Fabian Cancellaras Zeit als Dominator des Zeitfahrens ist endgültig vorbei. Der Schweizer, der bei Weltmeisterschaften viermal Gold holte und zweimal zum Olympiasieg fuhr, musste sich am Mittwoch auf der flachen Strecke von Montecatini Terme nach Florenz mit dem dritten Platz begnügen.
Die Resultate
Einzelzeitfahren der Männer in Florenz (57,9 km): 1. Tony Martin (Deutschland) 1:05,36 Stunden, 2. Bradley Wiggins (Großbritannien) 46,09 Sekunden zurück, 3. Fabian Cancellara (Schweiz) 48,34, 4. Wassili Kirijienka (Weißrussland) 1:26,01 Minuten, 5. Taylor Phinney (USA) 2:08,00, 6. Rasmus Christian Quaade (Dänemark) 2:36,33, 7. Marco Pinotti (Italien) 2:41,92, 8. Adriano Malori (Italien) 2:51,07, 9. Gustav Larsson (Schweden) 2:58,47, 10. Konstantin Siwtsow (Weißrussland) 2:59,54 … 33. Bob Jungels (Luxemburg) 4:58,57.
Er wurde vom letztjährigen Toursieger Bradley Wiggins geschlagen, der die Silbermedaille umgehängt bekam, und vom Deutschen Tony Martin, der sich damit zum dritten Mal nacheinander im Rennen um das Regenbogentrikot durchsetzte.
Der Mann mit den „eiskalten Augen“ (Gazzetta dello Sport), dem die italienische Presse den Beinamen „Panzerwagen“ gegeben hat, lag nur einmal gegenüber seinen direkten Konkurrenten im Hintertreffen. Das war nach 7,3 km, als Fabian Cancellara 36 Hundertstelsekunden Vorsprung hatte.
In diesem Moment hofften die Schweizer noch auf ein Wunder, doch „Canci“ hatte sich auf dem ersten Teil der Strecke so sehr verausgabt, dass ihm auf den letzten Kilometern die Puste ausging. So wurde er noch von Bradley Wiggins (2. auf 46″) abgefangen. Immerhin aber konnte er mit 48″ Rückstand auf Martin noch die Bronzemedaille ins Ziel retten. „Wir wollten sofort Druck auf Martin ausüben“, sagte Leopard-Teamchef Luca Guercilena nach dem Rennen. „Darum hat Cancellara gleich Gas gegeben.“
Im flachen, geraden Teil aber verlor Cancellara danach Sekunde um Sekunde. Die letzten 40 km waren geradezu auf Martin zugeschnitten. Der Deutsche fuhr seine Gegnerschaft in Grund und Boden und schließlich einem ungefährdeten Sieg entgegen. Für Cancellara aber blieb die Gewissheit, dass er die gute Form im Hinblick auf das Straßenrennen hält. Ein Sieg am Sonntag ist sein größtes Ziel.
Jungels „zufrieden“
In seinem ersten WM-Rennen mit der Elite kam der einzige Luxemburger Teilnehmer, Bob Jungels, auf den 33. Platz unter 79 Teilnehmern. So mancher hatte vielleicht mit einem besseren Resultat gerechnet, doch bei näherer Analyse entspricht das Klassement den augenblicklichen Fähigkeiten des Junioren-Weltmeisters von Offida 2010.
Jungels war der jüngste unter den 79 Teilnehmern bei dieser Elite-WM (21 Jahre seit Sonntag). Er begann das Rennen relativ schnell (29. bei der ersten Zeitnahme), fiel dann im Mittelteil bis auf den 35 Rang zurück (nach 42,8 km), ehe er sich auf den letzten 15 km auf Platz 33 nach vorne schob.
„Ich bin mit meinem Rennen sehr zufrieden“, meinte Jungels nach einer ersten Analyse. „Zum Ersten weiß ich nun, dass ich über eine so lange Strecke (57 km) durchhalten kann, zum Zweiten gelang es mir, konstant und zügig meine Frequenz zu fahren. Ich habe alles gegeben, doch war die Strecke vielleicht technisch nicht so schwierig wie andere Prüfungen zuvor. Vielleicht wäre ein noch besseres Ergebnis herausgesprungen, wenn ich in den letzten Wochen nicht so viele Rennen bestritten hätte. Ein WM-Zeitfahren bedarf doch einer spezifischen Vorbereitung. Wie gesagt, ich habe keinen Grund, unzufrieden zu sein. Schließlich bin ich erst in meinem ersten Profijahr. Es bleibt demnach noch viel Luft nach oben.“
Bob Jungels kurbelte die Distanz mit einem Schnitt von 49,181 km/h herunter. Insgesamt 22 Fahrer fuhren mit mehr als 50 km in der Stunde. Weltmeister Martin kam mit 52,911 km/h sogar nahe an die 53 km/h heran.
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