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Taina Bofferding, die Frau mit den meisten Stimmen in der LSAP, hat „keine Angst vor Verantwortung“

Taina Bofferding, die Frau mit den meisten Stimmen in der LSAP, hat „keine Angst vor Verantwortung“

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2013 verpasste Taina Bofferding (35) bei ihrer ersten Teilnahme an den Parlamentswahlen nur knapp den direkten Einzug ins Parlament. Als Lydia Mutsch Gesundheitsministerin wurde, rückte sie nach. Auch in diesem Jahr verfehlte die LSAP-Vizepräsidentin die Direktwahl nur um einen Platz, weil ihre Partei einen Sitz im Süden verlor. Landesweit ist die Escher Gemeinderätin die Frau mit den meisten Stimmen in der LSAP, sodass sie nicht nur in die Kammer, sondern auch in die Regierung einziehen könnte.

Tageblatt: Im Vergleich zu 2013 konnten Sie sich im Südbezirk um einen Sitz verbessern und haben sich vor Lydia Mutsch platziert. Trotzdem wurden sie als Siebte nicht direkt ins Parlament gewählt. Wie bewerten Sie Ihr persönliches Resultat?
Taina Bofferding: Einerseits freue ich mich, dass ich mein persönliches Resultat verbessern konnte. Andererseits schmerzt es, dass die LSAP im Süden einen Sitz verloren hat. Wir treten gemeinsam als Partei an und es wäre mir lieber gewesen, wenn wir noch einen Sitz gewonnen hätten.

Landesweit hat die LSAP drei Sitze verloren. Im Süden trotz Jean Asselborn einen Sitz. Das ist das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten. Woran lag es?
Die CSV hat bei den prozentualen Anteilen doppelt so viel verloren wie die LSAP. Trotzdem mussten wir drei und die CSV nur zwei Sitze abgeben. Diese Rechnung ist schon ein bisschen speziell und viele Menschen haben nicht verstanden, wie diese Sitzaufteilung zustande kam. Trotzdem muss man sagen, dass es einen Trend gibt, der nicht auf unserer Seite ist. Es ist aber nicht so dramatisch wie in Frankreich oder Deutschland.

Ist der internationale Kontext demnach ausschlaggebend für die Verluste der LSAP?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst in Ruhe eine interne Analyse durchführen. Die große Ursache gibt es wahrscheinlich nicht, sondern es sind eher mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen. Im internationalen Kontext gibt es aber einen Trend, der gegen die Sozialdemokratie geht. Positiv ist jedoch, dass es in Luxemburg keine Welle von populistischen Parteien gibt, die immer mehr an Zuspruch gewinnen. Der Rechtsruck, der
auch hier vor den Wahlen befürchtet wurde, hat nicht stattgefunden.

Von den fünf Escher Kandidaten konnten nur Sie und Lydia Mutsch sich unter die ersten zehn klassieren. Die drei anderen landeten im letzten Drittel. Wie erklären Sie sich dieses doch eher enttäuschende Abschneiden?
Die drei jungen Kandidaten waren zum ersten Mal bei Nationalwahlen dabei. Für einen von ihnen waren es sogar die ersten Wahlen überhaupt. Unter diesen Umständen haben sie sich wacker geschlagen. Es ist wichtig, dass sie weiterhin mitarbeiten. Mike Hansen ist ja schon Mitglied des Gemeinderats. Auch Joëlle Pizzaferri und Sacha Pulli werden künftig eine wichtige Rolle in der erneuerten Escher Sektion spielen. Die Mischung zwischen jungen und erfahreneren Mitgliedern macht die Stärke der LSAP aus. Ich
bin zuversichtlich für die Zukunft.

Insgesamt haben es nur zwölf Frauen ins Parlament geschafft. Im Süden sind es nur zwei. Auf der LSAP-Liste wurde keine Frau direkt gewählt. Wie ist das möglich?
Ganz genau weiß ich das auch noch nicht. Es ist jedenfalls nicht gut. Die LSAP hat so viele Frauen wie noch nie zuvor ins Rennen geschickt. Der Anteil lag bei über 40 Prozent. Ich stelle aber fest, dass sich viele Frauen gleich hinter den Direktmandaten platzieren konnten und damit ins Parlament nachrücken werden. Wir hatten viele kompetente Frauen mit ganz interessanten Profilen auf unserer Liste. Darauf lässt sich aufbauen.

Zurzeit deutet alles darauf hin, dass die Dreierkoalition fortgesetzt wird. Landesweit sind Sie die Frau mit den meisten Stimmen in der LSAP. Ihre Partei kann nicht nur Männer in die Regierung schicken. Werden Sie ein Ministeramt beanspruchen?
Bis zur Regierungsbildung müssen noch ein paar Etappen bewältigt werden. Ich will dem jetzt nicht vorgreifen. Meine Partei hat sich dafür engagiert, dass viele Frauen kandidieren. Es wäre demnach äußerst schade, wenn wir uns ohne Frauen an einer Regierung beteiligen würden. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass meine Partei diesen Weg gehen würde.

Welches Ressort würde Ihnen am besten gefallen?
(lacht) Diese Frage kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Erst müssen sich die drei Parteien einig werden und danach sehen wir weiter.

Ihre Escher Sektion hat sich bereits erneuert. Nach dem schlechten Wahlresultat am Sonntag wurden in den vergangenen Tagen wieder Stimmen laut, die auch eine Erneuerung der LSAP auf nationaler Ebene fordern. Sehen Sie Handlungsbedarf?
Franz Fayot und ich hatten zusammen mit anderen Kollegen bereits vor mehreren Monaten in einem Zeitungsartikel Änderungen gefordert. Diese Dinge sind ja nicht mehr so neu. Wir brauchen eine Erneuerung in der Partei. Wir haben schon damit begonnen. Das müssen wir nun weiterführen. Wir haben schon eine Statutenreform durchgeführt, merken aber, dass verschiedene Sachen noch nicht so funktionieren, wie wir uns das erwartet hatten.
Es ist wichtig, dass wir, wie in Esch, auf Augenhöhe miteinander diskutieren und gemeinsam eine Strategie ausarbeiten, um uns neu aufzustellen.

Andererseits haben vor allem im Süden erfahrene Politiker wie Jean Asselborn und Mars di Bartolomeo die meisten Stimmen eingefahren, während viele jüngere weniger gut abgeschnitten haben. Was muss die LSAP Ihrer Meinung nach tun?
Ich setze mich immer für eine gesunde Mischung der Generationen ein. Man braucht sowohl erfahrene Politiker, die die Dossiers kennen, als auch motivierte, junge Menschen, die bereit sind, eine Kompetenz aufzubauen.

Stehen Sie persönlich zur Verfügung, um künftig mehr Verantwortung in der Parteileitung zu übernehmen? Bislang wird die LSAP ja noch von Männern dominiert.
Man muss prüfen, ob man bei dieser Struktur bleibt oder ob man sie neu gestaltet. Ich weiß nicht, ob es ausreicht, nur Köpfe auszuwechseln oder ob man überhaupt neue Köpfe braucht.

Weder der Parteipräsident Claude Haagen noch der Generalsekretär Yves Cruchten wurden direkt gewählt …
Aus Respekt muss man erst einmal abwarten, was die Betroffenen selbst dazu sagen. Es ist noch zu früh, um eine Entscheidung zu treffen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig zu prüfen, wie wir uns intern neue Strukturen geben können, die es erlauben, neue Leute aufzubauen, um irgendwann einen Generationswechsel durchzuführen.

Können Sie sich vorstellen, mehr Verantwortung in der Partei zu übernehmen?
Prinzipiell bin ich nicht jemand, der die Verantwortung scheut.

Jacques Zeyen
18. Oktober 2018 - 9.15

Ein "erfrischender" Ersatz für die Lydia jedenfalls und nicht unter dem Kreuz groß geworden.
Und Taina...alles kommt zu dem der warten kann.

roger wohlfart
17. Oktober 2018 - 10.35

Es ist auffällig und bedauernswert, dass es der LSAP auf Anhieb nicht gelungen ist eine Frau in der Direktwahl ins Parlament zu bekommen. Schade für Taina Bofferding, sie hätte es verdient gehabt. Bei einer Regierungsbeteilung wird sie nachrutschen und die Partei sollte ihr in Zukunft eine wichtigere Rolle
zuteilen.