Schweizer TourismusSo schont Skifahren die Umwelt 

Schweizer Tourismus / So schont Skifahren die Umwelt 
Die weiße Pracht ist nicht selbstverständlich: Um sie so lange wie möglich zu erhalten, wollen die Tourismusverantwortlichen der Klimaerwärmung trotzen und aus dem schweizerischen Laax die erste Energie-Selbstversorger-Alpendestination machen. Fotos: Laax Greenstyle/Philipp Ruggli

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Ab heute beginnen die Karnevalsferien in Luxemburg. Viele nutzen die freie Zeit zum Skifahren. Gerne auch in der Schweiz. Nach Angaben des Schweizer Tourismus-Büros für Belgien und Luxemburg reisen unsere Landsleute sowohl im Winter als auch im Sommer am liebsten in die Kantone Wallis (15 Prozent) und Graubünden (15 Prozent) sowie in die Bern-Region (14,7 Prozent). 2018 übernachteten Gäste aus dem Großherzogtum rund 95.000-mal in der Schweiz. Aber Skifahren und weniger die Umwelt belasten geht das? Und warum ist das nötig?

Die Plattform Protect Our Winters (kurz POW), die sich weltweit für den Klimaschutz einsetzt, zeigt in ihrem Länderbericht Schweiz, wie eng Skitourismus und Klimawandel verknüpft sind. Und welche verheerenden Folgen der Klimawandel für das Weiterbestehen der Skigebiete im Alpenland haben kann, wenn es den Menschen nicht gelingt, umsichtiger mit der Natur umzugehen.

Die Schneebedeckung hat sich mehr als halbiert

Insgesamt habe die Schneebedeckung seit 1967 auf der Nordhalbkugel um 53 Prozent abgenommen, schreibt das Schweizer POW-Team, das aus Sportlern, Umweltaktivisten und engagierten Unternehmen besteht. Gleichzeitig beginnt der Winter in der Schweiz immer später, oft nach der Weihnachtszeit, und wird viel früher als üblich vom Frühling abgelöst, was eine Verkürzung der Skisaison um 37 Tagen bedeute, so die Umweltschützer, die auf eine entsprechende Studie aus dem Jahr 2017 verweisen.

Außerdem: „Die Erwärmung in der Schweiz ist eindeutig nachweisbar und beträgt seit Beginn der Industrialisierung (1864) ca. 1,6 °C. Die Nullgradgrenze im Winter ist seit den 1960er-Jahren um ca. 300 m gestiegen“, schreibt das Amt für Natur und Umwelt in Graubünden. Laut Prognosen wird „bis Ende des Jahrhunderts ein weiterer Anstieg der Schneegrenze um ca. 500-700 Meter prognostiziert – sogar dann, wenn wir die Erderwärmung auf unter 2 °C halten. Besonders hart treffen wird dies Skigebiete, die auf Höhen zwischen 1.000 und 2.000 Metern liegen“, mahnt Protect Our Winters.

In der Wintersportregion Flims Laax Falera spricht man ebenfalls von einer Verkürzung der Skisaison von bis zu drei Tagen infolge des Klimawandels. Der Schnee, heißt es, fällt oftmals erst im November.

Bei den Straßenbauarbeiten an dieser Kreuzung in Zermatt wurde eine neue Methode angewendet, die es ermöglicht, Kunststoffabfälle, die sonst in den Asphalt eingebrannt würden, zu verarbeiten.
Bei den Straßenbauarbeiten an dieser Kreuzung in Zermatt wurde eine neue Methode angewendet, die es ermöglicht, Kunststoffabfälle, die sonst in den Asphalt eingebrannt würden, zu verarbeiten. Foto: Henry Meredith Hardy

Plastikstraße in Zermatt

Derzeit zählt die Schweiz elf autofreie Wintersportstandorte, heißt es von Schweiz Tourismus BeLux. Der Zug gilt dort als das Verkehrsmittel schlechthin. Nach Angaben der Schweizerischen Bundesbahnen kommen nicht weniger als 90 Prozent der benötigten Energiemenge aus erneuerbaren Energiequellen.

Plastikverschmutzung ist in aller Munde. Deshalb hat sich der bekannte Skiort Zermatt jetzt für einen ökologischen Ansatz bei der Erneuerung einer seiner Straßenkreuzungen entschieden. Im Straßenbau wird die Technologie eines schottischen Unternehmens eingesetzt, die es ermöglicht, Kunststoffabfälle, die sonst in den Asphalt eingebrannt würden, zu verarbeiten.

Eine andere Initiative im Bereich Klimaschutz ist myblueplanet. Diese nach eigenen Angaben unabhängige Schweizer Klimaschutzbewegung setzt sich für Verbrauchsreduktion, Effizienzsteigerung und die Förderung erneuerbarer Energien ein.

Seit 2015 unterstützen Wintersportler die Kampagne „I Am Pro Snow“, um Gäste zu mehr Klimaschutz im Schneeurlaub anzuspornen. Infolge des Pariser Klimaabkommens wurde die Initiative um den Zusatz „100% Commited“ ergänzt. Demnach verpflichten sich Berggemeinden und Skigebiete bis spätestens 2030 auf 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen umzusteigen.

Auf Initiative der NGO Summit Foundation steht zwischen Mai und August Großreinemachen mit der Clean Up Tour  in den Skigebieten der Schweiz auf dem Programm. Wenn der Schnee weg ist, heißt es, die Abfälle rund um die Pisten einsammeln. Die Aktion fand inzwischen in 20 Skigebieten statt.

Erste CO2-neutrale Alpendestination

Und so versuchen auch die Regionen, in die die Luxemburger besonders gerne reisen, den Folgen des Klimawandels entgegenzusteuern.

Die Pistenfahrzeuge sind mit moderner Technik ausgestattet, die ihnen erlaubt, das Schneevolumen zu erkennen und bei Bedarf zu korrigieren. Mit ihrer Restwärme werden umliegende Gebäude geheizt.
Die Pistenfahrzeuge sind mit moderner Technik ausgestattet, die ihnen erlaubt, das Schneevolumen zu erkennen und bei Bedarf zu korrigieren. Mit ihrer Restwärme werden umliegende Gebäude geheizt. Foto: Laax Greenstyle/Philipp Ruggli

Ein besonders ehrgeiziges Ziel hat sich die Region Flims Laax Falera im Kanton Graubünden gesetzt. Sie will die erste Alpendestination werden, die sich selbst CO2-neutral mit Energie versorgt. Das bedeute nichts weniger als, dass der gesamte Energiebedarf der Destination durch regional produzierte, 100 Prozent erneuerbare Energie abgedeckt werde, heißt es von der Greenstyle-Initiative. Dahinter steht die Weissen Arena Gruppe, die Betreiberin des Skigebiets Laax. Seit 2010 konnte die Destination nach eigenen Angaben ihren Energiebedarf um 15 Prozent senken. Neben dem Einsatz von erneuerbaren Energien, setzen die Betreiber in diesem Zusammenhang auf „effizienten Energieeinsatz“. In einem der größten Skigebiete im Kanton Graubünden werden täglich 224 Pistenkilometer aufbereitet. Moderne Technik sorgt hier für weniger Energieverbrauch: Die Pisten wurden mit 3D-Technik vermessen, Pistenfahrzeuge mit einem 3D-Schneehöhenmessungs-System ausgerüstet, sodass die Pistenbullys erkennen, wo wie viel Schnee liegt bzw. benötigt wird. Besonders klug: Die Restwärme der Motoren wird fürs Heizen von umliegenden Gebäude genutzt.

Auch der bekannte Skikurort Arosa setzt auf umweltfreundlichen Freizeitspaß. Schon nach der Urlaubsanreise hat das Auto vorübergehend ausgedient: Im Ort bringen die öffentlichen Verkehrsmittel die Urlaubsgäste an ihr Ziel. Mehrere Elektrotankstellen stehen außerdem in Arosa zur Verfügung. Darüber hinaus weisen alle Urlaubsorte auf eine Anreise mit der Bahn hin: Die Züge der Rhätischen Bahn (RhB) nach Arosa fahren seit ihrem Bau (1912-1914) mit Wasserkraft.

Klimaschutz in Wallis

Wer die Initiative myclimate „Cause We Care“ im Schweizer Tourismus unterstützt – ob Unternehmen oder Gäste – leistet einen freiwilligen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Wenn Gäste im Saastal (Oberwallis) die Saisonkarte WinterCARD kaufen, finanzieren sie mit 2 Schweizer Franken nachhaltige Projekte vor Ort oder myclimate-Initiativen weltweit. Die Bergbahnen der Region verdoppeln den Beitrag, schreibt das regionale Tourismusamt.

Mehr erfahren:

www.MySwitzerland.com
www.flimslaax.com
www.arosalenzerheide.swiss
www.saas-fee.ch
www.protectourwinters.ch
www.myclimate.org

adelheid
16. Februar 2020 - 19.12

Da wo dank Klimawandel kein Schnee mehr liegt ist es am Schonendsten. Und das wird bald überall sein.