Mittwoch10. Dezember 2025

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Andy und Frank Schleck peilen das Podium an

Andy und Frank Schleck peilen das Podium an

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RADSPORT - Andy und Frank Schleck wollen die Frühjahrsklassiker morgen bei Liège-Bastogne-Liège mit einem Erfolg abschließen. Der Favoriten aber gibt es viele, angefangen bei Lokalmatador Philippe Gilbert, der derzeit die ganz große Form hält.

Petz Lahure aus Liège

„Déi aner fueren och mat!“ Das ist das Fazit der beiden ersten Ardennenklassiker, die mit dem Sieg des Belgiers Philippe Gilbert (Amstel Gold Race) und des Australiers Cadel Evans (Flèche Wallonne) endeten. Für die Gebrüder Schleck, die sich bei der Jahreshauptversammlung ihres Supporterclubs den Kuchen etwas voreilig aufgeteilt hatten („Das Amstel für Andy, Liège für Frank“) gab es bislang keinen Podiumsplatz, dafür aber zwei Ränge unter den zehn Ersten (Frank 7. am Cauberg, Andy 9. in Huy).

Diese Ergebnisse können nur für diejenigen enttäuschend sein, die sich im internationalen Radsport nicht gut auskennen. Mit ihren (voreiligen) Aussagen hatten die Gebrüder Schleck die Erwartungen in ihrem Bekanntenkreis zwar hoch, vielleicht sogar zu hoch geschraubt, doch ist es durchaus legitim, wenn Sportler sich selbst aufpäppeln und keine Angst haben, klipp und klar zu sagen, dass sie das oberste aller Ziele anpeilen.

Philippe Gilbert Topfavorit

Andy Schleck hatte mit solcher Eigenmotivation im letzten Jahr Erfolg. Monate vorher kündigte er im engen Kreis seinen Sieg bei Liège-Bastogne-Liège an. Am Tag des Rennens selbst lief dann aber auch alles so, wie der Sportler sich das ausgemalt hatte. Aus der Fiktion, aus dem Traum wurde Realität.

Solches aber ist nicht „à répétition“ machbar, der Sieg kann nicht immer so abgerufen werden, wie man sich das oben im stillen Kämmerlein durchspielt. Ansonsten der sportliche Wettbewerb gleich abgeschafft werden könnte. Die Konkurrenz hätte ja ohnehin nichts zu bestellen.
Dass die andern aber auch mitfahren … und gewinnen wollen, haben sie in der vergangenen Woche zur Genüge bewiesen. Das macht den sportlichen Reiz eines Rennens aus, das belebt auch das Geschäft.

Die Sieger Philippe Gilbert (Amstel Gold Race) und Cadel Evans (Flèche Wallonne) passen gut ins Palmarès der beiden Klassiker, umso mehr, da beide absolute Spezialisten für Eintagesrennen sind. Der Australier, der in Stabio (Tessin) wohnt, wurde im Herbst 2009 zwei Kilometer von seiner Haustür entfernt Weltmeister, der Belgier, der bereits Paris-Tours (2008, 2009) und den Giro di Lombardia (2009) gewonnen hat, konnte sich im Nachbarland Holland seine vierte „Classique“ holen.
Und nun will Philippe Gilbert sich auch den Kindheitstraum erfüllen, mindestens einmal im Leben das Rennen zu gewinnen, das alle Wallonen gewinnen wollen: Liège-Bastogne-Liège. Der letzte Belgier, der seinen Namen ins Palmarès des schönsten aller Frühjahrsklassiker eintrug, war 1999 der vor wenigen Monaten so tragisch verstorbene Frank Vandenbroucke. Das Bild tanzt uns noch vor Augen, als VdB wie entfesselt die ins Ziel führende Straße in Ans hinaufjagte und seinen Landsleuten die Epoche eines neuen Eddy Merckx anzukündigen schien. Welch trügerische Szene, welch später in die Gosse geschmissenes Talent!

Philippe Gilbert hat Erfahrung mit der „Doyenne“, dem ältesten aller klassischen Rennen. Letztes Jahr vermochte er im Finale das Hinterrad von Andy Schleck nicht zu halten, doch in den letzten zwölf Monaten hat der 27-Jährige hinzugelernt. Und zwar so, dass Gilbert zum ganz großen Favoriten dieses Rennens avanciert.

Aufs Podium,aber auf welche Stufe?

Er kennt die Strecke aus dem Effeff (sie verläuft praktisch vor seiner Haustür in Remouchamps), so dass Gilbert auch keine Probleme mit den gegenüber dem Vorjahr vorgenommenen Änderungen haben wird. Weil die Côte de la Haute-Levée wegen Bauarbeiten nicht passierbar ist, ersetzten die Organisatoren diesen Anstieg und die Côte de Vecquée durch den Col du Maquisard und den Mont-Theux, was die Strecke aber nicht leichter macht. Sowieso dürfte die Entscheidung kaum vor den letzten drei Schwierigkeiten fallen (Côte de la Redoute – km 223, Côte de la Roche-aux-Faucons – km 238, Côte de Saint-Nicolas – km 252), wobei es nicht ausgeschlossen ist, dass sich mehrere Fahrer auf der Zielgeraden präsentieren. Dann kommt es nicht nur auf die Spurtschnelligkeit, sondern auch auf das Renngefühl und den richtigen Riecher an.

Luxemburg, ein kleines Land mit großer Radsporttradition, hat morgen neben zwei Neulingen (Laurent Didier und Ben Gastauer) gleich zwei Anwärter auf den Sieg dabei. Während Andy Schleck seinen Titel verteidigen möchte, will Frank Schleck es besser machen als bei seinen zwei Podiumsplätzen in den Jahren 2006 und 2007 (jeweils 3.). „Die Gebrüder Schleck sind zurück, der Sonntag kann kommen“, kündigte Frank Schleck nach der nicht belohnten starken Vorstellung in der Flèche Wallonne an. Bruder Andy freut sich derweil auf das Rennen, bei dem er im Vorjahr für Furore gesorgt hatte: „Bei Liège-Bastogne-Liège spielt die Taktik keine so große Rolle. Wenn du stark bist, dann bist du vorne. Ich fühle mich gut, ich bin in den Anstiegen stark. Liège-Bastogne-Liège wird ein anderes Rennen.“ Um nichts dem Zufall zu überlassen und den neuen Streckenabschnitt kennen zu lernen, fuhren die Brüder am Freitag die letzten 120 km des Rennens ab. Fazit Andy Schleck auf Twitter: „Es ist ein bisschen anders als letztes Jahr, aber das Finale bleibt das gleiche. Jetzt wird sich für den großen Tag ausgeruht …“

Rekordsieger bei „Liège-Bastogne-Liège“ ist Eddy Merckx, der das Rennen fünf Mal gewann (1969, 1971, 1972, 1973, 1975). Drei Mal hintereinander trugen sich auch der Italiener Moreno Argentin (1985, 1986, 1987) und der Belgier Léon Houa (1892, 1893, 1894) in die Siegerliste ein.
Im Palmarès stehen mit dem 2003 verstorbenen Marcel Ernzer (1954) und Andy Schleck (2009) zwei Luxemburger. Die Erfolgsquote könnte morgen in Ans also um 50 Prozent aufgebessert werden.
Vorausgesetzt, dass….