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Schönheit hat ihren Preis

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Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Die Regierungschefin der Region Madrid ist zurückgetreten. Cristina Cifuentes hatte in einem Supermarkt Kosmetika zu stehlen versucht, wurde aber ertappt. Die konservative Politikerin war schon wegen eines gefälschten Mastertitels unter Druck.

Nach Katalonien hat auch die Autonome Region Madrid ihren Regierungschef verloren. Carles Puigdemont wurde abgesetzt, weil er gegen das Königreich Spanien rebelliert und seine eigene Republik ausgerufen hatte. Cristina Cifuentes musste gehen, weil sie zwei Dosen Anti-Falten-Creme im Supermarkt geklaut hatte.

Zwei Töpfchen Schönheitscreme

Cifuentes wollte immer die Nummer eins sein, die Beste und auch die Schönste. Letzteres wurde der 53-Jährigen zum Verhängnis. Obwohl sie zum Zeitpunkt des Diebstahls Vizepräsidentin des Regionalparlaments von Madrid war und gut verdiente, ließ sie sich zum Ladendiebstahl von zwei Dosen Anti-Aging-Creme der Marke Olay – anderswo auch als Olaz verkauft – im Wert von je 21 Euro verleiten. Heute kostet die 50-ml-Dose Olay Crema Anti-Edad 25,99 Euro.

Vom Detektiv ertappt

Am 4. Mai 2011 um 11.30 Uhr wurde im Supermarkt der Kette Eroski, gleich gegenüber dem Regionalparlament im Madrider Vorort Vallecas, fünf Euro weniger verlangt – wenn man an der Kasse bezahlte. Cifuentes tat das nicht und wurde von einem Kaufhausdetektiv ertappt. Er führte sie in einen für solche Vorkommnisse vorgesehenen Nebenraum des Etablissements und ließ die Parlamentarierin ihre Einkaufstaschen, zwei große in kräftigem Blau, leeren. Sie habe die Dosen schon mitgebracht und nicht entwendet, soll sie dem Ladenhüter gesagt haben, worauf der die Polizei rief. Ein Beamter in Zivil kam, er erkannte, wen er vor sich hatte. Cifuentes musste nur bezahlen und verließ den Eroski-Supermarkt ohne Anzeige durch einen Hinterausgang. Der allfällige Polizeibericht über das Vorkommnis tauchte nie in den Akten auf.

Ein nicht ganz sauberer Master

Das Ganze ist zwar Jahre her, wurde aber zur Unzeit publik. Eine Online-Zeitung stellte das peinliche Video von der Taschendurchsuchung am Mittwoch ins Netz. Es war ein neuer Schlag für Cifuentes, die seit geraumer Zeit unter Druck ist. Erst wurde sie der Beteiligung an dunklen Geldgeschäften in ihrer Partei verdächtigt, dann geriet sie vollends unter Beschuss durch politische Gegner und die Medien, als sich ihr juristischer Mastertitel an der Universidad Rey Juan Carlos als Fälschung erwies. Offenbar hatte sie von drei notwendigen Prüfungen nur eine absolviert. In den nächsten Tagen, noch ohne Termin, stand ihr ein Misstrauensantrag im Madrider Regionalparlament bevor.

Cifuentes spricht von Irrtum

Das hat sich erledigt. Am Mittwochmittag trat Cristina Cifuentes zurück. Sie gehe „erhobenen Hauptes“, denn sie habe gute Arbeit geleistet. Und das im Supermarkt Eroski in Vallecas sei „ein unbeabsichtigter Irrtum“ gewesen, mehr nicht. Da sie aber seit Monaten „einen Leidensweg“ durchlaufe, „ausspioniert“ und verfolgt werde, wolle sie ihrer Partei und ihrer Familie das nicht länger zumuten und gehe.

Ihre ehrbare Familie kann nicht stolz sein. Denn bei den Cifuentes dürfte man nichts von erschlichenen Titeln und schon gar nichts von Kosmetik-Klau halten. Cristina ist die Tochter von General José Luis Cifuentes.

Rajoy: Rücktritt musste sein

Mit ihrer politischen Familie liegt sie spätestens seit dem Tanz um den Mastertitel im Clinch. Cristina Cifuentes trat 1980 als 16-Jährige in die Jugendorganisation der Alianza Popular ein, aus der 1989 die heutige konservative Volkspartei (Partido Popular, PP) wurde. Mit 26 wurde sie Abgeordnete im Madrider Regionalparlament, war von 2005 bis 2012 dessen Vizepräsidentin und schaffte es im Juni 2015 mit ganz knapper Mehrheit, zur Präsidentin der Region Madrid gewählt zu werden.

Ihr Parteichef, Spaniens Premier Mariano Rajoy, kommentierte den Rücktritt knapp: „Cristina Cifuentes hat getan, was sie tun musste.“ Nach der Veröffentlichung des Videos sei sie wohl dazu „gezwungen gewesen“.