Letztes Jahr, beim Einzelzeitfahren der Rad-WM in Kopenhagen, war er 16. geworden, diesmal aber peilt er einen Podiumsplatz an. Bob Jungels, Luxemburgs talentiertester Nachwuchsrennfahrer, hat seine ganze Saison ausgerichtet auf das Rennen um das Regenbogentrikot, das am Montag (17.09.12) ab 14.00 Uhr zwischen Landgraaf und Valkenburg in der niederländischen Provinz Limburg ausgetragen wird.
Rund 50 Anhänger reisen mit einem Sonderbus an, um den Jungen aus Rollingen bei Mersch, der am nächsten Samstag seinen 20. Geburtstag feiert, am Straßenrand lautstark anzufeuern. Den Rest muss Jungels selbst besorgen. Dabei kommt dem Jungstar der Parcours zugute, der ihm fast wie auf den Leib geschneidert scheint.
Kein Zuckerschlecken
Die Strecke zwischen Landgraaf und Valkenburg misst 36 km. Sie ist also um ein Drittel länger als die der Europameisterschaft, die vor einem Monat in der Provinz Zeeland ausgetragen wurde und bei der Jungels den zweiten Platz hinter dem Dänen Rasmus Christian Quaade belegte.
Der Parcours von Landgraaf nach Valkenburg (eigentlich liegt das Ziel in Berg en Terblijt) aber ist nicht wie in Zeeland flach wie ein Teller, sondern gewellt. Und am Schluss warten zwei Anstiege, die mit Sicherheit die Spreu vom Weizen trennen werden.
Zuerst geht es nach fast 30 km den Anstieg nach Sibbegrubbe hoch (2.100 m à 4,1%). Gleich nach der Abfahrt wartet der Cauberg auf die Konkurrenten. Die rund 1.200 m lange Steigung ist (wie übrigens auch Sibbegrubbe) vom Amstel Gold Race her bestens bekannt. Der Anstieg ist mit durchschnittlich 5,8 Prozent zwar nicht mit einem Alpenpass zu vergleichen, doch am Ende eines aufreibenden Zeitfahrens kann sich hier nur behaupten, wer ein wahrer Weltmeister ist.
Von oben auf dem Cauberg bis ins Ziel verbleiben nur mehr rund 2 km, die kaum noch für eine Differenz sorgen dürften.
„Alle Fahrer sind wohlauf“
„Wer hier gewinnen will, muss ein starker Fahrer sein“, meinte denn auch am Sonntagabend FSCL-Präsident Jean Regenwetter, der mit dem Team in dem idyllisch am Stadtrand von Landgraaf gelegenen „Overste Hof“ logiert.
„Alle Fahrer sind wohlauf“, vermeldete der Delegationschef: „Wir haben uns die Strecke angesehen. Ich war vor allem vom Anstieg nach Sibbegrubbe beeindruckt. Das ist alles andere als ein Zuckerschlecken.“
„Optimal vorbereitet“
In den beiden Anstiegen am Schluss des Wettbewerbs will Bob Jungels seine Chancen denn auch voll ausspielen. „Ich bin optimal vorbereitet“, meinte der Sieger der Flèche du Sud und von Paris-Roubaix für Espoirs.
„Je näher der Start rückt, desto nervöser wird man“, so Jungels, der seit Samstag mit seinem Espoirs-Kumpanen Alex Kirsch und dem 17-jährigen David Klein, der als einziger Luxemburger Junior an den Start geht, in Landgraaf weilt.
Nach den Rennen reisen die drei mit ihrem Trainer Bernhard Baldinger wieder nach Luxemburg zurück, um sich dort auf die Straßenrennen vom Samstag (Espoirs) und Sonntag (Junioren) vorzubereiten. „Es hat keinen Zweck, die ganze Woche in Holland ‹herumzulungern’“, sagte Baldinger: „Im Großherzogtum sind die Fahrer in ihrer gewohnten Umgebung. Nach Valkenburg sind es nur knapp 230 km. Wir kehren am Donnerstag in den ‹Overste Hof› zurück.“
Jungels als Viertletzter
Vorerst aber gilt das Hauptaugenmerk den beiden Zeitfahren, die zwischen 10.00 und 12.25 Uhr (Junioren mit David Klein) und zwischen 14.00 und 16.45 Uhr (Espoirs mit Alex Kirsch und Bob Jungels) ausgetragen werden. Insgesamt 67 Fahrer werden am Start erwartet.
Alex Kirsch trägt die Nummer 31, Bob Jungels die Nummer 4. Er startet also als viertletzter Fahrer direkt hinter dem Ukrainer Oleksandr Golovash (5), aber vor dem Russen Anton Vorobyev (3), dem Australier Rohan Dennis (2) und dem dänischen Europameister und Vizeweltmeister von 2011, Christian Rasmus Quaade (1).
Quaade und Dennis sind die Favoriten dieser WM. Bei der Generalprobe vor einer Woche in der Champagne („Chrono champenois“ über 33 km) platzierten die beiden sich auf dem ersten (Dennis) bzw. dritten Rang (Quaade). Als Siebter hatte Bob Jungels 1’12» Verspätung auf den Australier, lag aber nur 31» hinter dem Dänen.
Jüngster Teilnehmer
Der Luxemburger Leopard-Fahrer ist übrigens der jüngste der Favoriten, Quaade fast drei Jahre älter. Er wird am kommenden 7. Januar 23 Jahre alt, Bob (geb. am 22.9.1992) dagegen feiert am nächsten Samstag erst seinen 20. Geburtstag.
Für Quaade ist es die letzte WM der Espoirs, für Bob Jungels auch … falls er wie geplant Ende des Jahres in ein Team der UCI World Tour wechselt.
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