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WM-QualifikationBittere Niederlage: „Rote Löwinnen“ unterliegen trotz kämpferischer Leistung knapp 1:2 gegen Nordirland

WM-Qualifikation / Bittere Niederlage: „Rote Löwinnen“ unterliegen trotz kämpferischer Leistung knapp 1:2 gegen Nordirland
Bei Torschützin Amy Thompson lagen Freude und Leid sehr eng zusammen: Wenige Sekunden nach ihrem Treffer sah sie Gelb-Rot Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Ein weinendes und ein lachendes Auge standen am Ende zu Buche: Mit viel Kämpferherz und Engagement haben die „Roten Löwinnen“ gegen Nordirland bis kurz vor Schluss an einen Punktgewinn glauben dürfen. Tragische Figuren des Abends waren Marta Estevez und Amy Thompson – die beide am Ausgleichstreffer beteiligt waren, aber am Dienstag gegen die Europameisterinnen England gesperrt fehlen werden. 

Vier Personalwechsel bei Nordirland, fünf bei Luxemburg: Innerhalb von zwölf Monaten hatte sich bei beiden Mannschaften viel geändert. Die Voraussetzungen waren aber eigentlich die gleichen – gegen den EM-Teilnehmer wollten die „Roten Löwinnen“ beweisen, dass die Entwicklungskurve weiter nach oben zeigt. Wie zu erwarten waren die Favoritinnen aber gleich gewillt, die FLF-Auswahl früh unter Druck zu setzen. Nordirland gelang es in der Anfangsphase aber nur selten, die dichten Reihen der „Roten Löwinnen“ zu durchbrechen. Die erste Ecke (9.) für den EM-Teilnehmer brachte nichts ein: Callaghan köpfte am zweiten Pfosten über das Gehäuse. Die Luxemburger Frauen reagierten über Jorge, mit einem Querpass in den Strafraum für Thompson. Die Mamerin kam einen Tick zu spät, um etwas ausrichten zu können. Wesentlich gefährlicher war der Schuss von Andrews, den Schlimé in der 14. entschärfte.

Die eigentliche Vorgabe an diesem Abend lautete, spielerisch Paroli zu bieten und den Ball phasenweise in den eigenen Reihen zu halten. Doch sogar die Führung wäre drin gewesen. Eine Riesenmöglichkeit – die das 1:0 hätte sein müssen – ergab sich in der 17.: Einen weiten Abstoß von Schlimé konnte die Innenverteidigung der Nordirinnen nicht kontrollieren. Am schnellsten aufgerückt war Thompson, die in letzter Sekunde auf dem Elfmeterpunkt mit der Hacke für Racing-Spielerin Estevez auflegte. Deren Schuss flog ein paar Zentimeter am Tor vorbei. McCarrons anschließender Schuss (23.) auf das FLF-Tor wurde abgefälscht. 

Die Hausherrinnen zeigten sich bissig und zweikampfstark, allen voran Freiburg-Nachwuchstalent Schmit, die nach rund 30 Minuten genug Selbstvertrauen getankt hatte, um mehrere Gegenspielerinnen stehen zu lassen. Trotzdem eröffneten sich die Grünen immer wieder Offensivräume. Sehr viel Glück hatte die Defensive um Albert in der 33.: McGuinness hatte es geschafft, trotz Umklammerung von drei Luxemburgerinnen scharf aus das Tor abzuziehen. Der Ball prallte am Pfosten ab. Genauso brenzlig wurde es in der 36., als Callaghans Schuss im letzten Moment abgeblockt werden konnte. Beide Male kamen Schlimé und Co. unversehrt davon. 

Bevor es in de Pause ging, mussten die FLF-Frauen aber eine andere Art Rückschlag einstecken: Ein Abseitstor von Estevez wurde abgepfiffen, doch die Gelbe Karte, die sie sich deswegen abholte, war ärgerlicher. Sie wird das Auswärtsspiel in Stoke-on-Trent am Dienstag nach ihrer dritten Gelben der Quali-Kampagne gesperrt verpassen. Es sollte aber der einzige Minuspunkt der ersten 45 Minuten sein: Vor einem Jahr stand es zur Pause bereits 3:0 für den Gegner. 

Die drei Einwechslungen nach der Pause hatten bei den Nordirinnen den gewünschten Effekt. Offensiv legten sie einen Zahn zu, Luxemburg dagegen wirkte von der Rolle. Eine eigentlich überflüssige Ecke hatte in dieser Phase den Gegentreffer zur Folge. McFadden war es gelungen, in Höhe des Fünfmeterraums einzuköpfen. Tiberi rettete zwei Minuten später in letzter Sekunde, Havé warf sich in der 67. auf der Linie nach Caldwell-Schuss dazwischen. 

Doch die FLF-Auswahl bewies Ehrgeiz und Willen. Eine Viertelstunde vor Spielende durften die Luxemburgerinnen noch immer auf einen Punkt – oder mehr – hoffen. Als Estevez ihre Gegenspielerin an der Eckfahne in Bedrängnis brachte, war Thompson zur Unterstützung aufgerückt: Die 1,50-m-Stürmerin schnappte sich das Leder und zog aus spitzen Winkel ab: Torhüterin Burns kam zwar noch mit den Fäusten dran, den Ausgleich konnte sie aber nicht verhindern. Bei der Santos-Truppe brachen alle Dämme – und danach Tränen aus. Die Torschützin, die bereits Gelb für ein taktisches Foul gesehen hatte, wurde des Feldes verwiesen, da man beim Torjubel ein klein wenig ihren Sport-BH erkennen konnte. 

Diese Achterbahn der Gefühle war aber noch nicht zu Ende, denn in der 86. stellte McKenna den ursprünglichen Abstand mit einem flachen Schuss ins lange Ecke wieder her. Ein bitterböses Ergebnis aus Sicht der Luxemburgerinnen, die frenetisch für ihren Auftritt gefeiert wurden. Lange Zeit zum Nachdenken hatten die Spielerinnen nicht: Der erste Weg führte ins Eisbad – ab Samstag richtet sich der Fokus komplett auf Europameister England. 

Statistik

Luxemburg: Schlimé – Dos Santos, Kremer, Havé, Tiberi (65. Becker) – Miller, Marques (65. Mendes) – Jorge (74. Marques), Schmit (84. J. Lourenco), Thompson – Estevez (84. Ludwig)
Nordirland: Burns – Nelson, McFadden, Vance, McKenna – McDaniel (46. Hamilton), C. McGuinness, Callaghan, McCarron (46. Caldwell) – Andrews (46. Holloway), K. McGuinness
Schiedsrichter: Pejkovic – Rodak-Karsic, Katusic
Gelbe Karten: Estevez
Gelb-Rote Karte: Thompson (81., Trikot ausgezogen)
Torfolge: 0:1 McFadden (53.), 1:1 Thompson (80.), 1:2 McKenna (86.)
Beste Spielerinnen: Kremer, Thompson, Miller – Callaghan, Holloway
Zuschauer: 500

Stimmen zum Spiel

Dan Santos (FLF-Nationaltrainer): „Es sind gemischte Gefühle. Dieses 1:1 wäre eine Sensation gewesen. Trotzdem bin ich sehr stolz. In der Pressekonferenz hatte ich gesagt, dass wir sehen möchten, wo wir nach einem Jahr stehen. In dieser ersten Hälfte waren wir es, die uns die Torgelegenheit herausspielten. Dass sie auf den Pfosten schießen konnten, war unserer eigener Fehler. Ich war sehr zufrieden mit diesen ersten 45 Minuten. Ich bin sehr traurig für unsere beiden Spielerinnen, die uns in England gesperrt fehlen werden. Marta hat frei aufgespielt, wie ich es verlangt hatte. Beide Karten waren sehr hart – auch bei Amy, wo man nur den Rand des BHs gesehen hat. Ein bisschen Fingerspitzengefühl hätte nicht geschadet … Sie verdienen es, in England dabei zu sein, deshalb werden sie sicher mit uns dorthin fliegen.“
Lucie Schlimé: „Wir wussten, dass etwas drin war. Ich denke, dass man gesehen hat, dass niemand einen Fehler machen wollte. Wir haben unseren Job in der ersten Hälfte perfekt gelöst. Danach waren wir technisch und läuferisch nicht mehr so gut drauf. Es war uns aber sehr wichtig, hier vor unserer Kulisse zu zeigen, was wir in diesem Jahr gelernt haben. Vor einem Jahr haben wir 0:4 verloren und quasi nicht mitgespielt. Das war diesmal ganz anders.“

Die 16-jährige Caroline Jorge (r.) stand, genau wie Charlotte Schmit, erstmals in der Startelf eines WM-Qualifikationsspiels
Die 16-jährige Caroline Jorge (r.) stand, genau wie Charlotte Schmit, erstmals in der Startelf eines WM-Qualifikationsspiels Foto: Editpress/Jeff Lahr