Am Mittwochabend fand im CNL («Centre national de Littérature») die Preisverleihung des diesjährigen nationalen Literaturwettbewerbes statt. In diesem Jahr wurden aus verschiedenen Kurzgeschichtenbändern die besten ausgewählt. Den ersten Preis in der Kategorie «Erwachsene» erhielt Anja Di Bartolomeo.
Es handele sich beim nationalen Literaturwettbewerb um eine Gelegenheit, neuen Stimmen Gehör zu verschaffen. Es gehe darum, jungen Autoren eine Plattform zu bieten, unabhängig davon ob sie nun buchstäblich jung oder einfach nur neu in der Literaturbranche sind. Das betonte Claude Dario Conter, Direktor des CNL bei der Eröffnung der Preisverleihung. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr ausschließlich deutschsprachige Texte. Staatssekretär für Kultur, Guy Arendt, überreichte den glücklichen Gewinnern ihre Auszeichnung.
Neuen Stimmen Gehör verschaffen
Anja di Bartolomeo wurde für ihren Erzählband «Chamäleons», welcher übrigens gestern im Verlagshaus «Op der Lay» erschien, mit dem ersten Preis belohnt. Die verschiedenen gut aufeinander abgestimmten Kurzgeschichten in diesem Band handeln von Protagonisten, die alle eines gemeinsam haben: Sie stehen vor einer Entscheidung. Neben der Diversität der Themen habe die klare, präzise und humorvolle Sprache der Autorin die Juroren überzeugt, so Valerija Berdi, diesjährige Präsidentin der Jury des Wettbewerbs. «Ich lache immer sehr, sehr viel beim Schreiben. Und manchmal weine ich auch», schildert Anja Di Bartolomeo ihren Schreibprozess gegenüber dem Publikum.
Quatschende Figuren
Als Zweiter ausgewählt, aus insgesamt 26 in der Kategorie «Erwachsene Autoren» eingereichten Erzählbändern, wurde Bernd Marcel Gonners «Volk der Freien». Bekannt wurde er im letzten Jahr, als er für sein Kinderbuch «Pirat oder Seeräuber sterben nie» den ersten Preis gewann. Mit seiner komplexen Erzählstruktur und der sprachlichen Qualität konnte er die Jury mit seinem aktuellen Band für sich gewinnen. «Wenn ich Figuren habe, dann sprechen sie in mir. Die quatschen dann auch im Bett weiter, das kann manchmal ganz schön nervig sein» lacht der Autor.
Elise Schmit erhielt für ihren Band «Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen» den dritten Preis. Bereits 2010 und 2012 erhielt sie den ersten Platz des nationalen Literaturpreises für ihre Werke «Brachland» sowie «Im Zug». Die von ihr eingereichte Erzählreihe zeuge von einem «messerscharfen Beobachtungssinn», es sei eine Komposition aus unterschiedlichen Schreibstilen, was sie zu etwas ganz Besonderem mache, begründen die Juroren ihre Auswahl. Elise Schmit ließ sich für die offizielle Preisverleihung entschuldigen.
Junge Gewinnerin
Abschließend erhielt Claire Schmartz den nationalen Literaturpreis in der Kategorie «junge Autoren» für ihre Sammlung an Kurzgeschichten mit dem Titel «Übertragungsneurosen». In ihrem ersten Werk thematisiert sie zwischenmenschliche Beziehungen mit viel Empathie und einem knappen, nüchternen und sehr deskriptiven Schreibstil. Der Preis motiviert die junge Schriftstellerin weiterzumachen: «Ich habe mir vorgenommen: Wenn ich den Preis gewinne, nehme ich das Schreiben ernster!»
Der nationale Literaturwettbewerb wird seit 1978 jährlich vom Kulturministerium organisiert mit dem Ziel das literarische Schaffen innerhalb des Großherzogtums anzuregen und zu fördern. Jedes Jahr erfolgt die Ausschreibung für ein anderes Genre darunter unter anderem Poesie, Prosa, Theater und, wie in diesem Jahr, Kurzgeschichten. Geschrieben werden darf in den drei Amtssprachen des Landes sowie auf Englisch. Die Werke wurden anonym eingereicht und 2017 von den Juroren Angelika Bräutigam, Jérôme Jaminet, Ludivine Jehin, Anne-Marie Millim unter der Präsidentschaft von Valerija Berdi bewertet.
Melody Hansen
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