Die ersatzgeschwächten Blues gewannen in Amsterdam gegen Benfica Lissabon dank eines Last-Minute-Treffers des Serben Branislav Ivanovic (90.+3) vollkommen unverdient mit 2:1 (0:0) und damit erstmals in der Klubgeschichte die Europa League.
Damit sind die Londoner bis zum Champions-League-Endspiel am 25. Mai im Besitz beider Europapokale und machten als fünfter Verein nach Bayern München, dem FC Barcelona, Ajax Amsterdam und Juventus Turin die Sammlung aller drei Europacups vollständig.
Der spanische Welt- und Europameister Fernando Torres hatte Chelsea in Führung gebracht (60.), Óscar Cardozo glich per Handelfmeter aus (68.). Die Blues waren phasenweise ähnlich unterlegen wie im Champions-League-Finale vor einem Jahr in München – und gewannen erneut. Der spielbestimmende portugiesische Rekordmeister wurde wie damals Bayern München für seine mangelnde Zielstrebigkeit hart bestraft und verlor vor den Augen seiner Klub-Legende Eusebio auch das siebte Europacup-Endspiel in Folge. Zuletzt hatte Benfica 1962 den Landesmeister-Cup gewonnen – in Amsterdam und mit Eusebio als Spieler.
Welch große Bedeutung das Spiel für beide Vereine hatte, war schon im Laufe des Tages zu erkennen gewesen. In beiden Ländern hatten die Zeitungen dem Finale Sonderseiten gewidmet. „Schreibt Geschichte“, forderte A Bola in Portugal. „Auf geht’s, Blues“, schrieb die britische Sun.
„Hühnchen statt Steak“
Chelseas Defensivspieler David Luiz hatte das Spiel mit Blick auf das Champions-League-Finale im Vorjahr bei den Bayern als „Hühnchen statt Steak“ bezeichnet – es war aus Sicht seines Teams ein ziemlich fades. Dass die Blues unter erheblichen Personalsorgen litten – in John Obi Mikel und Victor Moses saßen sogar zwei angeschlagene Spieler auf der Bank –, war dem Spiel anzumerken. Allerdings versuchten die Portugiesen, sich bis zum Schluss durchzukombinieren und suchten viel zu selten den Abschluss.
Die vermeintlichen Favoriten aus London bewegten sich viel zu wenig und hatten in der 15. Minute Glück, dass Rodrigo gleich zweimal im Strafraum wegrutschte. Chelseas Chancen durch Oscar (27.) und Frank Lampard (38.) entstanden nur durch Unsicherheiten von Benfica-Keeper Artur.
Mehr Biss
Nach der Pause verstärkte sich der Eindruck der ersten Hälfte zunächst sogar noch: Während die Chelsea-Stars über den Platz trabten, zeigte Benfica, die große Chance nun begreifend, noch mehr Biss. Doch Cardozos Tor verweigerte der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers wegen vermeintlicher Abseitsstellung die Anerkennung – eine Millimeter-Entscheidung.
Eduardo Salvio zwang Petr Cech zu einer ersten Parade. Jenen Ball warf der Tscheche weit ab, Mata verlängerte zu Torres; der bis dahin nicht in Erscheinung getretene Stürmer spielte Artur in Weltklassemanier aus und schob den Ball ins Tor. Doch Benfica haderte nicht und kam durch den berechtigten Strafstoß nach Handspiel von César Azpilicueta zum Ausgleich. In der 88. Minute hatte Benfica Glück, als Frank Lampard mit einem Schuss aus gut 20 Metern nur die Latte traf.
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