Das Sterblichkeitsrisiko von Hundebesitzern ist bis zu 33 Prozent niedriger als das von Menschen ohne Hund, ergibt eine umfangreiche Studie aus Schweden. Vor allem bei Alleinstehenden steigt die Lebenserwartung demnach deutlich. Dazu könnten auch Bakterien beitragen.
Von André Anwar, Stockholm
Der Hund als Freund und Helfer könnte viel größere Auswirkungen auf die Lebenserwartung von Menschen haben als bislang vermutet. Eine gerade im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie von der schwedischen Universität Uppsala kommt zum Ergebnis, dass das Sterblichkeitsrisiko bei Hundebesitzern deutlich niedriger ist als bei vergleichbaren Menschen ohne Hund.
Ergebnis ist deutlich
Seit 2001 wurden 3,4 Millionen weitgehend gesunde Schweden im Alter von 40 bis 80 Jahren zwölf Jahre lang beobachtet. 13 Prozent der Personen hatten einen Hund. Das Ergebnis ist beeindruckend. Das allgemeine Sterberisiko bei Alleinstehenden mit Hunden war demnach 33 Prozent niedriger als bei Alleinstehenden ohne Hunde. Dies, obwohl in der untersuchten Hundebesitzergruppe sogar häufiger geraucht wird als in der Gruppe ohne Hunde. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, sank bei Hundebesitzern sogar um 36 Prozent. Auch in Mehrpersonenhaushalten sank das allgemeine Sterberisiko um immerhin 11 Prozent, das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, um 15 Prozent.
Jagdhunde sind besonders gesund
Besonders gut sollen sich Jagdhunde auf die Gesundheit ausgewirkt haben. Diese sind oft besonders aktiv und brauchen viel Auslauf. «Wir waren überrascht über einen so deutlichen Unterschied zwischen Hundebesitzern und den anderen», sagt Studienleiterin Tove Fall, Epidemologin an der Universität Uppsala, dieser Zeitung.
Zahlreiche Störfaktoren, wie etwa, dass sich von vornherein gesunde Personen eher einen Hund anschaffen als kranke Personen, habe man so weit wie möglich herausgerechnet, sagt sie. Unter anderem gingen auch 32.000 Zwillinge in die Studie mit ein. Personen mit gleicher Kindheit und Genen gelten als besonders gut vergleichbar. «Eine gewisse Verfälschung können wir, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen beim Vergleich, nicht ausschließen. Aber weil die Unterschiede so deutlich ausgefallen sind, ist ein direkter Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und der Gesellschaft eines Hundes anscheinend gegeben», erklärt Fall.
Hunde helfen gegen Einsamkeit
Als Ursache für die positive Auswirkung von Hunden nennt sie mehrere mögliche Faktoren. Gerade Menschen in der westlichen Welt leiden oft unter Einsamkeit, die ein Hund, der sich an sein Herrchen bindet, sehr abmildert. «Es ist oft schwer für ältere Menschen in Schweden, enge Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen. Hunde können einen menschlichen Freund weitgehend ersetzen. Zudem ist man gezwungen, viel mehr rauszugehen und zu laufen, auch wenn es, wie bei uns in Schweden, oft kalt und dunkel ist», sagt Fall, die selbst einen Hund hat. «Zudem trifft man dank einem Hund auch häufiger andere Menschen, etwa andere Hundebesitzer», sagt Fall.
Bakterien könnten eine Rolle spielen
Ihr Forscherteam ist derzeit dabei, noch eine weitere mögliche Ursache zu untersuchen. «Wir glauben, dass die menschliche Gesundheit auch durch die zusätzlichen Bakterien des Hundes positiv beeinflusst wird. Es ist bereits bekannt, dass Menschen, die an Diabetes oder Übergewicht leiden, oft über eine geringere Bakterienvielfalt in ihren Verdauungsorganen verfügen», sagt sie.
An Falls Institut werden derzeit auch weitere Studien zum Thema Hund vorbereitet. So soll untersucht werden, wie sich der Tod eines Hundes auf die Gesundheit des Besitzers auswirkt. «Oft sterben Menschen, kurz nachdem nahe Angehörige gestorben sind. Wir wollen schauen, wie sich das in der Mensch-Hund-Beziehung verhält», sagt Fall. Zudem soll untersucht werden, inwieweit übergewichtige und/oder zuckerkranke Menschen auch ihre Hunde so ernähren, dass sie übergewichtig oder zuckerkrank werden. Ganz nach der Volksweisheit, dass Hunde und deren Eigentümer sich verblüffend häufig ähneln.
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