Das frühe Aus für Tom Boonen

Eine Sekunde Unachtsamkeit, und schon war es passiert. Rund 17 km blieben auf der ersten Etappe von Paris-Nice zu fahren, als der Belgier Tom Boonen Opfer eines Missgeschicks wurde, das ihn frühzeitig aus dem Rennen um die Trophäen in Mailand-San Remo (22. März), der Flandernrundfahrt (Ostersonntag, 5. April) und Paris-Roubaix (12. April) werfen dürfte.

Ergebnisse

1. Etappe, Saint-Rémy-lès-Chevreuse – Contres (196,5 km):
1. Alexander Kristoff (NOR/Katusha) 5:15:18 Std., 2. Nacer Bouhanni (F/Cofidis), 3. Bryan Coquard (F/Europcar), 4. Heinrich Haussler (AUS/IAM), 5. Giacomo Nizzolo (ITA/Trek), … 94. Bob Jungels (LUX/Trek), 129. Ben Gastauer (LUX/Ag2r) alle gleiche Zeit.

Gesamtwertung:
1. Michal Kwiatkowski (POL/Etixx-Quick Step) 5:22:58 Std., 2. Dennis Rohan (AUS/BMC) g.Z., 3. Tony Martin (D/Etixx-Quick Step) 0:07 Min. zurück, 4. John Degenkolb (D/Giant-Alpecin) 0:09, 5. Luis Sánchez (ESP/Astana) 0:10, … 23. Jungels 0:19, 115. Gastauer 0:45.

Boonen, der Paris-Nice als Vorbereitung auf die kommenden Klassiker bestritt, fuhr am Ende des Feldes, das sich relativ langsam in Richtung Ziel bewegte. Ein Schlenker nach rechts, ein Schlenker zu viel. Boonen fuhr seinem Mannschaftsgefährten Nikolas Maes ins Hinterrad, verlor das Gleichgewicht und schlug mit der linken Schulter auf dem Asphalt auf. Bei seinem Sturz riss er einen Konkurrenten mit zu Boden, doch kam dieser glimpflicher davon als der vierfache Sieger von Paris-Roubaix. «Ich musste abbremsen, weil das Peloton das Tempo plötzlich verlangsamte», entschuldigte sich Maes.

Der medizinische Dienst kümmerte sich um Boonen und ließ den berühmten Patienten in die Klinik von Blois transportieren. «Tom wollte weitermachen», sagte sein sportlicher Leiter Wilfried Peters. «Die Schmerzen aber brachten ihn zur Räson.» Im Krankenhaus wurde eine Schultereckgelenkssprengung diagnostiziert. Nach Angaben des Teams muss Boonen bis zu sechs Wochen pausieren.

Schwere Arm- und Schulterprellungen

Zu diesem Zeitpunkt befürchtete man, der 34-jährige Klassiker-Spezialist (geb. 18.10.1980 in Mol) hätte sich das Schlüsselbein gebrochen. Eine Röntgenaufnahme aber bestätigte diese Vermutung nicht. Boonen zog sich zwar keinen Bruch, aber schwere Arm- und Schulterprellungen zu, die Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Frühjahrssaison haben könnten. So gibt es am Sonntag in acht Tagen (22. März) wahrscheinlich einen Rivalen weniger für Alexander Kristoff, den Titelverteidiger von Mailand-San Remo. Der starke Norweger bewies auf der Etappe am Montag, dass auch diesmal bei der «Classicissima» (Klassiker der Klassiker) mit ihm gerechnet werden muss. Er setzte sich auf der Zielgeraden in Contres mit einer Maestria sondergleichen gegen die Franzosen Nacer Bouhanni und Bryan Coquard durch. Der Deutsche John Degenkolb, der gemeinhin als Favorit dieser Etappe angesehen wurde, hatte den Spurt zu früh angezogen. In seinem Sog ließ Bouhanni sich auf die letzten 100 m führen, während Kristoff nach links ausscherte und an den beiden vorbei zum Sieg sprintete. Als Degenkolb merkte, dass er chancenlos war, schaltete er in den Leerlauf. Am Ende wurde er 15.

Auf der Etappe, die durch eine lange Flucht der beiden Franzosen Anthony Delaplace und Thomas Voeckler gekennzeichnet war (beide wurden zwei Kilometer vor der Ankunft eingefangen), hatten die beiden Luxemburger Bob Jungels und Ben Gastauer kaum Probleme. Der AG2R-Fahrer aber musste im Schlussteil viel Kraft aufbieten, weil er 7 km vor dem Ziel platt lief, den Kontakt mit dem Feld aber wieder herstellen konnte. Zeitgleich mit Kristoff fuhr Gastauer als 127. über den Strich. Im Generalklassement liegt er auf Platz 115 mit 45 Sekunden Verspätung. Bob Jungels wurde gestern 94., in der Gesamtwertung büßte er einen Rang ein (23. mit 19″ Rückstand auf Leader Michal Kwiatkowski.

Die 2. Etappe am Dienstag (10.05.15) führt über 172 km von ZooParc de Beauval-Saint-Aignan nach Saint-Amand-Montrond. Sie ist erneut auf die Sprinter zugeschnitten.