Die Erforschung des Weltraums lädt zum Träumen ein. Doch immer, wenn die Rede davon ist, werden auch kritische Stimmen laut. Und die Frage, ob die Erforschung des Weltalls überhaupt Vorteile für die Menschen auf der Erde hat oder ob es sich dabei um Zeit- und Geldverschwendung handelt.
Einfach Wissen
Seit die Menschen den Himmel beobachten, haben sie ein enormes Wissen angesammelt. Heute wissen wir, dass die Erde um die Sonne kreist, dass es andere Sterne gibt, um die Planeten kreisen, dass das Universum sich ausdehnt und wie alt das Universum ist. Dank der vielen Forscherinnen und Forscher, die nicht aufhören, das Weltall zu erkunden, finden wir immer mehr über den Weltraum heraus. Am 10. April dieses Jahres wurde das erste Bild eines Schwarzen Loches veröffentlicht. Unsere Satelliten ermöglichen einen tieferen Blick in das Universum als Teleskope auf der Erdoberfläche. Dank ihnen haben wir heute ein besseres Verständnis dafür, wie groß das Universum ist und wie es sich zusammensetzt.
Wetter
Bei der Vorhersage des Wetters spielen Satelliten eine wichtige Rolle. Sie erlauben es, u.a. einen Hurrikan oder Taifun in Echtzeit zu beobachten. Durch korrekte Vorhersagen, etwa über den Verlauf eines Sturmes, können Menschen aus der Gefahrenzone evakuiert und Leben gerettet werden. Als sich Hurrikan Dorian im August auf die Ostküste der USA zubewegte, konnten die Behörden dank Warnungen der Wetterbehörden ganze Regionen evakuieren und Menschenleben retten. «Diese Bilder sind fundamental, um festzustellen, wo der Sturm ist, zu wissen, in welche Richtung er sich bewegt und um seine Stärke einzuschätzen», sagt etwa Mark DeMaria vom Nationalen Hurrikan-Zentrum der US-Wetterbehörde NOAA in Miami.
Klima
Die Nutzung des Weltraums macht es nicht nur möglich, die Sterne besser zu beobachten, sondern auch die Erde. Ein Beispiel dafür ist das Copernicus-Programm der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit der Weltraumbehörde ESA. Copernicus liefert unter anderem wichtige Daten über das Klima und den Klimawandel und beeindruckende Bilder von der Erdoberfläche. Diese Daten können sowohl von Wissenschaftlern wie von Politikern genutzt werden. Dadurch kann der Klimawandel besser verstanden werden und Politiker können (wenn sie denn wollen) die Erkenntnisse nutzen, um das Klima besser zu schützen.
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA beobachtet seit 20 Jahren Waldbrände per Satelliten. Die Behörde hält fest, dass die letzten drei Jahre Rekordjahre für Waldbrände in den USA waren. Wissenschaftler der NASA konnten dank Satellitendaten eine direkte Korrelation zwischen Klimawandel und Waldbränden herstellen. «Wo das Klima wärmer und trockener geworden ist, ist auch das Risiko von Waldbränden gestiegen», sagt Doug Morton, Chef des Biospheric Sciences Laboratory der NASA in Greenbelt. Satelliten erlauben es auch, Blitzeinschläge zu registrieren.
Satellitenfotos von Luxemburg aus dem Copernicus-Programm verdeutlichen in diesem Video, wie deutlich der Dürre-Sommer 2018 aus dem All zu sehen war:
Kommunikation und Navigation
Kommunikationssatelliten erlauben es, mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt zu treten und Fernsehprogramme zu übertragen. Navigationssatelliten wie die GPS- und Galileo-Flotten ermöglichen es nicht nur Autofahrern, immer ans Ziel zu finden. Auch Transportunternehmen und Streitkräfte sind auf Satellitennavigation angewiesen.
Die Satellitenindustrie hat außerdem eine besondere Bedeutung für Luxemburg und seine Wirtschaft. Der Satellitenbetreiber SES aus Betzdorf betreibt eine riesige Flotte an Satelliten und ist eines der erfolgreichsten Unternehmen des Landes, das seine Dienste an Kunden in der ganzen Welt verkauft.
Abenteuer und Ideen
Gute Idee: «Star Trek» zeigte schon in den späten 80er-Jahren berührungsempfindlichen Flachbildschirme und Tablet-Computer.
Die Abenteuer, die die Raumfahrt verspricht, faszinieren die Menschen seit Jahrzehnten. Die Faszination Weltall diente vielen Menschen als Ansporn, eine Wissenschaft zu studieren. Die unendlichen Weiten stehen sinnbildlich für die unendlichen Möglichkeiten, die der Menschheit in Zukunft offenstehen. Die Raumfahrt und das Genre der Science-Fiction beeinflussen sich gegenseitig. Manchmal setzt die Raumfahrt Ideen der Science-Fiction um, öfters aber inspiriert sich die Science-Fiction an Erkenntnissen der Wissenschaft. Damit ist die Raumfahrt auch mitverantwortlich für die Entwicklung eines kompletten literarischen und filmischen Genres.
Erfindungen
Erfindungen und Forschungsergebnisse aus der Weltraumforschung finden immer wieder ihren Weg in den Alltag. So viele, dass die NASA jedes Jahr einen Bericht veröffentlicht mit Technologien, die von der Weltraumbehörde erfunden wurden und nun von privaten Unternehmen für Alltagsanwendungen genutzt werden.
Ein Beispiel: Die NASA will Proben vom Mars zur Erde zurückbringen, um sie untersuchen zu können. Dazu braucht sie gut versiegelte Kanister. Im Siegel darf sich kein Staub befinden, damit sichergestellt werden kann, dass nichts in den Kanister hinein- und nichts hinauskommt. Forscher wollten deshalb einen Verschluss herstellen, der wie ein Messer in das Metall des Kanisters hineinschneidet. Vorher sollte dieser Verschluss durch eine andere Schicht Material schneiden, damit etwaige Staubkörner abgewischt werden. Da kein Material mit den dazu nötigen Eigenschaften gefunden wurde, entwickelten Forscher eines. Es stellte sich heraus, dass das neue Material weich, flexibel, stark und biokompatibel ist. Das heißt, es wird vom Körper nicht abgestoßen und kann als Faden zum Nähen von Wunden verwendet werden. Die Fäden müssen nicht gezogen werden und eignen sich laut Hersteller deshalb zum Beispiel für Herzoperationen.
Weiteres Beispiel: In den 1960ern wurde die NASA damit beauftragt, das Fliegen sicherer zu machen. Unter anderem untersuchten die Wissenschaftler, wie Sitze gebaut werden können, die die Fluggäste bei einem Absturz schützen können. Sie verwendeten dazu Kissen, die komfortabel sind und immer wieder ihre ursprüngliche Form annehmen, wenn niemand darauf sitzt. Für diese Kissen entwickelte die NASA ein Formgedächtnispolymer (besser bekannt als Memory Foam), das heute in Matratzen zum Einsatz kommt, aber auch in Autositzen, Schuhen und Büstenhaltern.
NASA-Mann James L. Reuter behauptet sogar: «Über die Jahrzehnte haben Spin-offs der NASA Zehntausende Leben gerettet, Zehntausende neue Jobs geschaffen, Milliarden Dollar an Umsatz generiert und Milliarden an Kosten eingespart.»
In Zukunft könnten Erfindungen aus der Raumfahrt auch dazu beitragen, das Klima zu schützen. Etwa durch die Entwicklung besserer Batterien und Verfahren, um die Produktion von Gütern effizienter und energiesparender zu machen.
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