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Künstliche Lebensmittelfarben sterben aus

Künstliche Lebensmittelfarben sterben aus

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Von unserem Korrespondenten John Dyer, Boston

Die süßen Teigwaren von Dunkin’ Donuts werden künftig keine künstlichen Farben mehr enthalten. Damit liegt das Unternehmen im Trend. Doch nicht alle natürlichen Ersatzstoffe kommen bei den Konsumenten gut an.

Wer sich in Amerika einen Donut kauft, bekommt nicht nur einen allenfalls mit Zuckerglasur überzogenen backwaren-braunen Kringel-Pfannkuchen. Er hat die Wahl zwischen Dutzenden knallbunter Varianten, von pink bis orange und grün. Und häufig noch mit bunten Streuseln bestreut. Ein wahres Fest für Lebensmittelfarben aus Chemielaboren. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Dunkin’ Donuts, der größte amerikanische Donut-Hersteller mit einer Jahresproduktion von 2,7 Milliarden Stück, will die chemischen Farben verbannen und nur noch natürliche Lebensmittelfarben verwenden. «Als Markenzeichen standen unsere Donuts immer für Gebäck in fröhlichen Farben», sagte Qualitätschef Rick Golden. «Deshalb war es für uns sehr wichtig, Donuts mit einfacheren Zutaten und dennoch mit dem Geschmack und den leuchtenden Farben anzubieten, die unsere Kunden kennen und lieben.»

Keine künstlichen Farben mehr

Bis zum Jahresende will das Unternehmen aus Massachusetts auch in anderen Produkten gänzlich auf künstliche Lebensmittelfarben verzichten. Und es steht damit nicht allein. Schon vor drei Jahren hat General Mills mitgeteilt, dass die Farben in Trix, einem getreidebasierten Frühstück für Kinder, ab 2017 nur noch aus Kurkuma, Annato-Samen, Früchten und Gemüsen kämen. In einer Kundenbefragung haben die Hälfte der Käufer angegeben, sie versuchten bei ihren Lebensmitteleinkäufen möglichst auf Produkte mit künstlichen Farbstoffen zu verzichten.

Schon 2015 hatte Nestlé künstliche Lebensmittelfarben aus 75 Süßigkeiten verbannt, die in den USA verkauft werden. Auch die Restaurantkette Panera verzichtete auf die Chemiefarben. Und Kraft kündigte an, dass Makkaroni und Käse nur noch natürliche Farbstoffe enthalten würden.

Farbstoff aus der Schildlaus

Das Gesundheitsbewusstsein ihrer Kunden war den Herstellern – auch als Verkaufsargument – wichtiger als rein gewinnorientierte Produktionsweisen. Ein Trend, der aus Großbritannien und Europa in die USA kam.

Die Herstellung von künstlichen Lebensmittelfarben ist fast immer billiger als das Extrahieren natürlicher Farben aus Pflanzen. Manche Methoden kamen allerdings bei den Verbrauchern nicht so gut an. So wurde natürlicher roter Farbstoff aus zerquetschten südamerikanischen Cochinille-Schildläusen gewonnen. Bei Starbucks wurden damit Erdbeerdrinks gefärbt. Inzwischen greift man nicht mehr zu Schildläusen, sondern extrahiert den roten Farbstoff aus Tomaten. Auch wenn das teurer wird, wie bei der Gewinnung von Lebensmittelfarben aus Kurkuma, Roter Beete, Purpurtomaten, Karotten und anderen Pflanzen. Allerdings bemängeln die Verbraucher, dass sich mit der Farbe auch der Geschmack verändert habe.

Angst um Kindergesundheit

Die Hersteller gerieten auch unter Druck, nachdem im renommierten britischen Ärzteblatt Lancet 2007 eine Studie veröffentlicht wurde, laut der künstliche Lebensmittelfarben bei Kindern zu Hyperaktivität führen können. Andere Studien sprachen von Wirkungen wie Krebs und Babymissbildungen im Tierversuch.

Mars entfernte alle Kunstfarben aus seinen M&M-Bonbons, nachdem Elternvereinigungen protestiert hatten. «Wussten Sie, dass M&Ms schädliche künstliche Farben aus Erdöl enthalten, die Hyperaktivität bei Kindern auslösen können?», schrieb Mutter Renee Shutters in einer auf der Webseite change.org veröffentlichten Petition.

Manchmal bedauerten Firmen allerdings ihre Hinwendung zum Natürlichen. Nachdem General Mills das Kinderfrühstück Trix umgestellt hatte, beschwerten sich die Käufer. Das neue Trix «sieht widerlich aus», schrieb Mutter Cameron Jones. Inzwischen gibt es zwei Versionen von Trix: die alte, bunte mit den Chemiefarben und die weniger bunte, aber gesunde Variante.