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Geschlechtergerechtigkeit„Der wichtigste Kampf“: Kanadas Fußballerinnen auf Rapinoes Spuren

Geschlechtergerechtigkeit / „Der wichtigste Kampf“: Kanadas Fußballerinnen auf Rapinoes Spuren
Die kanadischen Fußballerinnen holten bei den Olympischen Spielen 2021 Gold Foto: Loïc Venance/AFP

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Kanadas Fußballerinnen nehmen „unter Protest“ die WM-Vorbereitung auf. Die Olympiasiegerinnen wollten im Clinch mit dem Verband für mehr Geschlechtergerechtigkeit streiken – und erhalten prominente Unterstützung.

Nein, in den Spiel-Streik treten sie vorerst nicht. Doch einen weiteren medienwirksamen Seitenhieb landeten Kanadas Olympiasiegerinnen in ihrem Kampf für mehr Geschlechtergerechtigkeit trotzdem. Mit umgedrehten Trikots ohne Verbandswappen lief die Auswahl um Kapitänin Christine Sinclair zum Abschlusstraining vor dem hochkarätig besetzten SheBelieves Cup auf.

„Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Kampf, den wir als Nationalspielerinnen zu führen haben, und wir sind entschlossen, ihn zu gewinnen“, sagte Sinclair vor Beginn des Einladungsturniers in den USA, das als Vorbereitung auf die WM im Sommer (20. Juli bis 20. August) dient. Zu einem Boykott konnte sich das Team nicht durchringen, man nehme aber nur „unter Protest“ an der Veranstaltung teil. „Wir sind erschöpft und mit den Nerven am Ende“, sagte Sinclair.

Prominenten Zuspruch in ihrem Clinch mit dem nationalen Fußballverband Canada Soccer um Lohngleichheit und angemessene Unterstützung erhielten Sinclair und Co. von der Vorkämpferin Megan Rapinoe. „Wir sind alle voll bei ihnen, die ganze Zeit“, schrieb die US-Ikone bei Twitter. Das Verhalten des Verbandes bezeichnete sie als „verdammt wild“.

Gezwungen wieder zu arbeiten

Das kanadische Frauenteam hatte zuletzt immer wieder die Ungleichbehandlung im Vergleich mit den Männern beklagt. Am vergangenen Wochenende hatten sie sogar das Training boykottiert. Ein Streik, wie ihn in der Vergangenheit bereits die Nationalspielerinnen Australiens, Dänemarks und Spaniens durchgezogen hatten. Doch der kanadische Verband drohte daraufhin mit juristischen Konsequenzen, nach Gesprächen mit der Gewerkschaft kehrten Sinclair und ihre Mitstreiterinnen zähneknirschend auf den Platz zurück.

„Um das klarzustellen“, schrieb die Weltrekordtorschützin Sinclair (190 Länderspieltreffer) bei Twitter: „Wir werden gezwungen, kurzfristig wieder zu arbeiten. Es ist nicht vorbei.“ Im Raum stehen Zahlen, wonach Kanadas Männer 2021 knapp 7,7 Millionen Euro an Unterstützung erhalten haben, die Frauen rund 3,5 Millionen. Für das letzte Jahr stehen die Werte noch aus.

Zuletzt, so die Kritik von Kanadas Fußballfrauen, seien die Tage im Trainingslager gekürzt und die Aktivitäten vor Ort zu eng getaktet worden, was sich negativ auf die WM-Vorbereitungen auswirke. „Wir sind es leid, ständig für faire und gleiche Behandlung kämpfen zu müssen“, hieß es in einer Erklärung. Die Männer-Nationalmannschaft um Starspieler Alphonso Davies unterstützt die Frauen „von ganzem Herzen“.

Die Frage wird nun sein, inwieweit sich der Streit auf die sportlichen Leistungen des WM-Mitfavoriten auswirkt. Aufschluss darüber könnte schon das anstehende Turnier geben, bei dem es nach dem Auftaktspiel gegen den Erzrivalen USA noch gegen Brasilien und Japan geht. (SID)