Headlines

Brütende Hitze und brennender Wüstenstaub

Brütende Hitze und brennender Wüstenstaub

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vom 20. bis zum 28. Oktober nahmen vier Mountainbike-Fahrer des Cycle Team Toproad Roeserbann am wohl schwersten Etappen-Rennen dieser Art, dem Crocodile Throphy im australischen Outback, teil.

Für Sebastian Einsle (25), Tommy Arnoldy (29), Den Hutmacher (25) und Camille Reding (45) war es ein Abenteuer, aber auch eine Herausforderung und Selbstüberwindung zugleich.

Etappen & Höhenmeter

o Cairns – Smithfield 30 km/ 800 Höhenmeter

o Cairns – Lake Tinaroo 92/ 2.500

o Atherton – Irvinebank 111/ 2.700

o Irvinebank – Irvinebank 106/ 2.400

o Irvinebank – Mt. Mulligan 120/1.600

o Mt. Mulligan – Maitland Downs 127/2.600

o Maitland Downs – Maytown 120/1.400

o Maytown – Laura 87/1.300

o Laura – Cooktown 140/1.150

Web: www.crocodile-trophy.com

Die Strecke der diesjährigen Auflage führte über 933 km von Crains nach Cooktown im Outback der Provinz Queensland im Norden Australiens, durch wüsten-ähnliche Gegenden und spärliche Wälder.

Von den vier tollkühnen Luxemburger Musketieren, die alle hauptamtlich bei der Polizei angestellt sind, kamen nur der Noertzinger Sebastian Einsle und der Tetinger Tommy Arnoldy ins Ziel; Den Hutmacher musste angesichts der brütenden Hitze frühzeitig die Segel streichen, und Camille Reding zog sich bei einem Sturz eine schmerzliche Fußverletzung zu, die ihn an der Weiterfahrt hinderte.

130 Teilnehmer

In einem Tageblatt-Gespräch berichteten die beiden Erstgenannten über ihre einmalige Erfahrung. Die Viererbande war sich im Vorfeld des Rennens sehr wohl bewusst, auf was sie sich da einlassen wollte. Denn in MTB-Insiderkreisen ist die „Croco“ seit Jahren bekannt und berüchtigt, und nur die Wagemutigsten nehmen die Challenge an.

So gingen am 20. Oktober in der 100.000-Seelen-Stadt Crains 130 Fahrer, darunter sieben Damen, an den Start eines nicht enden wollenden Wettbewerbs – so kam er jedenfalls vielen Teilnehmern unterwegs vor.

In dieser Outback-Landschaft, die rund drei Viertel von Australien ausmacht, gibt es nur wenige asphaltierte Straßen. Ein Weiterkommen ist nur auf holprigen, ausgetrockneten Pisten möglich, die eigentlich nur mit Motorrädern oder Mountainbikes befahrbar sind und meistens durch steppen-ähnliche Landschaften, selten durch Ausläufer des Regenwaldes, führen.

45 Grad im Schatten

Für solche Abenteuer braucht man neben der psychischen Einstellung eine spezielle physische Vorbereitung. Die vier Luxemburger nehmen regelmäßig an Wettbewerben auf der Straße und Querfeldein teil und gehören zum Radfahr-Team der großherzoglichen Polizei. Um sich auf die „Crocodile Trophy“ einzustimmen, hatten sie u.a. an einem mehrtägigen MTB-Wettbewerb in Deutschland teilgenommen, der einem Vergleich mit der Outback-Hölle in Queensland aber allein wegen der Witterungsverhältnisse nicht standhalten konnte.

Und so stürzte sich das Quartett nach einer langen Flugreise von mehr als 20 Stunden sofort ins Geschehen. Schließlich waren die Fahrer nicht zum Sightseeing gekommen …

Ihre Erwartungen wurden in allen Hinsichten bestätigt: Das Thermometer zeigte nicht selten, wie beispielsweise bei der letzten Etappe in Cooktown, 45 Grad im Schatten an. Die Radpisten sind in höchstem Maß uneben. Die Trucks und Jeeps, die durch die Steppe rasten, wirbelten rotbräunlichen Staub auf, der nicht nur das Material arg in Mitleidenschaft zog, sondern auch den Atemwegen der Sportler zusetzte.

„Ein Königreich für ein kühles Getränk“ hätten Einsle und Arnoldy manchmal bereitwillig gegeben. Pustekuchen! Die Veranstalter ließen zwar „Getränke“ servieren, doch meistens handelte es ich um eine lauwarme Brühe, die man aus Weihern oder sonstigen stehenden Gewässern schöpfte und aus hygienischen Gründen mit Chlortabletten versetzte.

Schweinehund

Während der neun Tage gab es für die beiden luxemburgischen „Überlebenden“ nur eine Devise: Zähne zusammenbeißen und durch, auch wenn der innere Schweinehund manchmal von Aufgeben flüsterte und die beiden Kumpels neidisch zusehen mussten, wie einige Konkurrenten vorübergehend im Schatten von Bäumen und Sträuchern die Flucht vor der brennenden Sonne ergriffen.

Die Ankunft nach der täglichen Fünf- bis Sieben-Stunden-Fahrt war jedesmal wie eine „Erlösung“, und niemand störte sich daran, dass sich die erschlafften Muskeln während der Nacht in einem Zelt und nicht in einem Sterne-Hotel erholen konnten.

Apropos Krokodile: Sebastian und Tommy sind ihnen nicht direkt begegnet, auch wenn sich im Tross das Gerücht verbreitet hatte, dass in einem Teich, in dem die Fahrer herumplanschten, auch mehrere kleinere Krokodile gesichtet wurden.

Dafür konnte man am Rande der Pisten und nahe am Nachtquartier öfters Schlangen und „riesige“ Spinnen beobachten. Und jede Menge Kängurus, die verendet in den Straßengräben lagen, weil sie von Trucks und anderen Fahrzeugen überrollt worden waren.

„Gutes Gefühl“

Am Ziel in Cooktown hatten die letzten luxemburgischen Mohikaner laut eigenen Aussagen ein „gutes Gefühl“, das Rennen beendet und sich dabei selbst übertroffen zu haben.

Es dürfte aber ein einmaliges Erlebnis bleiben, denn – auch wenn ihre Teamkollegen vielleicht noch mit einer weiteren Teilnahme flirten – Sebastian Einsle und Tommy Arnoldy wollen in Australien nicht mehr an den Start gehen.

Ein Grund neben anderen dürfte die Tatsache sein, dass sie für ihren Trip in das australische Outback einen Teil ihres Urlaubs opfern mussten und diese Expedition sie persönlich rund 5.000 Euro (Flugtickets, Startgeld und alles andere zusammengenommen) gekostet hat.

Ein kleines Happy-end zum Schluss: Den letzten Tag ihres Aufenthalts verbrachten die vier Roeserbänner mit Schnorcheln im Korallenmeer am weltweit renommierten Great Barrier Reef.

Der Vollständigkeit halber sei noch bemerkt, dass der Tscheche Ivan Rybarik die „Crocodile Trophy 2012“ vor seinem Landsmann Ondrej Fojtik gewann. Sebastian Einsle wurde 67., Tommy Arnoldy 71.