Von Gioia Hörold, Laurence Schumacher, Elody Man
Seit einigen Jahren kann man täglich Berichte über die Flüchtlingspolitik sowie über die Flüchtlingskrise in der Zeitung lesen. Selten jedoch findet man einen Artikel, in dem es über die Lebensgeschichte und Vergangenheit der einzelnen Flüchtlinge geht. Warum wohl? Um zu vergessen, dass man genauso gut an deren Stelle sein könnte? Um sich genau diesem Denken entgegenzustellen, haben wir beschlossen, zwei Flüchtlinge zu interviewen.
Dieser Artikel gehört zu unserer Spezialausgabe zum Tag der Pressefreiheit. Wir haben den Schülern das Wort gegeben, die eine eigene Zeitung zusammengestellt haben. Lesen Sie hier die restlichen Artikel: ►Link
Wir treffen Flora Haile, 26 Jahre alt, aus Eritrea und Sheyan Attar, 18 Jahre alt, aus dem Iran. Zwei junge Menschen aus ganz verschiedenen Gegenden der Welt und mit ganz verschiedenen Lebensgeschichten, die berühren.
Nach einer herzlichen Begrüßung stellt sich Flora, eine 26-jährige aus Eritrea stammende Frau, vor. Sie erzählt uns, dass sie noch Familie und Freunde in ihrem Geburtsland hat, ihre Eltern jedoch bereits verstorben sind und wegen der politischen Lage in Eritrea flüchten musste.
Interview mit Flora
Wie sah deine Flucht aus? Welche Länder hast du durchquert und wie bist du nach Luxemburg gekommen?
Flora: Meine ganze Reise begann Ende 2015. Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, zu fliehen und mit meinen Studien an der Universität für Landwirtschaft aufhörte, nahm ich all mein Geld zusammen und suchte einen Schlepper auf, der mir zur Überquerung der Grenze verhelfen sollte.
Eines Abends war es dann so weit und ich überquerte mit einer Gruppe von 17 Leuten die Grenze nach Äthiopien. Der Schlepper, den wir bezahlt hatten, zeigte uns den Weg. Doch genau in dem Augenblick erwischten uns die Söldner und wir wurden festgenommen. Drei Monate lang mussten wir im Gefängnis verweilen. Nach unserer Freilassung kontaktierte uns der Schlepper wieder und fragte, ob wir noch mal versuchen wollten, nach Äthiopien zu fliehen. Da ich die Hoffnung nicht aufgab und unter allen Umständen nach Europa gelangen wollte, stimmte ich zu. Dieses Mal waren wir eine Gruppe von 25 Leuten, die sich in kleinere Gruppen aufteilte, um weniger aufzufallen. Da Eritrea nicht besonders groß ist, können die Grenzen alle leicht kontrolliert werden. Dieser Versuch klappte und wir erreichten alle Äthiopien.
Meine Gruppe durchquerte Äthiopien mithilfe von Autos, die uns mitnahmen, oder mit dem Zug. Manchmal gingen wir auch zu Fuß, bis wir den Sudan erreichten und diesen auch durchquerten.
Als wir auch die Grenze nach Libyen überquert hatten und entlang der Sahara fuhren, hatten wir einen schrecklichen Unfall. Es kamen zehn Menschen ums Leben und auch ich wurde aufgrund meiner Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, wo ich zwei Monate ruhen musste. Zwischendurch schickten mir meine Verwandten immer wieder Geld, um zu überleben. Nach meiner Genesung wurde ich sechs Monate lang im Gefängnis in Libyen festgehalten. Nachdem ich freigelassen wurde, machte ich mich auf den Weg, um nach Nordlibyen zu gelangen, um von dort aus ein Schiff nach Italien zu nehmen. Auch hier musste ich den Schleppern eine hohe Geldsumme zahlen. Als wir uns nahe der italienischen Küste befanden, wurden wir auf kleine Schlauchboote verteilt.
Nachdem ich in Italien angekommen war, blieb ich einen Monat lang in einem Flüchtlingslager, das vom Roten Kreuz verwaltet wurde.
Danach wurde ich nach Deutschland vermittelt. Meine Flucht dauerte somit ungefähr elf Monate.
Warum bist du ausgerechnet nach Luxemburg gekommen? Hattest du eine Wahl, deinen Aufenthaltsort zu bestimmen?
Ja, ich durfte diese Entscheidung selber treffen. Meine Verwandten aus Eritrea sowie viele Deutsche hatten mir Luxemburg empfohlen und als ein ideales Land vorgestellt. Ich befolgte ihren Rat und wurde durch Hilfe von deutschen Sozialarbeitern nach Luxemburg vermittelt, woraufhin ich später die Möglichkeit hatte in einem ASTI*-Projekt mitzuwirken.
Wie lange lebst du schon in Luxemburg und wo wohnst du im Moment?
Im Januar 2016 bin ich in Luxemburg angekommen und seitdem lebe ich im Flüchtlingsheim Lily Unden auf dem Limpertsberg.
Wie lange musstest du auf die Papiere warten, um den Status des offiziell anerkannten Flüchtlings zu erhalten?
Dieser Prozess dauerte ein Jahr und sechs Monate, in dem ich viele Besprechungen des Ministeriums unterlaufen musste. In diesen Gesprächen musste ich meine Flucht bis ins kleinste Detail erzählen, woraufhin meine Aussagen kontrolliert wurden.
Was hat sich persönlich für dich geändert, seitdem du als offiziell anerkannter Flüchtling giltst?
Bevor ich offiziell anerkannt wurde, hatte ich nicht das Recht, eine Schule zu besuchen oder gar zu arbeiten. Des Weiteren saß ich fast den ganzen Tag nur im Flüchtlingsheim und durfte das Land nicht verlassen.
Nachdem ich das Schreiben erhalten hatte, dass ich rechtmäßig als Flüchtling anerkannt bin, war ich natürlich extrem erleichtert. Mein Leben konnte jetzt so richtig beginnen.
Mit den Papieren öffnen sich viele neue Möglichkeiten. Ich darf jetzt eine Schule besuchen, erhalte finanzielle Hilfe und habe das Recht darauf, nach einer eigenen Wohnung zu suchen bzw. nach einer Arbeit. Außerdem darf ich jetzt überall hinreisen, außer nach Eritrea.
Wie sieht dein alltägliches Leben in Luxemburg aus?
Zurzeit besuche ich die 9. Klasse im Lyzeum in Mersch. Dort gibt es eine spezielle Klasse, organisiert von Casna («La Cellule d’accueil scolaire pour élèves nouveaux arrivants»), in der ich teilnehme. Dort lerne ich Französisch, Englisch und Mathematik, mein Lieblingsfach. Nach der Schule lerne ich viel, da ich sehr ehrgeizig und zielstrebig bin.
In meiner Freizeit unternehme ich gerne etwas mit Freunden sowie mit Nora, meinem Coach von ASTI, die mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Erst einmal träume ich schon lange davon, den Führerschein zu machen. Des Weiteren möchte ich weiter fleißig lernen, um vielleicht sogar mein Studium weiterzuführen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, Luxemburgisch zu lernen.
In meinem späteren Leben kann ich mir gut vorstellen, mit Kindern zu arbeiten.
Fühlst du dich von der luxemburgischen Gesellschaft integriert sowie akzeptiert?
Was würdest du hierzu den politischen Autoritäten mitteilen?
Ich fühle mich in Luxemburg sehr wohl, fühle mich akzeptiert sowie integriert. Ich bin sehr dankbar, dass ich am Projekt von ASTI teilnehmen durfte, der mir sehr mit der Integration geholfen hat. Im Moment führe ich mein Traumleben hier in der Freiheit. (Flora strahlt über das ganze Gesicht.) Genau dies würde ich auch den luxemburgischen Politikern sagen, dass ich sehr dankbar für ihre Unterstützung bin und ich hier glücklich leben kann.
Wenn du die Möglichkeit hättest, den Menschen eine Nachricht auszurichten, die noch im Moment auf der Flucht sind, was würdest du ihnen sagen?
Ich würde ihnen sagen, dass sie niemals die Hoffnung aufgeben sollten. Sie sollen weiter für ihr Ziel und ihren Traum kämpfen, und dass sie hier in Europa sehr geholfen bekommen.
Nach diesem Interview haben wir noch mit Nicki Schilt, Leiterin des Projektes «Integration Coaching» von ASTI* gesprochen, sowie mit dem ,,Coach‘‘ Nora Fellens, die Flora bei ihrer Integration begleitet.
Nicki, wie helfen Sie den Flüchtlingen mit Ihrem Projekt?
Da ich die Leiterin dieses Projektes bin, koordiniere und organisiere ich alles. Zuerst frage ich die Flüchtlinge, ob sie beim Projekt teilnehmen wollen. Wenn sie dem zustimmen, dann suche ich einen ,,Coach‘‘ aus, der dies als Volontariat macht. Somit stelle ich Paare zusammen, die meiner Ansicht nach gut zueinander passen. Nachdem der ,,Coach‘‘ und der ,,Coachee‘‘ sich kennengelernt haben, verfolge ich ihre Beziehung weiter und frage regelmäßig nach, wie die Zusammenarbeit verläuft. Die Coaches sollen den Flüchtlingen bei der Integration helfen, sich mit ihnen zusammen auf Arbeits- und Wohnungssuche machen und für sie da sein, wenn es irgendein Problem gibt.
Nora, wie sieht Ihr Coaching für Flora aus?
Da mich die Schicksale der Flüchtlinge emotional berühren, habe ich mich dazu entschlossen, bei diesem Projekt mitzuarbeiten. Als Coach ist man die erste Kontaktperson für einen Flüchtling, der sich in einem neuen, fremden Land zurechtfinden muss. Man gibt ihm das Gefühl, nicht allein zu sein, man wird der Anhaltspunkt des Flüchtlings, die erste Kontaktperson.
Flora und ich hatten von Anfang an eine sehr gute Bindung, wir verstanden uns auf Anhieb. Ich bin jetzt nicht nur ihr Coach, sondern uns verbindet nun eine innige Freundschaft.
Wir beide sind sehr froh darüber, bei diesem bereichernden Projekt teilgenommen zu haben.
Nicki, hat Luxemburg, in Ihren Augen das Maximum an Aufnahmekapazität von Flüchtlingen erreicht?
Nein, auf keinen Fall. Luxemburg hat bereits eine lange Geschichte, die mit Migration zu tun hat und es ist ganz klar, dass Luxemburg Ausländer braucht.
Das größte Problem ist, dass es sehr schwierig für die Flüchtlinge ist, eine eigene Wohnung zu finden, da die Besitzer sowie die Immobilienmakler die finanzielle Hilfe als Bezahlmethode oftmals nicht akzeptieren.
Um die Wohnungssuche für die Flüchtlinge zu vereinfachen, müsste man verschiedene Gesetze ändern. Somit muss meiner Meinung nach noch viel an dieser Thematik gearbeitet werden, die Probleme sind also längst nicht gelöst.
Interview mit Shayan
Shayan Attar ist 18 Jahre alt und kommt aus Teheran, der Hauptstadt des Iran. Zusammen mit seiner Familie floh er vor elf Monaten aus seiner Heimat, um sich hier in Luxemburg ein neues Leben aufzubauen. Im Iran ging es ihnen eigentlich recht gut; der Vater war Anwalt, die Mutter Fotografin und Shayan selbst war dabei, sich eine Karriere als Webdesigner und Filmproduzent aufzubauen, bis zu dem Tag, an dem Shayans Vater diesen einen Fall zugeteilt bekam, der ihr ganzes Leben verändern sollte. Mehrere Regierungsmitglieder waren in diesem Fall involviert und das Verfahren schien sich nicht zu ihren Gunsten zu wenden. Die Lage wurde brenzlig und Shayans Vater fing an, Drohungen zu bekommen, die sich bald auch auf seinen Sohn und seine Frau bezogen. Die Familie fürchtete um ihre Sicherheit und so beschlossen sie, ihr Heimatland zu verlassen und in Richtung Luxemburg zu fliehen. Wir haben den jungen Mann zu seinem Leben als Flüchtling in Luxemburg befragt.
Wie würdest du die politische Lage im Iran beschreiben?
Es gibt viele verschiedene Dinge im Iran, die nicht so funktionieren, wie sie es sollten. So ist zum Beispiel unser Bildungssystem weit unterentwickelt. Hinzu kommt, dass es weder Meinungs- noch Pressefreiheit gibt. Außerdem machen die Sanktionen der Vereinigten Staaten uns schwer zu schaffen. Im Iran gibt es sehr viele Ölressourcen, jedoch ist es für uns sehr schwierig, einen Markt dafür aufzubauen, da wir durch die Sanktionen sehr beschränkt sind in Sachen internationaler Handel.
Wie war dein alltägliches Leben im Iran?
Ich hatte eigentlich ein gutes Leben, bis die Drohungen kamen. Ich war ein sehr guter Schüler und ich habe eine Ausbildung zum Webdesigner gemacht. Ich habe dort auch mit einer Firma zusammengearbeitet und meine ersten Erfahrungen in dieser Branche gesammelt.
Wie bist du und deine Familie nach Luxemburg gekommen?
Zuerst haben wir ein Schengen-Visa für Europa im Iran beantragt. Als wir das Visa dann für eine kurze Zeitspanne bekommen hatten, haben wir all unser Hab und Gut in drei Rucksäcke gepackt. Wir trugen alles, was uns aus unserem früheren Leben geblieben war, auf unseren Schultern. Dann sind wir per Flugzeug nach Griechenland gereist, um dort nach Paris weiterzufliegen. Von Paris aus sind wir dann mit dem TGV geradewegs nach Luxemburg gekommen, und dies alles an einem einzigen Tag.
Wo wurdest du und deine Familie in Luxemburg untergebracht und wie wird euch hier geholfen?
Als unser Schengen-Visa abgelaufen war, haben wir uns beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten gemeldet und Asyl beantragt. Meine Eltern und ich verbrachten dann eine Nacht im Foyer in Strassen. Ich werde diese Nacht nie vergessen, denn gerade in dieser Nacht fand eine Razzia im ganzen Gebäude statt. Wir schliefen, als plötzlich schwer bewaffnete Polizisten in unser Zimmer stürmten und alles mit Spürhunden durchsuchten. Meine Mutter hatte sehr viel Angst, wir wussten nicht, was los war, uns wurde nur gesagt, dass sie nach etwas suchen würden. Alles, was wir aus unserer Heimat mitgebracht hatten, lag verstreut auf dem Boden und die Hunde waren überall drüber gelaufen. Nach dieser Nacht sind wir dann nach Mersch in ein Foyer des Roten Kreuzes gekommen, dort waren wir einen Monat lang. In diesem Foyer war eine Kantine und so konnten wir auch zum ersten Mal die lokale Küche probieren, das war sehr interessant. Seit einiger Zeit lebe ich jetzt im Foyer in Bettemburg. Das Gebäude war noch ganz neu, als wir eingezogen sind. Ich lebe dort mit meinen Eltern in einem Zimmer. Wir haben ein eigenes Badezimmer und eine Gemeinschaftsküche auf dem Flur. In dem Gebäude leben nur Familien, das heißt, es sind viele Kinder dort, es ist also immer was los. Nur zum Lernen ist das nicht so toll. Wir haben aber alles, was wir brauchen. Pro Monat bekommen wir etwas Geld gutgeschrieben für Essen; vor unser Heim kommt immer ein Lastwagen mit frischen Waren, wo wir unser Geld einlösen können. Außerdem hat die Gemeinde Bettemburg es meiner Mutter ermöglicht, eine Fotoausstellung zu machen, wo sie ihre Arbeiten ausstellen und verkaufen konnte. Der Erlös der Ausstellung geht an Télévie. Meiner Familie wird sehr viel von der Regierung und der Gemeinde geholfen und wir sind unendlich dankbar dafür.
Wie sieht dein Alltag hier in Luxemburg aus?
Ich gehe ins Lyzeum in Esch-Lallingen. Dort lerne ich Französisch, Luxemburgisch, Mathematik und Englisch. Ich bin sehr fleißig und ich arbeite sehr hart, um die Sprachen so schnell wie möglich zu beherrschen. Neulich habe ich eine Schnupperlehre beim Jugendparlament gemacht. Das hat mir sehr gut gefallen. Seitdem bin ich auch fest beim Jugendparlament in der Media-Gruppe und im Komitee für ausländische Angelegenheiten engagiert. Das ist eine sehr gute Gelegenheit, um neue Leute kennenzulernen und mich etwas mehr mit Luxemburg und seinen Einwohnern vertraut zu machen.
Was sind deine Zukunftspläne hier in Luxemburg?
Ich bin so dankbar dafür, wie mir und meiner Familie geholfen wurde, dass ich diesem Land auf jeden Fall etwas zurückgeben möchte. Das steht für mich ganz klar an erster Stelle. Ich möchte mich für Luxemburg nützlich machen und mich engagieren. Wie genau ich das machen kann, weiß ich noch nicht, aber ich werde schon einen Weg finden. Wenn ich erst meine Schule abgeschlossen habe, möchte ich studieren gehen und später hier arbeiten. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich im Bereich des Webdesigns bleiben möchte. Ich möchte mich erst einmal mehr informieren, wie das alles hier in Luxemburg abläuft.
Hast du das Gefühl, dass dir die Möglichkeit gegeben wird, dich in die luxemburgische Gesellschaft zu integrieren?
Ja, das kann ich aus vollster Überzeugung sagen. Allerdings muss man dafür sehr hart arbeiten und motiviert sein. Besonders die Sprachbarriere macht einem anfangs zu schaffen. Deshalb arbeite ich jeden Tag hart, um gut Französisch und Luxemburgisch sprechen zu können. Meinen Eltern fiel es am Anfang auch etwas schwer, da sie diese Sprachen ebenfalls nicht beherrschten. Mittlerweile besuchen sie Französischsprachkurse und kommen dadurch schon besser zurecht. Wenn man also etwas motiviert ist, klappt das schon. Mit faulenzen und einfachem Herumliegen kommt man hier nicht weit.
Wenn du der luxemburgischen Regierung eine Nachricht übermitteln könntest, was würde drinstehen?
Ich würde ihnen und allen Bewohnern für ihre Offenherzigkeit und ihre Unterstützung danken. Meine ganze Familie und ich sind unglaublich dankerfüllt für alle Hilfe, die uns hier gewährt wurde.
Wenn du allen Flüchtlingen, die sich im Moment noch auf der Flucht befinden, eine Nachricht übermitteln könntest, was würde drinstehen?
Gebt nicht auf! Es ist unglaublich hart, seine Familie und Freunde zurückzulassen, und vielleicht erlebt man auf der Reise auch viele Rückschläge. Wenn man sich aber etwas Mühe gibt, wird man sein Ziel erreichen. Man lernt so viele neue Kulturen kennen und entdeckt so viel Neues, dass es am Anfang erschreckend und vielleicht etwas überfordernd wirkt, und doch wird man sich mit etwas gutem Willen garantiert schnell einleben.
Diese zwei Interviews sind ein Beispiel dafür, dass jeder einzelne Flüchtling, der zu uns kommt, seine eigene Geschichte hat und jede einzelne hörenswert ist. Wir sollten sie uns anhören, bevor wir über die Flüchtlinge urteilen.
Wir, als angehende Reporterinnen, waren sehr berührt und bewegt von ihren tragischen Lebensgeschichten. Das Allerschönste für uns war zu hören, dass sie sich in Luxemburg integriert und akzeptiert fühlen. Ihre Lebensfreude, die sie ausstrahlten, steckte uns an und ihre Dankbarkeit war ihnen im Gesicht abzusehen. Für uns war es eine äußerst bereichernde Erfahrung. Hiermit wollen wir unseren Dank an das Tageblatt ausrichten, dass wir die Möglichkeit hatten, uns als Journalisten zu versuchen. Außerdem wollen wir der Organisation ASTI danken, insbesondere Nicki Schilt und Nora Fellens. Des Weiteren wollen wir unserer Klassenkameradin Zoé De Cilia für ihre tatkräftige Unterstützung danken.
* ASTI («Association de soutien aux travailleurs immigrés») ist ein luxemburgischer gemeinnütziger Verein, der im Jahre 1979 gegründet wurde. Dieser Verein engagiert sich für das Wohl der Flüchtlinge, indem er sich um ihre Integration kümmert. Er unterstützt beispielsweise das Projekt «Integration Coaching». Hierbei wird ein offiziell anerkannter Flüchtling (Coachee) ehrenamtlich von einem luxemburgischen Bewohner begleitet (Coach). Der Coach soll den Coachee im Verlauf seiner Integration in die luxemburgische Gesellschaft unterstützen. Beide bilden ein Duo und werden von der ASTI betreut. Dieses Projekt dauert in der Regel sieben Monate. Im Rahmen des Projekts ,,Réussir sa migration», unterstützt der Asyl-, Migration- und Integrationsfonds (AMIF) und OLAI finanziell das Projekt ,,Integration Coaching».
Es wird niemand bezweifeln, dass es Flüchtlinge gibt, die gute Gründe hatten, ihr Heimatland zu verlassen und die auch bereit sind, sich anderswo ordentlich zu integrieren.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, eine Diskussion darüber zu entfachen, ob alle, die in undemokratischen Ländern leben, nicht vielleicht besser versuchen sollten, dort eine Veränderung herbeizuführen, als ins vermeintliche "Paradies" Europa auszuwandern.
Und leider darf man aber nicht verschweigen, dass nicht alle, die herkommen, solche "Vorzeige-Flüchtlinge" sind wie die hier interviewten - der Alltag zeigt, dass sehr viele dem Lockruf folgen, die lediglich an einem besseren Leben interessiert sind als in ihrer Heimat, jedoch nicht im geringsten bereit sind, sich anzupassen, das Gastland und seine Bürger zu respektieren und eigene Anstrengungen zu erbringen, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Und ich würde nicht einmal diesen Leuten die alleinige Schuld geben: Diese liegt zu einem grossen Teil auch daran, dass aufnehmende Länder wie z.B. Deutschland, viel zuviel "fördern" und nicht genug "fordern". Die leidige Diskussion darüber, ob Geldleistungen oder nur Sachleistungen gewährt werden sollen, zeigen doch genau, wo die Schwachstellen liegen. Solche Grosszügigkeit ist allenfalls zu verkraften, wenn nur einige wenige Immigranten kommen - bei den derzeitig immer noch sehr hohen Zahlen kann das nicht so weitergehen, wie bisher.