Zwar bedauern die Verantwortlichen der FLAM den Abgang von zwölf Kaderathleten, doch nun will sich Heiler voll und ganz auf die Vorbereitungen für die Spiele der Kleinen Staaten Ende Mai konzentrieren. Dies mit frischem Elan und neuen sowie alten Gesichtern – darunter auch die talentierte Taylor King.
Respekt
Mangelnden Respekt werfen zwölf Sportler ihrer Verbandsführung vor und teilen mit, unter diesen Umständen nicht mehr für Luxemburg antreten zu wollen.
Nun ist Respekt etwas, was auf Gegenseitigkeit beruht. Respekt vor Regeln und Strukturen, ohne die es auch im Sport nicht geht. Der Kampfsport-Verband FLAM und als nächsthöhere Ebenen Olympisches Komitee sowie Sportministerium stellen Regeln auf und Gelder zur Verfügung, engagieren kompetente Nationaltrainer und trennen sich von diesen, wenn es nicht mehr so gut läuft, gehen auf Sponsorensuche, treffen Entscheidungen. Dass diese nicht immer jedem gefallen, ist normal.
Im vorliegenden Streitfall um Ex-Nationaltrainer Georgery jedenfalls legte die Verbandsführung, die sich in der Vergangenheit auch nicht immer mit Ruhm bekleckerte, die nötige Zurückhaltung an den Tag, um zu einem guten Ende für den Luxemburger (Judo-)Sport zu kommen. Die Sportler nicht. Auch der grüne Zweig, auf den man nach einer Vermittlung kam, wurde geknickt – übrigens eine weitere Respektlosigkeit gegenüber den eingesetzten Vermittlern.
Die Sportler standen nach der «médiation» unseres Erachtens in der Pflicht, etwas zu geben, anstatt immer nur nehmen zu wollen. Und sogar noch mehr nach der Konzeptvorstellung des neuen Nationaltrainers, der alle Türen riesengroß aufmachte.
Und was den viel diskutierten Japan-Lehrgang angeht, war dies nie ein Verbandslehrgang, sondern ein privater. Georgery bezahlen musste die FLAM eh – der Vertrag des Nationaltrainers lief noch zu dem Zeitpunkt. Aber auch alle anderen Lehrgangskosten des Verbandsangestellten wurden bezahlt. Sie mussten bezahlt werden, es waren minderjährige Sportler dabei. Die FLAM hätte sonst verantwortungslos gehandelt.
Was kam zurück? Nichts. Gemeinhin sagt man im Sport, es sei eine Ehre, sein Land international vertreten zu dürfen. Den erwähnten zwölf Sportlern scheint dies egal zu sein, Manon Durbach wirft unserer Meinung nach sogar eine Olympia-Chance für 2016 leichtfertig weg. Apropos Rio 2016: Auch Lynn Mossong hat das Potenzial für eine Olympia-Teilnahme. Die Sportsoldatin gehört nicht zu den zwölf «Rebellen», wohlwissend, dass sie dann Nationalkader, COSL-Kader, Elitesportler-Sektion der Armee und wohl auch ihre – einzige – Olympia-Chance knicken kann. Nun ist aber Georgery ihr persönlicher Trainer … Da kann man wohl nur das Beste hoffen.
(Claude Clemens)
Am 4. Januar haben bekanntlich zwölf Kaderathleten dem Verband in einem Brief mitgeteilt, aus der Nationalmannschaft austreten zu wollen. Als Gründe nannten die Judokas Respektlosigkeit und Nicht-Einhaltung der Absprachen.
Stellung
In Anwesenheit der Olympia-Fünften Marie Muller nahmen sowohl Ehemann und Nationaltrainer Ralf Heiler als auch FLAM-Präsident Roland Lenert am Montag in einer Pressekonferenz Stellung zu den Vorwürfen der zwölf Kaderathleten.
«Man wirft uns Respektlosigkeit vor. Nach den Problemen wegen der Nichtverlängerung des Vertrages von Frédéric Georgery und der anschließenden ‹médiation› haben wir positiv reagiert und so manche Angelegenheiten vergessen. Es wurde festgelegt, dass Lynn Mossong weiter an ihrem Programm arbeitet und die Athleten nach Absprache mit Ralf Heiler an Georgery als ihrem Privattrainer festhalten dürften», erläuterte Verbandspräsident Roland Lenert am Montag die Fakten.
Vorwurf I: U23-EM
Einen der Fürsprecher für einen Verbleib Georgerys, Eric Aach, setzte der Verband eine Woche vor der U23-Europameisterschaft darüber in Kenntnis, dass seine Berufung nicht berücksichtigt werde. Georgery hatte seinen Schützling zuvor für die U23-EM angemeldet, ohne dass dieser die nötigen Kriterien zur Nominierung erfüllt hatte.
«Ich habe mich heute (Montag) noch mit einem Mitglied des Olympischen Komitees unterhalten. Er hat mit versichert, dass kein Nationaltrainer diesen Athleten im Normalfall nominiert hätte», so Heiler. Diese Nicht-Nominierung sei keineswegs eine Bestrafung für den Wortführer der Georgery-Anhängerschaft gewesen, sondern eine logische Maßnahme: «Man hat uns vorgeworfen, einige Athleten mehr bestraft zu haben als andere. Wir haben diesen Schritt nicht aus Wut auf Eric Aach gemacht, sondern weil wir der Meinung waren, dass seine Berufung nicht gerechtfertigt war», sagte Lenert. Der Präsident räumte allerdings ein, dass der Zeitpunkt der Mitteilung an Aach (eine Woche vor der EM) recht spät erfolgte.
Vorwurf II: Japan
Ein weiterer Streitpunkt war ein Lehrgang Anfang Dezember in Japan. Der Verband hatte Ex-Nationaltrainer Georgery bereits Mitte September darauf hingewiesen, dass wegen der Mannschaftsmeisterschaft im Dezember die Athleten erst einige Tage später nach Japan reisen dürften. Doch es war der Belgier selbst, der die zehn Flugtickets bestellte und damit für den Ausfall des Championats sorgte (das «T» berichtete). «Georgery sagte uns, dass er keine Autorität mehr über die Judokas habe und er sich ohnehin auf dem Abstellgleis befinde. Die Athleten haben uns mitgeteilt, dass es ihre persönliche Entscheidung gewesen sei. Nach ihrer Rückkehr haben wir sehr milde reagiert. Dem Trainer haben wir eine schriftliche Abmahnung in die Hand gedrückt und ihn suspendiert. Die Athleten haben wir mündlich abgemahnt», erklärte Lenert und fügte hinzu: «Diesen Lehrgang haben die Athleten selbst finanziert. Insgesamt haben der Aufenthalt des Trainers sowie die Teilnahme von Lynn Mossong am Grand Slam uns 6.500 Euro gekostet. Aus budgetären Gründen hätten wir als Verband in dieser Hinsicht wohl auch nur die Besten zu solch einem Lehrgang geschickt.»
Vorwurf III: „Schivakanz“
Auch Ralf Heiler stellte sich am Montag dem Vorwurf, der Verband habe nur einem Teil der Mannschaft ein «Geschenk» gemacht und ihnen einen Skiurlaub finanziert. «Ich kann jetzt schon ein paar Wörter Luxemburgisch mehr. Eins davon ist ‹Schivakanz›. Und wir hatten keine ‹Schivakanz›. Wir haben täglich zwischen sechs und zehn Stunden trainiert.» Gemeint ist ein Höhentrainingslager im österreichischen Kühtai. «Alle waren eingeladen, man kann uns nicht vorwerfen, nur ein paar Auserwählten den Lehrgang angeboten zu haben.» Gekostet hat dieser Aufenthalt die FLAM 4.500 Euro.
Für Roland Lenert steht fest: «‹Eisen Haaptfeeler war, dass mer ze fein waren.› Wir sind ihnen zu sehr entgegengekommen. Als Präsident, und das ist meine persönliche Meinung, bekommt man den Eindruck, dass Georgery alle mit sich herunterziehen will, nach dem Motto: ‹Wenn ich nicht zu den Spielen der Kleinen Staaten kann, dann soll dort auch niemand eine Medaille gewinnen.'»
Bedauern
Der Nationaltrainer sprach aber ebenfalls sein Bedauern über die Entscheidung der zwölf Kaderathleten aus. «Sie haben nicht erkannt, in welchem Maße sie bisher gefördert wurden. Was mich persönlich getroffen hat, ist, dass sie das so kurz vor den heimischen JPEE tun. Das zeigt, dass sie die Wichtigkeit dieser Möglichkeit nicht erkennen, ihren Förderern im eigenen Land etwas zurückzugeben.» Heiler ergänzte: «Hier wurde die Zusammenarbeit mit dem Verband gekündigt. Sie können nur noch auf Vereinsebene antreten. Die Spielregeln sollten eindeutig sein. Es ist ein Entgegenkommen der FLAM, dass sie ihre Wettkampflizenz behalten dürfen.»
Heiler hat «ihre Entscheidung akzeptiert. Wenn mich jemand dieser Leute anruft oder vernünftig reden will, bin ich gerne bereit, dies zu tun. Aber jetzt machen wir hier einen Deckel drauf und wollen in Ruhe arbeiten. Es kann nicht sein, dass ich mehr Zeit bei Pressekonferenzen verbringe als bei Trainingseinheiten.»
Erste gute Nachrichten gab es ebenfalls zu vermelden: «Ich habe einige positive Rückmeldungen bekommen. Es sind einige froh, dass sich nun alles geklärt hat und wir frei beginnen können.» Eine davon ist die Judoka des Judo-Club aus Metz, Taylor King, die «voraussichtlich Ende Januar das Nationaltraining wieder aufnehmen wird.»
(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können