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ÖsterreichGrenzüberschreitende Liebschaft des Tiroler SPÖ-Chefs wird für Sozialdemokraten zum Politikum

Österreich / Grenzüberschreitende Liebschaft des Tiroler SPÖ-Chefs wird für Sozialdemokraten zum Politikum
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Eine Privatsache wird für Österreichs Sozialdemokraten zum Politikum: Ihr Tiroler Landeschef und Vizelandeshauptmann Georg Dornauer ist mit der italienischen Abgeordneten Alessia Ambrosi von den postfaschistischen „Fratelli d’Italia“ (Brüder Italiens) liiert.

Auch die SPÖ hat nun ihr Sommerlochthema, das von wirklich heißen Fragen wie der Inflation weit über EU-Schnitt ablenkt: Während die ÖVP von Kanzler Karl Nehammer populistisch für eine – nach Ansicht von Experten überflüssige – Festschreibung des Bargeldes in der Verfassung trommelt und davor eine Debatte über Sinn oder Unsinn des Genderns vom Zaun gebrochen hatte, liefern die Genossen eine politisch pikante Privatsache. Vorigen Freitag machte eine fesche Italienerin öffentlich, was schon seit Monaten läuft: „Ja, ich bin mit meinem österreichischen Kollegen Georg Dornauer zusammen“, bestätigt Ambrosi gegenüber dem Corriere del Trentino aufkommende Liebesgerüchte.

Die 41-Jährige plauderte nicht nur offen über die Genesis ihrer Liebe und darüber, wie sie sich von dem um ein Jahr jüngeren Genossen aus Nordtirol einige Zeit lang umwerben ließ, auch Politisches kam zu Sprache. Zum Erstaunen vieler Parteifreunde Dornauers bekundete die seit 2022 für die Region Trentino-Südtirol im römischen Parlament sitzende Freundin von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni: „Letztendlich sind Georg und ich in allem einer Meinung.“

Rechtsabweichler

Seither hat der Georg viel Erklärungsbedarf. Seine etwas weniger offenherzige Stellungnahme, wonach „das eine die Politik, das andere eine private Beziehung“ sei und die Medien das respektieren sollten, reicht so manchen Genossen nicht wirklich. Dies umso weniger, als Dornauer im Verdacht steht, die vom neuen Parteichef Andreas Babler betriebene Neupositionierung der SPÖ weit links der Mitte zu hintertreiben. Der Tiroler hatte im Machtkampf um die Nachfolge der mangels Wahlerfolgen hinausgeekelten Pamela Rendi-Wagner den burgenländischen Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil unterstützt. Dieser lag etwa mit seinen migrationspolitischen Ansagen näher bei der ÖVP oder FPÖ als beim nun tonangebenden linken SPÖ-Flügel. Erst vorige Woche hatte sich Dornauer im Hinblick auf Flüchtlinge und Migranten für eine „pragmatische, restriktive Politik“ ausgesprochen.

Vorkommnisse an den Grenzen wie 2015 dürften sich nicht wiederholen, findet Dornauer wie die ÖVP, mit deren Innenminister Gerhard Karner er als für Asyl zuständiger Tiroler Landesrat in „engem Austausch“ stehe. Anders als Babler will er eine Koalition mit der ÖVP wie in Tirol nach der Nationalratswahl im kommenden Jahr nicht ausschließen. Und auch in Bablers Ruf nach der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich will Dornauer angesichts des Arbeitskräftemangels nicht einstimmen: „Ich tue mich hier in Tirol schwer, den Menschen zu erklären, wie wir das umsetzen wollen.“

Der ÖVP muss Dornauer auch nicht erklären, warum er sich ausgerechnet in die prominente „Brüderin Italiens“ verguckt hat. Landeshauptmann Anton Mattle sieht die grenzüberschreitende Romanze zwar auch durchaus politisch, aber eben positiv: „Das ist gelebte Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.“ Dass gerade die italienischen Postfaschisten in der Vergangenheit immer wieder gegen die Südtirol-Autonomie quergeschossen hatten, ist vergessen, auch, weil die pragmatische Meloni wegen der 1919 von Österreich an Italien verlorenen Provinz keinen Konflikt mit Wien riskieren will.

„Abturnende“ Fantasie

Eingefleischte Antifaschisten wie der Politologe Thomas Schmidinger, der erst wegen Babler wieder in die SPÖ eingetreten ist, sehen die Liaison weniger pragmatisch. Er fragt, welche politischen Auswirkungen diese Beziehung mit einer faschistischen Politikerin habe: „Es geht hier schließlich nicht um eine demokratische Partei, die halt eine andere Ideologie verfolgt, nicht um eine Liberale oder Konservative und auch nicht um ein einfaches Parteimitglied, sondern um eine hochrangige politische Funktionärin einer offen faschistischen Partei“, so Schmidinger, der in einem Facebook-Post auch betont, er könne sich „nichts Abturnenderes vorstellen, als mit einer Faschistin ins Bett zu steigen.

Das sehen andere in der SPÖ ähnlich: „Auch wenn das eine privat und das andere Politik ist, hat man als Person des öffentlichen Lebens und als Vorsitzender einer antifaschistischen Partei eine Verantwortung“, findet Vincent Gogala vom Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ). Auch auf Dornauers Facebook-Seite überwiegen die negativen Kommentare. „Sie sind kein Sozialdemokrat“, heißt es da, oder: „Du gehörst aus der SPÖ ausgeschlossen!“