Die Umfragewerte von Frankreichs Staatschef Macron sind schlecht und gleich zwei wichtige Minister warfen das Handtuch. Mit einer großen Regierungsumbildung hat der sozialliberale Reformer nun auf die Turbulenzen reagiert.
Frankreichs im Umfragetief steckender Staatschef Emmanuel Macron hat mit einer großen Regierungsumbildung auf den Rücktritt des Innenministers vor zwei Wochen reagiert. Macron ernannte am Dienstag seinen Vertrauten und bisherigen Staatssekretär für die Beziehungen mit dem Parlament, Christophe Castaner (52), zum neuen Innenminister, wie der Elyséepalast am Dienstag in Paris mitteilte. Auch in anderen Ressorts gab es Veränderungen. Neuer Minister für Kultur wurde Franck Riester, neuer Agrarminister Didier Guillaume und neue Ministerin für den territorialen Zusammenhalt wurde Jacqueline Gourault.
Macron und Premierminister Edouard Philippe hatten sich mit der Umbildung Zeit genommen und waren dafür von der Opposition kritisiert worden. Der brüske Rücktritt von Innenminister Gérard Collomb (71) zu Monatsbeginn war ein schwerer Schlag für Macron gewesen, denn der eigenwillige Ex-Bürgermeister von Lyon war lange ein wichtiger Unterstützer des sozialliberalen Staatschefs. Castaner gehört zum engeren Kreis um Macron und leitet die Präsidentenpartei La République en Marche (LREM) – ein Amt, was er nun aufgeben will.
Anti-Terror-Kampf als Priorität
In seiner Antrittsrede nannte der neue Innenminister den Kampf gegen den Terrorismus und den täglichen Einsatz der Polizei für die Sicherheit jedes Einzelnen als seine Priorität. Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach von islamistischen Terroranschlägen erschüttert worden, bei denen rund 250 Menschen ermordet wurden.
Erst am Dienstag wurden in Zusammenhang mit Anschlägen in Südfrankreich mit vier Toten im März sechs Menschen in Polizeigewahrsam genommen. Immer wieder erschüttert auch Vorstadtgewalt das Land, am Wochenende wurde ein 13-Jähriger nach einem Bandenkonflikt bei Paris getötet. Dem neuen Innenminister steht als künftiger Staatssekretär der bisherige Chef des Inlandsgeheimdienstes, Laurent Nunez, zur Seite.
Der sozialliberale Reformer Macron gilt wegen schlechter Umfragewerte und Kritik an seinem Politikstil als angeschlagen. Nur Wochen vor dem Rücktritt des Innenministers hatte ein weiteres Schwergewicht des Mitte-Kabinetts, Umweltminister Nicolas Hulot, das Handtuch geworfen. Die Turbulenzen und Zeitspanne bis zur Kabinettsumbildung nun waren eine Steilvorlage für die Opposition von Links und Rechts, die Premier Philippe vorwarfen, unfähig zum Bilden einer glaubwürdigen Regierung zu sein.
Der neue Kulturminister Franck Riester saß bislang als Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung. Der 44-Jährige gehörte einst dem konservativen Lager an, war dann aber Mitgründer der gemäßigteren Partei Agir, der er heute vorsitzt. Als früheres Mitglied des Kulturausschusses gilt er als gut vorbereitet auf sein neues Aufgabengebiet.
Riester löst Françoise Nyssen ab, die schon seit Monaten politisch angeschlagen ist. Nyssen wehrt sich gegen Medienenthüllungen, wonach der von ihr früher geführte Verlag Umbauten in seinem Pariser Sitz ohne Genehmigung durchgeführt haben soll.
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