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Von der Flaschenpost zum Drifter

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Eine 132 Jahre alte Flaschenpost machte kürzlich Schlagzeilen. Dabei hat die Flaschenpost Jahrtausende Tradition.

Eine deutsche Flaschenpost, die nach 132 Jahren in Westaustralien gefunden wurde, machte vergangene Woche Schlagzeilen. Dabei ist die Idee der Flaschenpost bereits eine jahrtausendealte Tradition.

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen, Sydney

Am 12. Juni 1886 warfen deutsche Wissenschaftler eine Flasche von einem Hamburger Forschungsschiff aus in den Indischen Ozean, um die Strömungen im Meer zu untersuchen. Auf einem Formular hielten die Deutschen den Breiten- und Längengrad ihrer Position fest und baten, den Zettel beim Fund der Flasche zurück an die Deutsche Seewarte in Hamburg zu senden oder an das nächste deutsche Konsulat. Genau diese Flasche wurde nun – 132 Jahre später – in Westaustralien entdeckt.

Dass eine Flaschenpost nach über 100 Jahren erst anspült oder entdeckt wird, ist dabei so ungewöhnlich nicht. 2015 fand eine Urlauberin am Strand der Nordseeinsel Amrum beispielsweise eine über 100 Jahre alte Flaschenpost aus Großbritannien. Auch ihr Absender waren Wissenschaftler, die mehr über Meeresströmungen wissen wollten, in diesem Fall von der Marine Biological Association of the United Kingdom.
Derartige Forschungen betrieben schon die alten Griechen: Vor rund 2.300 Jahren schickte Theophrast, ein Schüler des Aristoteles, verschlossene Krüge in der Ägäis auf die Reise. Ob er jemals eine Antwort erhalten hat, ist nicht überliefert. Und auch heute gehen diese Forschungen nach wie vor weiter. Nur werden heute nicht mehr Flaschen, sondern autonom arbeitende «Drifter» auf den Weg geschickt. Rund 3.300 treiben in den Ozeanen und übermitteln der Wissenschaft automatisch Messdaten über Satellit.

Schon Columbus

Flaschen wurden aber natürlich auch mit persönlichen Botschaften ins Meer geworfen. Selbst Christopher Columbus soll eine Flaschenpost auf die Reise geschickt haben. Nachdem er Amerika 1492 entdeckte, geriet er auf der Rückreise in einen Sturm und fürchtete, dass niemand je von seiner Entdeckung erfahren würde, sollten Schiff und Mannschaft untergehen. Deswegen schrieb er seine Erlebnisse nieder und schickte diese in einem Holzfass auf die Reise. Aufgefunden wurde diese Botschaft nicht, Columbus überbrachte die Nachricht letztlich selbst.

Zeitweise soll das Versenden von Flaschenpost so beliebt gewesen sein, dass Königin Elizabeth I. sogar eine eigene Position ins Leben gerufen haben soll: Demnach durfte nur der sogenannte «Uncorker of Ocean Bottles» Ende des 16. Jahrhunderts versiegelte Flaschen öffnen und ein Missachten der Regel hätte den Kopf kosten können. Angeblich fürchtete die Monarchin, dass geheime Informationen in die falschen Hände geraten könnten. Doch die Geschichte, die im Internet gerne wiederholt wird, lässt sich schwer nachprüfen und könnte auch rein der Fiktion Victor Hugos entsprungen sein, der sie in einem seiner Romane erwähnt.

Von der Titanic

Wahr ist dagegen, dass es zeitweise Mode war, Flaschen mit Nachrichten ins Meer zu werfen. Manche amerikanische und britische Zeitungen veröffentlichten diese regelmäßig und mussten dabei schon damals darauf achten, nicht Schwindlern aufzusitzen. Vor allem nach dem Untergang der Titanic 1912 tauchten nicht nur echte Nachrichten der Opfer auf, sondern auch gefälschte. Eine Nachricht, die verifiziert werden konnte, stammt von dem 19-jährigen Jeremiah Burke, der sich darin von seiner Familie verabschiedete. Die Flasche spülte ein Jahr nach dem Unglück bizarrerweise in der Nähe seines Heimatortes in Irland an und ist heute Teil einer Titanic-Ausstellung. Burke kam bei der Tragödie ums Leben.

Doch nicht nur Flaschen treiben über die Weltozeane. Das deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie berichtet beispielsweise noch viel Kurioseres, wie die Reise von knapp 30.000 bunten Plastik-Badetieren, die 1991 während eines Sturms im Pazifik über Bord eines Containerschiffes gingen und seitdem an den Küsten des Pazifiks und Atlantiks angespült werden, unter anderem in Australien, Indonesien, Südamerika und sogar in Großbritannien.