Am Samstagabend kam es zu Tumulten während der Begegnung zwischen Wiltz und Käerjeng (siehe auch „T“ von Montag). Das maltesische Schiedsrichtergespann verlor in der zweiten Hälfte die Kontrolle in der „Géitzt“.
Ein anderes Bild bot sich den Akteuren am Sonntag in Ettelbrück. Nach neun Gelben und vier Roten Karten handelte sich der Unparteiische heftige Kritik der beiden Trainer Patrick Grettnich (Etzella) und Manuel Correia (Kayl/Tetingen) ein.
Im „T“-Interview erklärt Charles Schaack (Foto), Präsident der FLF-Schiedsrichter-Kommission, wie schwer es ist, in solchen Fällen den schmalen Grat zwischen Fingerspitzengefühl und gerechter Bestrafung einer Regelwidrigkeit zu finden.
Tageblatt: Zur Partie in Ettelbrück: Beide Trainer waren nach der Begegnung der Meinung, dass einige Karten zu Unrecht verteilt wurden.
Charles Schaack: „Ich habe mich nach dem Spiel mit dem Schiedsrichterbeobachter unterhalten. Er hat mir bestätigt, dass der Schiedsrichter mit seinen Entscheidungen nicht so weit danebenlag. Jetzt wird erst einmal der Rapport des Unparteiischen untersucht. Aber fest steht auch, dass der Schiedsrichter die Karten nicht umsonst verteilt. Es gehören immer zwei Parteien zu einem Spiel dazu.“
Wäre denn nicht etwas mehr Fingerspitzengefühl gefragt gewesen, um das Spiel zu beruhigen?
„Natürlich gibt es immer Situationen, in denen das Fingerspitzengefühl gefragt ist. Aber der Schiedsrichter steht auch in der Pflicht, die Regeln zu befolgen und dementsprechend die Fehler zu sanktionieren. Es ist schwer, das zu vereinen.“
Dabei war es kein unerfahrener Mann, der dieses Spiel geleitet hat.
„Nein, absolut nicht. Chris Reisch hat bereits einige UEFA-Berufungen hinter sich.“
Fortbildung
Es ist einfach, dem Schiedsrichter die Schuld in die Schuhe zu schieben, aber welche Konsequenzen kann diese Partie mit sich bringen?
„Egal, wie das Spiel ausgeht – und das weiß ich aus eigener Erfahrung –, ein guter Schiedsrichter stellt sich nach solch einem Spiel viele Fragen. Gerade wenn so viele Karten verteilt wurden, muss er sich fragen, was er hätte anders machen können. Das wird er höchstwahrscheinlich auch mit dem Beobachter tun. Doch auch hier gilt, dass Spieler und Trainer sich hinterfragen müssen, ob sie mit ein bisschen mehr Ruhe das Ganze nicht hätten verhindern, und die Emotionen im Sinne des Fair-Play zurückschrauben können.“
Zu Ihren maltesischen Kollegen. Wie ist dieser Austausch zustande gekommen?
„Das war eine einmalige Sache. Im Rahmen eines UEFA-Programms, in dem Laurent Kopriwa eingeteilt ist, hat dieser Austausch stattfinden müssen. Das Ganze ist eine Initiative der UEFA, die es jungen Schiedsrichtern ermöglichen möchte, sich in fremden Umgebungen und Kulturen fortzubilden. Laurent Kopriwa hat einen maltesischen Mentor, deshalb wurde der Austausch mit Malta beantragt.“
Hatten Sie bereits die Gelegenheit, das Spiel in Wiltz mit dem maltesischen Gespann zu analysieren?
„Ja. Ich habe mir gestern (am Sonntag) ihr zweites Spiel auf dem Galgenberg angesehen. Bei der Partie zwischen Fola und Canach lief ja auch alles normal ab. Sie haben mir bestätigt, dass so etwas wie in Wiltz eher selten vorkommt. Auch sie sind erfahrene Schiedsrichter in ihren Ligen und unruhige Spiele gewohnt. Sie waren allerdings überrascht, denn sie haben nicht damit gerechnet, dass es sich so entwickeln würde. Wir haben festgestellt, dass der Schiedsrichter das Spiel in den letzten zehn Minuten nicht mehr im Griff hatte. Das liegt aber nicht etwa am Niveau-Unterschied zwischen Malta und Luxemburg, alle Schiedsrichter genießen unter der UEFA die gleiche Ausbildung. Ausschlaggebend ist in solchen Momenten die Leistung des Einzelnen. Die einen können eben besser mit Stresssituationen umgehen als andere. Der Schiedsrichter war sich des Ausmaßes der Situation vielleicht nicht bewusst. An einem Informationsmangel lag es allerdings nicht. Die maltesischen Schiedsrichter wurden im Vorfeld über die Mannschaften und deren Tabellenpositionen in Kenntnis gesetzt.“
Hat der Schiedsrichter die richtige Entscheidung getroffen, das Spiel erst zu unterbrechen und dann zu Ende spielen zu lassen?
„Ja. Das Ziel jedes Schiedsrichters ist es, ein Spiel zu Ende zu bringen. Das war so auch in Ordnung. Auf die Emotionen, die neben dem Spielfeld hochkochen, hat der Unparteiische nun mal keinen Einfluss.“
Wie erging es den Luxemburger Schiedsrichtern auf Malta?
„Ihnen sind solche Erfahrungen glücklicherweise erspart geblieben. Das war wie gesagt eine einmalige Sache.“
(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)
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