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Als die Antarktis noch grün war

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Geologen haben 260 Millionen Jahre alte Wälder in der Antarktis entdeckt. Die versteinerten Bäume geben nicht nur Einblick in eine Zeit, als der Kontinent aus Eis fruchtbar und grün war.

Geologen haben 260 Millionen Jahre alte Wälder in der Antarktis entdeckt. Die versteinerten Bäume geben nicht nur Einblick in eine Zeit, als der Kontinent aus Eis fruchtbar und grün war. Sie zeigen auch, wie der Klimawandel die Zukunft unserer Erde bestimmen könnte.

Von Barbara Barkhausen/ Sydney

Auf den ersten Blick scheint die Antarktis ein trostloser Kontinent aus Eis zu sein. Die Pflanzen, die das harsche Klima am Südpol tolerieren können, sind Flechten, Moose, Algen und Pilze. Doch Forscher der US-Universität von Wisconsin-Milwaukee haben Fossilien entdeckt, die Einblick in eine frühere Welt erlauben: als die Antarktis noch grün war, bewachsen mit Wäldern.

«Die Menschheit weiß bereits seit der Robert-Falcon-Scott-Expedition 1910 bis 1912 von den Fossilien in der Antarktis», sagte der Paläoökologe Erik Gulbranson, der die Expedition der amerikanischen Universität in die Antarktis leitete. Doch der größte Teil der Antarktis sei auch heute noch immer nicht erkundet. «Manchmal ist man der erste Mensch, der je einen bestimmten Berg besteigt.»

Älter als die ersten Dinosaurier

Die amerikanischen Paläoökologen stießen auf die versteinerten Wälder während ihrer Expedition im vergangenen Sommer. Die Baumfragmente, die sie hoch über den Eisfeldern entdeckten, sind älter als die ersten Dinosaurier, die im sogenannten Mesozoikum die Erde bevölkerten, das vor etwa 250 Millionen Jahren begann und vor 65 Millionen Jahren endete.

Als die Wissenschaftler den fossilen Wald fanden, waren sie im Transantarktischen Gebirge unterwegs, einem Gebirgszug, der zwischen der Westküste des Ross- und der Ostküste des Weddellmeers den gesamten Kontinent durchzieht. Insgesamt konnten die Forscher Fragmente von 13 unterschiedlichen Bäumen entdecken.

Antarktis war Teil des Superkontinents Gondwana

Die Untersuchungen in den USA ergaben, dass die Bäume aus der Periode des Perm stammen und rund 260 Millionen Jahre alt sind. Damals war der Landstrich noch deutlich wärmer und feuchter und zudem kein eigenständiger Kontinent, sondern Teil des Superkontinents Gondwana, der auch Australien, Südamerika, Afrika und Indien umschloss.

Das Perm-Zeitalter endete vor 250 Millionen Jahren im größten Massensterben der Geschichte, das in seinem Ausmaß selbst das Ende der Dinosaurier übertroffen hat. Mehr als 90 Prozent aller Arten der Erde verschwanden damals, einschließlich der Polarwälder. Was das Massensterben ausgelöst haben könnte, ist umstritten. Es könnte die Folge eines Kometen- oder Asteroideneinschlags gewesen sein. Eine weitere Möglichkeit wäre ein massiver Anstieg der atmosphärischen Treibhausgase, wie Kohlendioxid und Methan. Dies könnte über 200.000 Jahre hinweg – geologisch gesehen eine kurze Zeitspanne – passiert sein, nachdem Vulkane in Sibirien ausgebrochen waren.

Erkenntnisse über den Klimawandel

«Dieser Wald erlaubt uns Einblick in das Leben vor dem Aussterben und das kann uns wiederum helfen, zu verstehen, was das Ereignis ausgelöst hat», sagte Gulbranson. Auch im Hinblick auf den derzeitigen Klimawandel könnte die Forschung Aufklärung geben. «Die geologischen Daten zeigen uns den Anfang, das Mittelstück und das Ende des Klimawandels», sagte der Forscher. «Mit weiteren Untersuchungen werden wir verstehen können, wie Treibhausgase und Klimawandel das Leben auf der Erde beeinflusst haben.»

Ein weiterer Aspekt, den die amerikanischen Wissenschaftler beleuchten wollen, ist, wie die offensichtlich widerstandsfähigen Pflanzen die Monate an Dunkelheit am Südpol überhaupt überdauern konnten. «Die Bäume konnten ihren Wachstumszyklus wie einen Lichtschalter an- und ausschalten», sagte Gulbranson. «Heutzutage gibt es nichts Vergleichbares dazu.»

Zur Autorin

Barbara Barkhausen, «Asia-Pacific»-Korrespondentin, lebt seit 2002 in Sydney, Australien. Sie deckt für Café Europe neben ihrem neuen Heimatland Australien auch Neuseeland, Indonesien, Papua-Neuguinea und die Pazifikinseln ab. Barbara hat Kommunikationswissenschaften, Englische Literatur und Kunstgeschichte in München und Los Angeles studiert und für das ZDF, Pro7 und die Bavaria Film GmbH in München gearbeitet, bevor es sie ans andere Ende der Welt zog. Sie ist Print-, TV- und Radiojournalistin und Autorin mehrerer Kinder- und Sachbücher.