BilanzDas Grundgerüst der Basketball-Nationalmannschaft steht

Bilanz / Das Grundgerüst der Basketball-Nationalmannschaft steht
Clancy Rugg ist zurzeit Topscorer der laufenden WM-Vorqualifikation, in der acht Mannschaften in zwei vierköpfigen Gruppen antreten Foto: Jeff Lahr

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In der ersten Phase der Vorqualifikation für die Weltmeisterschaft 2023 gab es für die Luxemburger Basketball-Herren zwei knappe Niederlagen in der Slowakei (65:73) und vor heimischem Publikum gegen den Kosovo (80:84). Auch wenn das junge Team ein weiteres Mal Lehrgeld zahlen musste und ein Sieg vorerst ausblieb, sind weitere Fortschritte nicht zu übersehen. Ein Überblick über die Erkenntnisse der ersten beiden Partien.

Das Grundgerüst

Mit Thomas Grün, Alex Laurent, Oliver Vujakovic und Clancy Rugg sind vier Spieler aus der Starting Five von Nationaltrainer Ken Diederich nicht mehr wegzudenken. Thomas Grün, der mit seinen 24 Jahren bereits seine vierte Saison in der zweiten Bundesliga bei den Gladiators Trier bestreitet, zeigte einmal mehr, dass er endgültig in die Leaderrolle hineingewachsen und inzwischen durchaus fähig ist, das Nationalteam zu tragen. In den Reihen der FLBB-Auswahl hat er sich zum unverzichtbaren Lenker entwickelt, wie alleine seine neun Assists in der Partie gegen den Kosovo unter Beweis stellen. Zudem leistet Grün wertvolle Arbeit in der Defensive, wo er im Heimspiel am Sonntag mit Dardan Berisha einen der Leistungsträger des Kosovo phasenweise komplett aus dem Spiel nahm, der so überhaupt nur drei von 15 Versuchen aus dem Feld verwandelte. Alex Laurent hat unterdessen die Rolle des Kapitäns voll und ganz angenommen, stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft und leistet überall dort wertvolle Arbeit, wo er benötigt wird. Auch wenn dies bedeutet, dass der 26-Jährige nicht immer auf die Trefferquote kommt wie noch in den letzten Qualifikationskampagnen. Die erstaunlichste Entwicklung hat unterdessen Oliver Vujakovic vollzogen, der im Vergleich zur starken EM-Vorqualifikation im letzten Sommer noch einmal zulegte. Der 23-Jährige, der neben seinen Studien in Innsbruck noch für den Zweitligisten Swarco Raiders Tirol aufläuft, war auf dem Parkett omnipräsent, traute sich, unter den Korb zu ziehen, ackerte im Rebound und bewies auch noch Auge für seine Mitspieler, wofür auch die 18 Punkte, fünf Rebounds und drei Assists gegen den Kosovo sprechen. In dem mit einem Durchschnitt von 24 Jahren jüngsten Kader der Qualifikationsgruppe B bildet das Trio ein starkes Grundgerüst, zu dem nun Clancy Rugg hinzugestoßen ist.


Clancy Rugg

Nachdem Clancy Rugg bereits bei den Spielen der kleinen Staaten in Montenegro zeigte, welche Verstärkung er für die Nationalmannschaft ist, konnte der 28-Jährige auch bei seinen ersten Einsätzen in einer FIBA-Qualifikation mehr als überzeugen. So gelang dem Escher mit 21 Punkten und 20 Rebounds ein seltenes Double-Double in der Slowakei. Gegen den Kosovo, als er sich gegen körperlich anspruchsvolle Gegenspieler behaupten musste, bewahrte er hingegen die Ruhe und schaffte es im dritten Viertel, aufzudrehen. 31 Punkte hatte Rugg so am Ende auf seinem Konto stehen. Doch wer denkt, dass der gebürtige US-Amerikaner in den Reihen der FLBB-Auswahl Alleinunterhalter ist, der täuscht. Rugg ist wie beim Basket Esch auch hier Teil eines Kollektivs, in dem er sich nicht zu schade ist, die Drecksarbeit zu übernehmen. Alleine seine Anwesenheit auf dem Parkett verleiht seinen Mitspielern eine erstaunliche Sicherheit, die sich so ebenfalls mehr zutrauen.


Nachwuchsspieler

In jeder Qualifikation, in der Ken Diederich das Nationalteam bisher als Trainer betreut hat, konnte mindestens ein Nachwuchsspieler auf sich aufmerksam machen. Sei dies nun Philippe Gutenkauf, der auf der Position des Aufbauspielers zurzeit in der Starting Five gesetzt ist, oder Philippe Arendt, der beim Sieg gegen den Kosovo im vergangenen August einen mutigen Auftritt hinlegte und durch seine Energie wesentlichen Anteil am damaligen Erfolg hatte. In den beiden Begegnungen der laufenden WM-Vorqualifikation war es nun Mihailo Andjelkovic, der sich nahtlos in diese Reihe einfügte und als erster Reservespieler aufs Parkett durfte. Nach und nach bekommt auch das Nationalteam eine Basis, die in Zukunft eine größere und somit wertvolle Rotation ermöglichen wird. Diederich scheut sich dabei auch nicht, Spieler aus der Nationale 2, wie etwa Vic Heuschling von der AS Zolver, zu nominieren. Dabei fehlten dieses Mal mit dem Escher Ben Kovac und dem Ettelbrücker Ivan Delgado zwei junge Spieler, die in den kommenden Monaten im FLBB-Kader gesetzt sein dürften, aufgrund ihrer Grundausbildung bei der Armee.


Stärken

Kollektiv, Kampfgeist und Tempospiel, das sind zurzeit die großen Stärken in den Reihen der FLBB-Herren, die trotz der beiden Niederlagen einen weiteren Reifungsprozess vollzogen haben. Denn dort, wo man sich zuvor in einer Partie noch krasse Durchhänger erlaubte, die es dem Gegner ermöglichten, davonzuziehen, schafft man es inzwischen, dagegenzuhalten. So etwa beim 2:8-Start in die Partie gegen den Kosovo, als die Luxemburger den Rückstand auf nicht mehr als sechs Punkte anwachsen ließen. Auch wenn ein Sieg ausblieb, so wurde doch keine Partie auf mehr als acht Zähler verloren. Auch die Reboundsparte, die das Nationalteam vor fünf Jahren noch überaus deutlich verlor, gewinnt man inzwischen, dies sowohl gegen die Slowakei (40 zu 32) als auch gegen den Kosovo (35 zu 29). Zwar sind sie körperlich noch immer im Nachteil, doch schaffen es Laurent und Co., dies als Mannschaft und mit viel Kampfgeist zu kompensieren.


Die Schwächen

Die FLBB-Herren halten inzwischen dagegen, setzen auf hohes Tempo. Dies bringt zwangsläufig jedoch auch Ballverluste mit sich und hier lag sowohl gegen die Slowakei (14 Turnover) wie auch gegen den Kosovo (18 Turnover) eine der größten Schwächen. Auch aus der Distanz lag beide Male die Trefferquote bei gerade einmal 17 Prozent, zu wenig, wenn der Gegner gerade hier in der entscheidenden Phase Glanzpunkte setzen kann. Gegen den Kosovo verpassten es die Luxemburger Basketball-Herren in den letzten fünf Minuten der Partie, die Fehler unter dem Korb zu suchen. Der Gegner hatte bereits zu diesem Zeitpunkt fünf Mannschaftsfouls und so hätte man viel häufiger an der Freiwurflinie stehen müssen. Es ist die Routine, die zum Teil noch fehlt, so sind auch einige falsche Entscheidungen zu erklären.


Knappe Niederlagen

Zwar belegt Luxemburg zurzeit in der Gruppe B den letzten Tabellenplatz, doch die Punktedifferenz der beiden Niederlagen ist jeweils gering. Alle Chancen, einen der beiden ersten Tabellenplätze zu ergattern und somit in die nächste Runde einzuziehen, sind noch immer gegeben. Weiter geht es mit der zweiten Phase Ende des Jahres, am 26. November in Island und am 29. November in der Coque gegen die Slowakei.


Topscorer Clancy Rugg

Unter allen acht Mannschaften, die an der WM-Vorqualifikation teilnehmen, führt Clancy Rugg zurzeit die Liste der Topscorer an, dies mit einem Schnitt von 25,5 Punkten pro Partie. Der zweitplatzierte Isländer Tryggvi Hlinason weist einen Schnitt von 21 Zählern auf. Was die Reboundsparte betrifft, so belegt Rugg (im Schnitt 14) hinter Hlinason (14,5) Rang zwei. J.Z.


Im vierten Jahr unter Ken Diederich steht das Grundgerüst der Nationalmannschaft
Im vierten Jahr unter Ken Diederich steht das Grundgerüst der Nationalmannschaft  Foto: Jeff Lahr