Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen
Wer Schmerzen hat, der sollte das seinem Arzt erzählen. Doch kleine Kinder oder Demenzkranke können dies nicht immer tun. Im kommenden Jahr soll es dafür nun einen neuen Bluttest geben. Dieser zeigt Schmerzen in Farben an. Auch Tiere könnten davon profitieren.
Ein neuer Bluttest, der chronische Schmerzen anhand von Farb-Biomarkern identifiziert, soll die Diagnose in der Medizin revolutionieren, sagen australische Forscher. Biomarker sind biologische Merkmale, die objektiv gemessen und bewertet werden können, zum Beispiel das Blutbild eines Menschen. Viele Kranke können ihre Schmerzen natürlich selbst beschreiben und lokalisieren, doch im Falle von Babys, Kleinkindern oder älteren Menschen, die beispielsweise an Demenz erkrankt sind, kann der neue Test dabei helfen, herauszufinden, wie extrem die Schmerzen sind und ob sie bereits chronisch sind.
«PainHS», wie der neue Test heißt, ist der weltweit erste Test dieser Art. Er wurde von einem Team australischer Wissenschaftler entwickelt, nachdem sie herausfanden, dass chronischer Schmerz in den Immunzellen eine andere Farbe hat als akuter Schmerz.
Hilfe für die «vergessenen Menschen» Der Test ist in der Lage, mithilfe von Lichtmessinstrumenten zwischen den Farben des Schmerzes zu unterscheiden und somit chronische Schmerzen zu erkennen. «Wir quantifizieren buchstäblich die Farbe des Schmerzes», sagt der Neurowissenschaftler Mark Hutchinson von der Universität Adelaide.
Revolution auch in der Tiermedizin
Hutchinson hofft, dass der Test eine kostengünstige Möglichkeit für Ärzte sein wird, die Schwere chronischer Schmerzen bei Patienten mit Rückenproblemen, Krebs und Migräne genau zu bestimmen. «Die Schmerzen selbst zu beschreiben, wird immer noch Schlüssel sein, aber dies erlaubt nun diesen vergessenen Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Schmerzzustände zu kommunizieren, wie Babys oder Menschen mit Demenz, ihren Zustand diagnostiziert und behandelt zu bekommen», sagt er.
Zudem hofft der australische Mediziner, dass sein neuer, kostengünstiger Test auch die Schmerzbehandlung für Tiere revolutionieren wird. «Tiere können uns nicht sagen, ob sie Schmerzen haben, aber wir haben hier einen Doktor-Doolittle-Test, mit dem wir mit den Tieren ‹reden› und somit herausfinden können, ob sie Schmerzen haben, und dann können wir ihnen helfen», sagt er. Der australische Forscher hofft, dass der Test, der diese Woche vor der Fakultät für Schmerzmedizin am australischen und neuseeländischen Institut für Anästhesisten vorgestellt wurde, innerhalb der kommenden 18 Monate für Mediziner erhältlich ist.
Letztendlich soll der Test auch zu einer neuen Generation an Medikamenten führen. Diese sollen chronische Schmerzen besser adressieren und unter Umständen auch Testphasen eliminieren, während derer bisher Placebos zum Einsatz kommen, um die Effizienz von Medikamenten zu bestimmen.
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