Im Wahlbezirk Zentrum dürfte es in vielerlei Hinsicht am Sonntag spannend werden: Nicht nur treten hier die Spitzenkandidaten aller maßgebenden Parteien an, auch haben die DP und ihr Premierminister Xavier Bettel ein bei den vergangenen Wahlen erzieltes außergewöhnlich gutes Ergebnis zu verteidigen und manch persönliches Abschneiden der Kandidaten wird unter besonderer Beobachtung stehen.
Im Bezirk Zentrum wird es zum Showdown der Spitzenkandidaten kommen, hier treten die wichtigsten Kandidaten der Parteien an: Herausforderer Claude Wiseler, Xavier Bettel, der sein Amt verteidigen will, Etienne Schneider, der es ihm abluchsen, doch gleichzeitig die gegenwärtige Koalition weiterführen will. Und François Bausch, der zwar offiziell nicht als der Spitzenkandidat der Grünen gilt, aber dennoch so wirkt. Als solche tragen sie Verantwortung für das Abschneiden ihrer Partei über ihre Bezirksgrenzen hinaus. Ihr persönliches Abschneiden, vor allem im direkten Vergleich, wird demnach auch als Gradmesser für ihre künftige Position in ihrer jeweiligen Partei dienen.
In dieser Hinsicht wird Xavier Bettel den schwersten Stand haben, den die Partei der Liberalen im Übrigen mit ihrem Spitzenkandidaten teilt. Denn bei den Wahlen 2013 hatten beide ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Bettel lag mit 32.064 Stimmen weit vor den nachfolgend Platzierten Luc Frieden (CSV, 29.441) und Claude Wiseler (CSV, 26.590). Etienne Schneider belegte in diesem Ranking den fünften Platz (19.682), François Bausch lag mit 11.598 Stimmen weiter abgeschlagen. Die DP hatte 2013 neben „déi Lénk“ als einzige der großen Parteien an Stimmen zulegen können, das um 5,58 Prozentpunkte gegenüber 2009. Das brachte ihr zwei Sitze mehr in der Chamber ein, die schwierig zu verteidigen sein werden.
Innerparteiliches Duell bei der CSV
Vermutlich wird wohl keiner seiner Mitstreiter und Mitstreiterinnen Xavier Bettel seinen ersten Platz streitig machen können. Das dürfte weder der hauptstädtischen Bürgermeisterin Lydie Polfer noch Parteichefin Corinne Cahen gelingen. Anders sieht es bei der CSV aus. Dort hatte sich ganz zu Beginn des Wahlkampfgeschäfts die EU-Parlamentarierin Viviane Reding forsch in Position gebracht („Ich kann alles!“) und damit nicht nur den gutmütigen Claude Wiseler düpiert.
Von der großen Bühne des Europäischen Parlaments in Brüssel aus rührte die resolute Ex-Kommissarin via Interview im heimischen Fernsehsender die Werbetrommel und brachte damit den CSV-Spitzenkandidaten in Bedrängnis. So sehr, dass sie schleunigst, dem Vernehmen nach, vom CSV-Parteipräsidenten Marc Spautz ausgebremst wurde. Seitdem fiel sie nicht mehr auf. Dennoch, Viviane Reding zieht Stimmen an, das haben nicht zuletzt die Europawahlen 2014 gezeigt. Man darf demnach gespannt sein, wie sich dieses innerparteiliche Duell entscheiden wird.
Nur ein Drittel der Bevölkerung darf wählen
Andere Parteien dürften andere Sorgen haben. So etwa die LSAP, die Grünen und die ADR, die sich fragen werden, ob der nach den Wahlen von 2004 einsetzende Abwärtstrend gestoppt werden kann. Wobei die ADR auch bei den Wahlen 2004 hat Federn lassen müssen. Und können die Linken ihren 2013 errungenen ersten Sitz im Zentrum verteidigen oder unerwarteterweise gar einen zweiten dazugewinnen? Die Parteien haben sich nun in Position gebracht, mit für die meisten von ihnen (CSV, LSAP, DP, Grüne, Linke) etwa um die Hälfte erneuerten Listen. Nur die ADR hat bis auf drei ehemalige Kandidaten 18 neue anwerben müssen.
Schließlich: Ja, Rot-Blau-Grün erhielt mit dem Vorschlag zum Ausländerwahlrecht beim Referendum 2015 eine Abfuhr. Dennoch: Bei den letzten Wahlen wurde an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, dass im Bezirk Zentrum nur mehr 45,4 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt seien. Bei einer derzeitigen Bevölkerungszahl von 213.719 (Stand 1.1.18) und 72.422 eingeschriebenen Wählern sind es mittlerweile gar nur noch 33,88 Prozent der Einwohner, die hier wählen dürfen. Wenn das kein Auftrag an die nächste Regierung ist …
Der Souverän ist das Volk in unserem Lande es wird heute am 14.Oktober entscheiden wo es lang geht und wer ins Abseits gehen muss weil das Volk es so entschieden hat...