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Einen Cappuccino per Gesichtserkennung

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Von unserem Korrespondenten Barbara Barkhausen, Sydney

Ein australischer Tüftler und Cafébesitzer speichert die Gesichter seiner Kunden elektronisch. Beim nächsten Besuch zeigt ein iPad dann den Namen des Gastes, dessen Lieblingsgetränk und ob die Kunden beim Treueprogramm einen Kaffee gut haben. Für den Tüftler ist das die Zukunft.

Für die meisten Australier ist ein guter Kaffee am Morgen oder zum Wachhalten nach dem Mittagessen essenziell. Die vielen kleinen Cafés in den Innenstädten, in denen sich die meisten großen Firmen zusammendrängen, haben deswegen meist mehr als ausreichend Kunden. In einem Café werden ihre Gesichter nun gescannt.

Bei hunderten Gesichtern jeden Tag persönlichen Service zu leisten, ist nicht immer einfach, weiß Geoff Cropley, der Eigentümer des Bahista Cafés in Sydney. «Ich habe das Café vor dreieinhalb Jahren gekauft und wollte mich vom ersten Tag an die Namen meiner Kunden erinnern, da ich dachte, dass das der Weg sei, eine bessere Beziehung zu ihnen zu haben», sagte Cropley der lokalen Tageszeitung Sydney Morning Herald. «Ich dachte, ich könnte mein menschliches Gehirn nutzen und ich scheiterte kläglich.»

Teure Gesichtserkennung

Danach habe er weltweit nach einem kostengünstigen Gesichtserkennungssystem recherchiert und nichts gefunden. Alle Produkte seien extrem teuer gewesen und eigneten sich somit nicht für ein kleineres Geschäft. Deswegen habe er selbst etwas entwickelt. Zwei Jahre tüftelte der Australier zusammen mit einem Entwickler. Nach einem ersten misslungenen Versuch kam 2016 das Produkt NoahFace heraus.

NoahFace ist seitdem in Cropleys Café im Einsatz. «Die Mehrheit der Kunden liebt es», ist Cropleys Fazit nach einem Jahr. Viele würden inzwischen gerade deswegen in sein Café kommen, weil es eben so persönlich sei. In den vergangenen zwölf Monaten sei sein Umsatz um 37 Prozent angestiegen, sagt der Australier.

Doch nicht jeder ist ein Fan der neuen Technologie. Auf Facebook beschwert sich eine inzwischen ehemalige Kundin mit den Worten: «Die meisten Baristas, mit denen ich zu tun habe, erinnern sich an mich, ohne invasive Technologie zu verwenden.» Sie halte dies nicht für «echten Kundenservice». Es sei nichts Persönliches daran, «eine Maschine zu benutzen, um für einen zu denken».

Niemand wird gezwungen

Cropley erwidert auf solche Kritik, dass er Kunden ja nicht zwingt, bei seiner Gesichtserkennung mitzumachen. «Wir haben ein großes Schild an der Theke, auf dem steht, dass wir die biometrischen Daten für den Kundenservice aufzeichnen.» Wer dies nicht möchte, kann es ihm sagen und wird dann nicht in das Programm aufgenommen.

Chris de Silva, der die Sparte Gesichtserkennung beim Technologieunternehmen NEC leitet, kennt die Bedenken, die viele beim Thema Gesichtserkennung haben, gut, wie er dem Fachmagazin CMO Ende des vergangenen Jahres sagte. Demnach sei die Technologie inzwischen weit genug entwickelt und es bestehe auch ein großes Interesse im Einzelhandel. «Aber dann kommt das Thema Privatsphäre auf und verlangsamt die ganze Diskussion.» Deswegen plädiert er für die Variante Cropleys, dass Kunden sich für oder gegen eine Teilnahme entscheiden können und im Falle einer Teilnahme dann eben besonderen Service erhalten. Cropleys Erfindung NoahFace hat inzwischen sogar Investoren angezogen und auch andere Gastronomieunternehmen in Australien haben sein Gesichtserkennungssystem eingeführt.

Australien ist dabei nicht das einzige Land, in dem Gesichtserkennung getestet wird. In der chinesischen Großstadt Hangzhou zahlen Kunden der Fast-Food-Kette KFC inzwischen per Gesichtserkennung und Eingabe ihrer Telefonnummer. Und auch am Berliner Bahnhof Südkreuz läuft seit August 2017 ein Pilotprojekt zur Gesichtserkennung. Allerdings geht es dabei weniger um den verbesserten Servicegedanken. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hofft mit dem Projekt auf «einen erheblichen Mehrwert für die Fahndung nach Terroristen und Schwerverbrechern».