Von unserer Korrespondentin Elke Bunge
Den Voraussagen der Forscher zufolge wird wegen des Klimawandels im Süden Europas mehr Dürre herrschen und im Norden mehr Starkregen fallen. Eine Studie in Scientific Reports zeigt, dass diese Prognosen bereits eingetroffen sind.
Sie hießen «Herwart» und «Xavier», die Orkanböen und Starkregen nach Norddeutschland brachten. Dagegen kam mit «Lucifer» Extremhitze und Trockenheit in den Mittelmeerraum. Diese extremen Wetterereignisse durch Hitzewellen, Fluten und Dürren führen in Europa zu Schäden in steigender Höhe: Während der Süden mit Ernteausfällen durch anhaltende Trockenheit kämpft, gibt es im Norden Sturm- und Überschwemmungsschäden.
Immense Schäden
Unwetter mit Starkregen haben allein im letzten Jahr fast zehnmal höhere Versicherungsschäden verursacht als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kam der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In diesem Jahr werden die Zahlen kaum besser aussehen. Dagegen stehen die Ernteausfälle durch Trockenheit auf der anderen Seite der Waagschale: In Italien ist 2017 bislang nur ein Zehntel der üblichen Regenmenge gefallen. Der Bauernverband Coldiretti schätzt die Schäden durch Ernteausfälle in der Landwirtschaft wegen anhaltender Trockenheit auf zwei Milliarden Euro.
Trockener Süden, nasser Norden
All dies entspricht den Prognosen, die Klimaforscher seit Jahren aufstellen. Insgesamt steigende Temperaturen in ganz Europa, dabei wird vor allem der Süden trockener, in Mittel- und Nordeuropa nimmt der Regen zu. Doch sind diese aktuellen Trends bereits Folgen des Klimawandels? Und wenn ja, gibt es eine klare Grenze zwischen Dürre und Nässe? Wo würde diese dann verlaufen? Diesen Fragestellungen hat sich ein internationales Forscherteam um James Stagge von der Universität Utah gewidmet. Sie analysierten meteorologische Daten aus den 50er-Jahren bis heute und verglichen diese mit den verschiedenen Klimamodellen.
Vorhersagen stimmen
Das Ergebnis zeigt, dass Dürren im Süden Europas tatsächlich häufiger geworden sind. Die Realität entspricht somit den Trends der verschiedenen Klimamodelle. Die Ursache sehen die Forscher in den Temperaturen, die in Europa seit den 70er-Jahren stetig gestiegen sind. Bei einer Erwärmung von einem Grad können sieben Prozent mehr Wasser von der Luft aufgenommen werden. Gerät der Mittelmeerraum unter einen Tiefdruckeinfluss, saugt sich dieses Tief wie ein Schwamm voll Wasser, das sich dann östlich an den Alpen vorbeibewegt und in Mittel- und Osteuropa abregnet. Damit geraten auch diese Gebiete immer stärker unter den Einfluss der veränderten Wetterverhältnisse des Mittelmeerraums. «Bezieht man diese Verdunstungsprozesse mit ein, lässt sich weiterhin erkennen, dass die Grenze zwischen den trockener und nasser werdenden Regionen immer weiter in den Norden wandert, bis nach Deutschland und England», sagt Stagge.
Wie extrem wird es?
Damit haben die Forscher zwei wichtige Informationen bestätigt: Bei den Dürreperioden, die wir in der Vergangenheit und aktuell in Europa erleben, können wir von einer Folgewirkung des Klimawandels ausgehen. «Wir wissen jetzt, dass die Prognosen mit den tatsächlichen Beobachtungen übereinstimmen», so Stagge. «Die Frage ist nicht mehr: Passiert es wirklich? Sondern: Wie extrem wird es und wo werden die neuen Grenzen verlaufen?»
Bekannte standardisierte Berechnungen des Wetters werden ungültig, so das Team. Diese Berechnungen sind in der Folge nicht nur für die Wissenschaft von Bedeutung, sondern auch für Industrie, Versicherungen und politischen Entscheidungsträger. Denn offen ist im Moment, wer die Kosten für diese Folgeschäden in Zukunft übernehmen wird.
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