Special Olympics ist jedoch weit mehr als eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Beeinträchtigung. Die von Eunice Kennedy-Shriver 1968 ins Leben gerufene Organisation macht sich stark für Inklusion, unter anderem mit seinem Unified-Sports-Programm, wo Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen trainieren und Wettkämpfe bestreiten.
Mit den Weltspielen in Berlin will man auch die Wahrnehmung der Beeinträchtigten in allen Bereichen, nicht nur im Sport, verbessern. Hierzu eignet sich ausgezeichnet das „Host Town“-Programm, wo Städte und Kommunen Delegationen aus der ganzen Welt für einige Tage bei sich aufnehmen, um ihnen im Vorfeld (12.-15. Juni) der Weltspiele Land und Kultur näherzubringen. Der Aufruf der Organisatoren war ein voller Erfolg, sodass mehr als 200 Host Towns die internationalen Delegationen über vier Tage vor den eigentlichen Wettbewerben betreuen werden. Im Saarland befinden sich gleich vier solcher Host Towns. In der Moselgemeinde Perl findet ein ganz besonderes Projekt statt.
Der Perler Bürgermeister Ralf Uhlenbruch hat gleich elf weitere Gemeinden, auch aus den Nachbarländern Frankreich und Luxemburg, mit ins Boot genommen. Auf der Luxemburger Moselseite sind Dalheim, Mondorf, Remich und Schengen involviert. „Hier im Dreiländereck gehören das Überwinden von Grenzen und der Abbau von Barrieren mittlerweile zum Alltag“, so Uhlenbruch. Nirgends wird das Europa der Regionen so gelebt wie im Dreiländereck. Sicherlich eine Garantie für das Gelingen eines solchen Inklusionsprojektes. Die Wichtigkeit dieses Standorts wurde bei der inklusiven Vorstellung im Deutsch-Luxemburgischen Schengen-Lyzeum deutlich untermauert durch die Präsenz der Vorsitzenden von Special Olympics Deutschland, Christiane Krajewski, sowie des saarländischen Innenministers, der die Nationalen Spiele Deutschland 2026 ins Saarland holen möchte.
Perl und seine Partnergemeinden haben ein abwechslungreiches Angebot für die 15 Sportler aus Haiti zusammengestellt, von einem Tischtennisturnier in Mondorf, dem Fackellauf im Saarland über den Besuch des Europamuseums in Schengen, der Römervilla in Borg oder des Baumwipfelpfades an der Saarschleife bis zu einem Grillabend in Orscholz. Das Host Town und die anschließenden Weltspiele sollen aber keine Eintagsfliege sein. Angestrebt werden Nachhaltigkeit, Teilhabe und Festigung der inklusiven Strukturen. Inklusion im und durch den Sport scheint noch am einfachsten zu sein, aber Kultur, Gesundheit, Bildungswesen und Arbeitswelt sind als Bereiche nicht zu vernachlässigen.
Dafür müssen Netzwerke geschaffen werden. Der Anlass, um eine große Inklusionswelle zu entfesseln, ist jetzt gegeben, die Chance muss nur genutzt werden. Die Region um die Mosel freut sich jedenfalls auf die Begegnung mit den haitianischen Special-Olympics-Sportlern in einem Monat.
Zu Demaart
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