ShorttrackDer Trainer der Luxemburger, Gregory Durand, über die vergangene Saison: „Eine Generation für Olympia 2026“

Shorttrack / Der Trainer der Luxemburger, Gregory Durand, über die vergangene Saison: „Eine Generation für Olympia 2026“
Peter Murphy (links) und Augustin Géré (rechts) haben nicht die beste Saison hinter sich Archivbilder: Marcel Nickels/Editpress

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Die Shorttracker Luxemburgs haben eine durchwachsene Saison hinter sich. Vor allem Augustin Géré konnte seine Leistungen aus dem Vorjahr nicht bestätigen. Zusammen mit Peter Murphy schafft er es noch nicht, mit den Besten der Welt mitzufahren, doch der Trainer der Luxemburger, Gregory Durand, blickt optimistisch in die Zukunft. Lichtblick in dieser Saison war Anna Ruysschaert, die bei den Youth Olympic Games einen elften Platz einfuhr. 

Tageblatt: Gregory Durand, es war Ihre vierte Saison als Trainer in Luxemburg. Wie würden Sie diesen Winter zusammenfassen?

Gregory Durand: Diese Saison war etwas komplizierter, weil wir im letzten Jahr sehr gute Ergebnisse hatten und diese in diesem Jahr ausblieben. Das Niveau der Besten der Welt hat sich gesteigert, was auch dazu führt, dass es schwieriger war. Wir haben aber eine sehr junge Mannschaft, mit Peter Murphy, der im März 20 Jahre alt wird, Augustin Géré ist 18 und Anna Ruysschaert ist 17 Jahre alt. Zwischen 23 und 25 Jahren erreicht man das optimale Alter im Shorttrack.

Trotz ihres jungen Alters treten Murphy und Géré im Weltcup gegen die Besten der Welt an. Dort laufen sie ständig hinterher. Ist das für das Duo nicht frustrierend?

Wir haben sie absichtlich so früh in den Weltcup geschickt, damit sie Erfahrungen sammeln. Es ist schwierig, wenn man mit den Besten der Welt mitfahren will, aber am Ende müssen sie verstehen, dass die aktuellen Gewinner denselben Weg wie sie eingeschlagen haben. Der russische Shorttracker Semen Elistratov war vor zehn Jahren auch nur bei den Letzten dabei und ist nun mit Medaillen aus allen Wettbewerben dekoriert. Es wird gesagt, dass man zehn Jahre bräuchte, um vom einen auf den anderen Tag gut zu werden.

Was fehlt ihnen noch?

In unserem Sport muss man sehr viele Fähigkeiten erlernen. Neben den technischen Eigenschaften muss man intelligent sein, ein Rennen lesen können. Das lernt man am besten, wenn man gegen die Besten fährt.

Die größte Änderung für Géré ist, dass er seit dieser Saison ein Jura-Studium begonnen hat. Bei ihm lief es nicht so gut wie in der letzten Saison. Denken Sie, dass das Studium seine sportliche Leistungsfähigkeit beeinflusst?

Wir sind uns der Problematiken bewusst, aber es ist machbar. Für Augustin ist es schwierig, weil er erst 18 Jahre alt ist und seinen Zeitplan alleine organisieren muss. Als er noch zur Schule ging, hatte er geregelte Abläufe, das ist jetzt nicht mehr so. Ich war zehn Jahre in der französischen Nationalmannschaft und habe auch währenddessen studiert, das hat funktioniert. Aber es ist nicht unkompliziert.

Bei den Europameisterschaften in Ungarn konnte er am 1.000-Meter-Rennen nicht mehr teilnehmen, weil er eine Klausur zu schreiben hatte.

Das ist in diesem Jahr alles nicht optimal verlaufen. Er konnte auch nicht bei den Weltmeisterschaften der Junioren starten, weil es zeitlich mit den Klausuren nicht passte. 

Anna Ruysschaert hat hingegen bei den Winter Youth Olympic Games einen elften Platz über 500 Meter eingefahren. 

Es war eine wirklich gute Leistung von ihr. Die Spiele in der Schweiz waren mit Olympia gleichzusetzen, nur für Jüngere. Ein elfter Platz, sich damit für die Mixed-Staffel zu qualifizieren, war zufriedenstellend. Sie ist auf dem Weg, ihr Abitur zu absolvieren, aber das hat sie nicht daran gehindert, sich auf die Vorbereitung dieses Wettbewerbs zu konzentrieren. 

Aufgrund der Verbreitung des Coronavirus wurden nun auch die Weltmeisterschaften abgesagt. Hätte Géré daran teilgenommen?

Ich war mit der polnischen Mannschaft, die ich auch trainiere, im Trainingslager im Kasachstan. Augustin sollte ebenfalls an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Wir hätten am Ende der Saison noch einmal sehen können, wie viele Kräfte er noch hat. Nach der Weltmeisterschaft hätten Augustin und Anna noch am Europacup-Finale im russischen Kolomna teilgenommen. Dort treffen die besten acht Nachwuchs-Skater aus Westeuropa auf die besten acht aus Osteuropa aus den jeweiligen Alterskategorien. Der letzte Wettbewerb wären dann Ende März die nationalen Meisterschaften gewesen. Aber da alle Eishallen zu sind, ist die Saison offiziell beendet.

Die nächste Saison ist die letzte, bevor es um Olympia geht. Tokio 2022 ist ein großes Ziel, oder?

Die WM wurde nur verlegt, deswegen werden im nächsten Jahr wohl zwei Weltmeisterschaften stattfinden, dazu die Weltmeisterschaft der Junioren und die Winter-Universiade. Wir haben also ein volles Programm und es wird die letzte Saison sein, auf die wir uns für Olympia 2022 vorbereiten können. Dort wollen wir uns qualifizieren. Aber wir haben keinen Druck, wir haben eher eine Generation für Olympia 2026.

Auch die jüngeren Shorttracker, wie Jimmy Kiesgen, haben schon auf sich aufmerksam gemacht. Trainieren Sie auch ihn? 

Wir trainieren die Sportler in Luxemburg zu zweit. Elena Baranok kümmert sich um die Jüngeren. Wenn ich in Polen bin, trainiert sie aber auch unsere Kader-Athleten. Jimmy Kiesgen hat mit 14 Jahren auch schon international gute Resultate eingefahren und gehörte in der letzten Saison im „StarClass“, einem Wettbewerb der besten Nachwuchsskater Westeuropas, zu den besten drei seiner Alterskategorie.

Bis wann werden Sie Ihre Arbeit in Luxemburg fortsetzen?

Wir haben gute Arbeit bis jetzt gezeigt. Die Kontakte zum COSL helfen uns in finanzieller, aber auch in sportlicher Hinsicht. Wir bekommen Zugang zu professionellen Trainingsstrukturen und anderen Trainern, das stellt mich zufrieden. Ich habe einen Vertrag bis zu den Olympischen Spielen 2022, danach werden wir sehen, wie es weitergehen wird.

Gregory Durand ist seit der Saison 2016/17 in Luxemburg als Trainer tätig
Gregory Durand ist seit der Saison 2016/17 in Luxemburg als Trainer tätig