protest

Vor den Spielen zogen tausende Fußball-Anhänger in Protestmärschen durch sieben Städte. In Dresden trugen 850 Fans symbolisch die Fankultur zu Grabe. In Augsburg protestierten vor dem Spiel gegen Bayern München Anhänger beider Mannschaften mit Plakaten wie «Zum Erhalt der Fankultur». In Paderborn beteiligten sich rund 1000 Personen, in Dortmund demonstrierten 2000 Anhänger mit Spruchbändern wie «Fußball lebt durch seine Fans».

Die 36 Proficlubs stimmen bei ihrer Vollversammlung in Frankfurt/Main über das 37-seitige Papier mit den 16 Anträgen ab. Der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig geht fest davon aus, dass es am Mittwoch verabschiedet wird. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Entscheidung aufgeschoben werde. «Das wäre auch ein falsches Signal», sagte Rettig im Deutschlandfunk. Man dürfe jedoch nicht den Fehler machen zu glauben, dass einzelne Vereine nicht mit dem Konzept einverstanden wären, meinte der Ex-Manager des FC Augsburg weiter. «Das Konzept infrage zu stellen, verstehe ich aber nicht.»

Solidarität

Auch Karl-Heinz Rummenigge hat eine gemeinsame Linie der Bundesligisten angemahnt. «Es ist wichtig, dass die Clubs untereinander Solidarität zeigen und mit einer Zunge sprechen und nicht mit unterschiedlichen Interessenlagen in so eine Geschichte reingehen», sagte der Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München am Samstag. Der FC Bayern stehe zu dem Ergebnis der zuständigen Arbeitsgruppe, bekräftigte Rummenigge: «Ich hoffe, dass wir bei der DFL-Sitzung zu einem klugen und guten Ergebnis kommen.» Er sieht die Vereine «ein bisschen in der Mitte» zwischen den Forderungen und Interessen von Fans und Politik.»

Eine Reihe von Clubs wollen sich aber nicht drängen lassen von Politikern und Funktionären der Dachorganisationen und werden das Konzept wohl ablehnen. «Es bringt nichts, wenn man sich einen Zeitpunkt herausgreift, bei dem dann alles entschieden sein muss», kritisierte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic. Carl-Edgar Jarchow, Vorstandschef des Hamburger SV, sagte dem Magazin «Focus»: «Wir hatten zu wenig Zeit, das Konzept mit unseren Fans zu besprechen.» Auch Bremens Präsident Klaus-Dieter Fischer machte sich für einen Aufschub des Beschlusses und die Gründung von Arbeitsgruppen in den Clubs stark.

Verschärfte Video-Überwachung

Die Innenminister von Bund und Ländern hatten die Vereine mit Nachdruck aufgefordert, das Konzept zu verabschieden und umgehend umzusetzen. Sie hatten am Freitag einen Forderungskatalog vorgelegt, in dem es unter anderem um eine Verschärfung der Video-Überwachung und der Einlasskontrollen geht. «Die Ansage der Innenminister ist klar: Wir erwarten, dass die Vereine, der Verband und die Liga ihre Beiträge für die Sicherheit in den Stadien deutlich erhöhen», sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf der Innenministerkonferenz in Rostock.

«Ich finde es nicht lustig, dass einige Vereine noch immer glauben, Gewalt in den Stadien sei eine Erfindung der Politik. Sie ist leider Realität an jedem Wochenende», sagte Friedrich weiter. Sollten die Vereine nicht ihren Pflichten nachkommen, müssten sie künftig für Polizeieinsätze in den Stadien zahlen. Dies sei aber die «Ultima Ratio».

Bayern-Trainer Jupp Heynckes meinte unterdessen: «Es gibt drei Dinge, über die es nichts zu diskutieren gibt: Pyrotechnik, Rassismus und Gewalt.» Er forderte, «dass beim Sicherheitsgipfel alle Argumente auf den Tisch kommen». Sportvorstand Matthias Sammer sagte dem Sender Liga Total: «Sie sollen halt miteinander reden, und dann wird es eine gute Lösung geben. Da bin ich mir ziemlich sicher.» Der DFB und die DFL scheinen mittlerweile die meisten Clubs zumindest auf Linie gebracht zu haben.