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Tschechien wird Polens Geburtshelfer

Tschechien wird Polens Geburtshelfer

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Von unserem Korrespondenten Jens Mattern

Tschechien ist für polnische Frauen mit ungewollter Schwangerschaft schon lange ein Ziel. Nun lockt das Land aber auch mit der Befruchtung im Reagenzglas. Diese wird in Polen bekämpft. Polnische Frauen sollten lieber ihren Zyklus beobachten, fordern Regierungskreise.

In dem von Tageslicht erhellten Warteraum einer Warschauer Privatklinik steht ein Ölbaum – Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Hierher kommen Menschen aus dem Mittelstand, deren Kinderwunsch bislang unerfüllt wurde. Doch im nationalkonservativ regierten Polen ist die In-Vitro-Befruchtungsmethode von der Politik nicht gut gelitten. Weswegen sich viele Polen nach Alternativen umsehen.

Tschechien dient als Zuflucht

Polens Gesundheitsminister Lukasz Szumowski hat die katholische Erklärung des Glaubens unterschrieben, die sich gegen diese Methode wendet. Er selbst hält die künstliche Befruchtung für eine „Vergewaltigung der Zehn Gebote“. Zurzeit ist die Anwendung in Polen mit vielen formalen Auflagen belastet. Und während die Großstadt Warschau Anonymität gewährt, so gehen Polen aus kleineren Ortschaften lieber auf Nummer sicher und entscheiden sich für eine Reise nach Tschechien.

Das Land, schon lange traditionell Hauptreiseziel für Polinnen mit ungewollter Schwangerschaft, hat sich mittlerweile auch auf die Nachbarn mit dem unerfüllten Kinderwunsch eingestellt. In den Kliniken dort wird Polnisch gesprochen, andere Sprachen ebenfalls. Das traditionell kirchenskeptische Land ist eine Art Anlaufstelle für die Befruchtung im Reagenzglas für viele Ausländer geworden. Die in den 70er Jahren entwickelte Methode wird an der Moldau als Errungenschaft der Technik gefeiert, die In-Vitro-Kinder und ihre Eltern feiern sich selbst in Massenveranstaltungen. Bereits 60 Prozent der Frauen über 35 Jahren in Tschechien nutzen diese Methode.

Polnische Frauen sollen Zyklus beobachten

Die tschechischen Kliniken wiederum halten jedoch bewusst keinen Kontakt zu polnischen Krankenhäusern, um ihre Patienten vor einem möglichen schlechten Ruf zu schützen. Vom rechtskatholischen Milieu werden solche Kinder teils als „Monster“ geschmäht. In Polen schlägt ein Versuch der Befruchtung im Reagenzglas mit rund 8.000 Zloty (1.900 Euro) bis 12.000 Zloty zu Buche. In Tschechien ist es etwas billiger.

In Polen wurde das Förderprogramm zur künstlichen Befruchtung der konservativ-liberalen Regierung 2015 vom Wahlsieger Recht und Gerechtigkeit (PiS) auf Wunsch der Kirche hin rasch aufgehoben. Derzeit gibt es noch Förderprogramme, die von einigen Gemeinden wie der Stadt Warschau getragen werden. Doch in Warschau arbeitet man an Gesetzesinitiativen, die das unterbinden werden. Die polnische Regierung setzt vielmehr auf die 1991 von dem amerikanischen Arzt Thomas Hilgers entwickelte NaProtechnologie, die auf Zyklusbeobachtung beruht und den Segen des Vatikans hat. Von den 43 Probandinnen eines Projekts wurden bislang jedoch nur drei schwanger.

Babis will mitverdienen

Aber auch in Tschechien hat die Regierung die Hand im Spiel. Vermutlich wird dort die Handhabung der In-Vitro-Praxis noch liberaler. Der Medizinkonzern FutureLife kauft derzeit entsprechende Kliniken auf, um eine Kette im Land zu bilden. Einer der Gründer des Unternehmens ist Andrej Babis, Milliardär und designierter Premierminister des Landes, der gerade eine Mehrheit sucht.