Gast Seil hat mit seinen Red Boys so einiges erlebt. Der Titelgewinn vom vergangenen Samstag gehört sicherlich zu den schönsten Momenten. Für den Präsidenten war es der Beweis, dass die Politik des Vereins nicht so falsch sein kann. Dass noch einige große Herausforderungen warten, verschweigt Seil ebenfalls nicht.
Herr Seil, was geht in Ihnen vor, wenn Sie noch einmal an die Partie vom vergangenen Samstag denken?
Gast Seil: Es war ja bereits im Vorfeld klar, dass es eine ausgeglichene Partie werden würde. Wir haben viele Fehler gemacht, die meiner Meinung nach der Nervosität geschuldet waren. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich der Mannschaft in den letzten 10 Minuten den Titel nicht mehr zugetraut. Dafür haben wir in den letzten Jahren zu viele Enttäuschungen hinnehmen müssen. Aber die Mannschaft hat diesen Titel unbedingt gewollt und Charakter gezeigt. Das war ausschlaggebend.
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— HB Red Boys Differd. (@HandballRedBoys) 22. Mai 2016
Was bedeutet dieser Titel für Sie als Präsident?
Ich war sehr glücklich, zu sehen, wie alle freiwilligen Helfer und Jugendspieler sich über den Titel gefreut haben. Die erste Mannschaft ist zwar immer das Aushängeschild eines Vereins, da müssen wir uns nichts vormachen, doch ein Klub besteht aus viel mehr. Und es war ein tolles Gefühl, zu sehen, dass jeder sich über diese Meisterschaft freuen konnte. Das zeigt auch, dass unsere Politik nicht so falsch sein kann.
Wie sieht diese Politik aus?
Wir legen großen Wert auf die Jugendarbeit und haben auch in sämtlichen Kategorien eine Mannschaft am Start. Unsere Spieler werden so langsam an die erste Mannschaft herangeführt, das ist aber ein Prozess, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist und auch nicht unbedingt sofort von außen zu sehen ist. Man muss den Grundstein bereits in jungen Jahren legen. In den letzten sechs bis sieben Jahren haben wir es geschafft, unsere Lizenzen zu verdoppeln. Aber wenn das «Bénévolat» vom Staat nicht stärker unterstützt wird, dann weiß ich nicht, wie es in Zukunft weitergehen soll. Das ist aber ein Problem, das sämtliche Vereine und sämtliche Sportarten betrifft.
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Werden sich die Red Boys nach dem langersehnten Titelgewinn nun langfristig ganz oben etablieren?
Machen wir uns nichts vor, vorne mitzuspielen, ist immer auch eine Frage der Finanzen. In den letzten Jahren gehörten wir immer zur erweiterten Spitze der Liga, aber um ganz oben zu stehen, fehlte ein wenig. Es ist fantastisch, dass es nun endlich geklappt hat. Unser 17-Mann-Kader besteht immerhin aus zwölf einheimischen Spielern, was heute auch nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Sie haben den Kader angesprochen. Wie sieht es mit der Planung für die kommende Saison aus?
95 Prozent der Verträge wurden bereits vor der entscheidenden Meisterschaftsphase verlängert. Das war mir wichtig. Ansonsten stehen in den nächsten Tagen noch einige Gespräche an.
Wird man die Red Boys in der kommenden Saison in der Champions League sehen?
Auch hier ist noch keine Entscheidung gefallen. Das werden wir am Dienstagabend besprechen. Das ist ebenfalls eine Sache der Finanzen. Die Meinungen über eine Teilnahme sind in den Luxemburger Handballkreisen sehr unterschiedlich. Der HBD hat zum Beispiel verzichtet, während die Escher an der Königsklasse teilnahmen. Während Vereine im Fußball finanziell unterstützt werden, wenn sie sich für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren, wird man im Handball noch zur Kasse gebeten. Das ist eigentlich nicht sehr sportlich.
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