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Facebook hilft gegen Facebook

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Aktiv mit Facebook-Kontakten interagieren soll laut zwei Forschern für ein verbessertes Wohlgefühl sorgen.

Von John Dyer

Facebook gibt zu, dass es schädlich sein kann, zu lange auf Facebook zu sein. Das soziale Netzwerk schlägt aber auch gleich ein Rezept vor, das dagegen helfen soll: aktiv auf Facebook sein, also noch mehr Zeit in den Fängen des Netzwerks verbringen.

Der Forschungsdirektor des Unternehmens David Ginsberg und die Facebook-Wissenschaftlerin Moira Burke haben in der Diskussion um die Abhängigkeit von sozialen Netzwerken ein überraschendes Eingeständnis veröffentlicht. «Allgemein gilt, wenn Menschen eine Menge Zeit damit verbringen, passiv Information aufzunehmen, also lesen, ohne mit anderen Personen in Kommunikation zu treten, dann geben sie an, sich danach schlechter zu fühlen», schrieben sie am Sonntag auf ihrem Blog. Und sie zitierten viele Studien zu diesem Thema.

Es kommt auf die Nutzung an

Doch der Technologie-Riese hat auch gleich eine Lösung parat, um das schädliche passive Facebook-Nutzen auszugleichen: mehr Facebook, aber richtig. «Aktiv mit Menschen zu interagieren, besonders durch den Austausch von Mitteilungen, Posts und Kommentaren mit engen Freunden, und sich an frühere Kontakte zu erinnern, führt zu einem verbesserten Wohlgefühl», schrieben beide. «Diese Fähigkeit zur Verbindung mit Verwandten, Klassenkameraden und Kollegen ist das, was viele von uns am Anfang zu Facebook gebracht hat.»

Facebook sei wie jede andere Technologie, argumentierten die Blog-Autoren. «Zusammengefasst: Unsere Nachforschung und weitere wissenschaftliche Literatur legen nahe, dass es darum geht, wie man soziale Medien nutzt, wenn es um das eigene Wohlbefinden geht.»

Es geht aber auch um das Wohlergehen von Facebook. Jedes Mal, wenn sich ein Nutzer anmeldet, egal, ob er passiv bleibt oder aktiv kommuniziert, dann zählt das als Besucherklick und trägt zu den Werbeeinahmen des Unternehmens bei.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Facebook als Gegengift

Die unterschiedlichen Auswirkungen von passivem Gebrauch der Netzwerke und der aktiven Nutzung zur Kommunikation sind längst Gegenstand einer heißen Debatte im Silicon Valley. In diese Diskussion, die auch von ehemaligen Facebook-Mitarbeitern angefacht wurde, platzt nun dieser Blog mit der Empfehlung, Facebook-Schaden durch mehr Facebook-Nutzen auszugleichen. So sagte der ehemalige Vizepräsident von Facebook Chamath Palihapitiya: «Kurzfristige, dopamin-getriebene (befriedigende) Feedback-Schleifen, die wir geschaffen haben, zerstören das Funktionieren der Gesellschaft.» Der Ex-Manager von Facebook ist jetzt Chef der Finanzfirma Social Capital Venture.

In einem Vortrag vor der Universität Stanford sagte er: «Keine gesellschaftliche Ansprache. Keine Kooperation, Fehlinformation, Falschwahrheiten. Das ist nicht nur ein amerikanisches Problem. Es geht nicht um russische Werbeanzeigen, das ist ein globales Problem. Wir befinden uns nach meiner Meinung zurzeit in einer wirklich schlechten Verfassung.» Palihapitiya spielte auf die angebliche russische Anzeigenkampagne zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahlen 2016 an.

Was geschieht in Kinderhirnen?

Facebook antwortete mit dem Hinweis, dass Palihapitiya den Konzern schon 2011 verlassen habe und Facebook damals «ein ganz anderes Unternehmen» gewesen sei. Allerdings hatte auch der erste Facebook-Firmenpräsident Sean Parker, der Gründer des früheren Kommunikationsdienstes Napster, erklärt, er und andere hätten schon früh über die Gefahren der sozialen Medien in den Anfangsjahren von Facebook Bescheid gewusst. Das könne gesellschaftliche Bindungen zerstören, auch die Produktivität des Einzelnen beeinträchtigen. «Nur Gott weiß, was das in den Gehirnen unserer Kinder anrichtet», sagte Parker.

Facebook hat kürzlich versprochen, eine Milliarde Dollar (850 Millionen Euro, 990 Millionen Franken) für Studien über die Zusammenhänge zwischen sozialen Medien und der Entwicklung von Jugendlichen bereitzustellen. Gleichzeitig ist Facebook aber mit seiner neuen App Messenger Kids, einem eigenen Dienst für Kinder, in die Kritik geraten. Aber der ist werbefrei und die Eltern haben stets Zugriff darauf.