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FußballDer neue Fola-Präsident Paul Olk: „Ich bin nicht immer einfach“

Fußball / Der neue Fola-Präsident Paul Olk: „Ich bin nicht immer einfach“
Paul Olk (4.v.l., oben) und der Fola-Vorstand wollen die Sponsoren-Maschine wieder ankurbeln Foto: Fola Esch

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Der älteste Fußballverein des Landes versucht es mit einem brandneuen Führungsstil. Paul Olk ist in der Sportwelt kein Unbekannter und kann auf unterschiedliche Erfahrungen zurückblicken. Gelernt hat das frisch gewählte Vereinsoberhaupt der Escher Fola dabei, eine klare Aufgabenverteilung und gezielte Marketing-Strategien zu fördern. Priorität auf dem Galgenberg haben für den 63-Jährigen jetzt erst einmal die Finanzen.  

Ein paar Fäden hat Paul Olk für die Escher bereits im Hintergrund gezogen. Nicht auf dem Galgenberg – wo seine Mission erst am Donnerstagabend offiziell anlief –, sondern seit zwei Jahren, bei langen und zahlreichen Gesprächen in Remich, der Wahlheimat des frisch gewählten Präsidenten. Bislang sei die Minettemetropole Esch nämlich in erster Linie seine medizinische Hochburg gewesen, wie er scherzhaft meinte: „Mein Zahnarzt, mein Kardiologe und meine Generalisten haben ihre Praxen hier.“ Jedenfalls scheint es zumindest gesundheitstechnisch eine gesunde Basis zu geben: „Das zeigt ja: Ich vertraue den Eschern.“ 

Einer, der nie lockergelassen hat, um ihn jetzt aus sportlichen Gründen auf Dauer in den Süden zu ziehen, sei Sportdirektor Pascal Welter gewesen. Olk hat der Fola 2020 dank seiner Vernetzungen in der Möbelbranche (als ehemaliger Direktor der Möbel-Roller-Kette) dabei geholfen, die Firma Ehrmann als Haupt-Trikotsponsor zu gewinnen. So wundert es nicht, dass Olk bei seiner Kandidatur eine Forderung stellte – nämlich Welter als Vorstandsmitglied an seiner Seite zählen zu können. Jerry Geimer, die neue treibende Kraft im Marketing-Bereich, war Olks zweiter Wunschkandidat für den Vorstand.

Die Ideen, die der ehemalige FLH-Präsident den Vereinsmitgliedern bei der außergewöhnlichen Generalversammlung unterbreiten wollte, gingen vor allem in zwei Richtungen: Finanzen und sportliche Ergebnisse. Der 63-jährige Rentner, der als unabhängiger Kommunikations- und Marketingberater arbeitet, dürfte sich der Wahl seiner deutlichen Worte demnach mehr als nur bewusst gewesen sein. „Es gab während 17 Jahren eine Kultur des Mäzenatentums. Ich will damit nicht sagen, dass Geld keine Rolle spielte, aber zumindest wusste man, wo man es herbekommen würde. Die Summe der Sponsoren-Einnahmen ging runter, die der Spenden des Mäzens in die Höhe. Es existierte nicht einmal eine Marketing-Kommission. Vor zwei Jahren hatte der Klub nicht einmal mehr einen Trikotsponsor in der Champions League.“

Aber einen anderen, großen Geldgeber namens UEFA. „Der Aufprall nach dem Ausscheiden in der Königsklasse wurde von der Tatsache gedämpft, dass es noch weiteres Geld durch die Conference-League-Spiele gab“, sagte Olk. Dass diese Geldquelle in Zukunft nicht zu den sichersten gehört, dessen ist man sich in Esch bewusst. Trotz der schweren sportlichen Lage ist die Ehrenpromotion absolut kein Thema für den neuen Chef der Fola. „Da darf man nicht dran denken. Immerhin sind noch 63 Punkte zu holen.“

Wie man den Kopf aus der Schlinge zieht, weiß Olk als früherer Progrès-Präsident nur allzugut: „Als ich den Progrès im November 2001 übernommen habe, waren wir Vorletzter der Ehrenpromotion. Im Mai sind wir aufgestiegen.“ Im gleichen Jahr kandidierte er für den Posten des FLF-Präsidenten, war zehn Jahre lang Präsident des „Groupement des divisions suppérieurs du football luxembourgeois“ und zwischen 2004 und 2008 an die Spitze des Handballverbands gewählt worden. 

Erfahrung hat Olk demnach reichlich. „Was Probleme bereiten kann, sind zwischenmenschliche Angelegenheiten“, sagte er. „Aber die Masse der Leute weiß mehr als eine einzelne Person. Nur unzufriedene Menschen bringen einen nach vorne.“ Dort will man wieder hinsteuern. Ein schwerer Weg steht bevor. Und auch Olk gestand bei seiner Präsentation ein, „nicht immer einfach zu sein“. 

Die damaligen Visionen

Nach vier Amtsjahren, im Juni 2021, legte Mauro Mariani das Amt bei der Escher Fola nach dem Gewinn der Meisterschaft nieder. Seither war die „Doyenne“ auf der Suche nach einem Nachfolger. „Keine Eile“, „ein externes Profil“ und „neue Dynamik entfachen“ waren damals Kernzitate des Mariani-Abschlussinterviews im Tageblatt. Mit der Inthronisierung Olks dürften seine damaligen Vorschläge jedenfalls erfüllt worden sein.