Erschaffen, renovieren, reparieren: Die Arbeit von Axel Bauer und seinem Team wird nie langweilig. Sie verleihen alten Fahrzeugen eine Persönlichkeit und machen sie zu etwas Besonderem. Jodie Schmit hat sich die Automobilschmiede in Ellingen genauer angesehen.
Mondorf hat noch mehr zu bieten als lediglich das Casino 2000 und das Thermalbad, das zum Entspannen einlädt. Fährt man aus dem Zentrum heraus, in Richtung Remich, dann kommt man in der Industriezone in Ellingen an. Dort hat sich unter den Betriebsgebäuden eine kleine, unscheinbare Autowerkstatt, die man nur anhand des „Rétromobile“-Firmenschilds mit dessen gelber, schwungvoller Schrift erkennt, versteckt.
Fragt man Axel Bauer, den Geschäftsführer des Unternehmens, wie ihm die Idee einer Oldtimerwerkstatt kam, schildert er mit einem Lächeln: „Ich konnte mir nie vorstellen, jeden Tag das Gleiche zu tun. Ich wollte etwas kreieren, etwas schaffen, etwas reparieren. Bei modernen Autos ist das schon was anderes. Da geht es nicht mehr so sehr ums Erschaffen, sondern mehr ums Funktionieren.“ Da er schon als Jugendlicher nebenbei an alten Autos geschraubt hat und so das Interesse zu ihnen in ihm geweckt wurde, kam ihm der Gedanke einer eigenen Werkstatt, in der sich alles um Oldtimer drehen soll.
Ästhetische Handarbeit
Die Werkstatt gibt es nun schon seit dem 1. April 1990 gibt. Hier kümmern sich die Arbeiter um die Restaurierung von alten Autos, sogenannten „Oldtimern“. Zudem übernehmen sie die Anpassung der Fahrzeuge für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Der Umbau für behinderte Menschen erlaubt Betroffenen die gleiche Bewegungsfreiheit wie bei Fahrern ohne Beeinträchtigung.
Betritt man das Atelier der Werkstatt, springt einem eine Reihe von kraftvollen, klassischen Oldtimern ins Auge. Zwei Mechatroniker schrauben an der Unterseite eines alten Automodells, das komplett ohne Lack fast wie nackt aussieht. Ein Karosseriearbeiter bringt ein anderes Fahrzeug in die „Lackierkabine“, um diesem wieder mehr Farbe zu verleihen.
Doch was genau ist ein Oldtimer und was macht ihn so besonders? Um einen Oldtimer handelt es sich, wenn das Fahrzeug bereits vor mehr als 30 Jahren im Straßenverkehr unterwegs war. Von einem Youngtimer spricht man hingegen, wenn der Wagen zwar schon vor 20 Jahren für den Straßenverkehr zugelassen wurde, aber die 30 noch nicht erreicht hat. „Ein Oldtimer hat Charakter. Er ist persönlich, weil er noch von Hand zusammengebaut wurde. Er ist schön, authentisch. Es macht Spaß, ihn zu fahren, weil er noch ein richtiges Auto ist, mit dem man richtig fahren kann. Das Auto und das Fahren an sich machen ihn einfach aus“, schwärmt der Fachmann.
Im Zusammenhang mit den aktuellen Dieselverboten betont Axel Bauer, dass der Oldtimer kein „Umweltschädling“ ist. Wie er beschreibt, sind 1.000 Kilometer pro Jahr schon enorm viel für ein solches Auto. Deswegen sind Oldtimer sicher nicht die ersten Fahrzeuge, die aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem sagt er den Klassikern eine blühende Zukunft voraus: „Verbrennungsmotoren wird es trotz der aktuellen Lage des Dieselverbots noch viele Jahre geben. Und solange die nicht von der Bildfläche verschwinden, haben die Oldtimer immer noch was zu tanken.“ Außerdem ist er sich sicher, dass Oldtimer-Liebhaber immer wieder Lösungen für ihre Schmuckstücke finden werden.
Hilfe zur Selbstständigkeit
Da man, wie Axel Bauer erklärt, den Behindertenumbau sehr wohl auch an Oldtimern durchführen kann, lassen sich die zwei Arbeitsbereiche gut miteinander kombinieren. Menschen, die aufgrund eines Handicaps nur eingeschränkt mobil sind, kommen dank Axel Bauer und seinem Team ihrer früherer Freiheit und Selbstständigkeit einen Stück näher. Hier arbeiten Mechatroniker und Karosseriearbeiter eng zusammen, um sehr individuelle Anpassungen an den Kundenfahrzeugen zu machen. „Der sogenannte Behindertenumbau ist eine Herausforderung. Eine Challenge, für jedes Handicap die passende Anfertigung zu finden“, betont der Geschäftsführer.
In diesem Bereich gibt es keinen „Standard“, sagt er. Selbst wenn man den gleichen Umbau für eine Krankheit mit einer mobilen Beeinträchtigung zehn Mal machen würde, würde man zehn verschiedene Anpassungen vornehmen. Jeder Umbau ist und bleibt ist an den Kunden angepasst. Als Beispiele gibt er den manuellen Gas-Ring an, der am Lenkrad befestigt wird, und den Gas-Hebel, bei dem man durch Ziehen Gas gibt und durch Drücken bremst. Zudem beschreibt er, dass es verschiedene Ladesysteme für Menschen mit Rollstühlen gibt. Zudem kann man Drehsitze einbauen, die der Person direkt vom Autositz in den Rollstuhl helfen. „Die Individualität bei diesen Techniken ist nicht in Worte zu fassen. Der individuelle Umbau ist es, was diese Arbeit so spannend und interessant macht“, beschreibt Axel Bauer.
Der gelernte Karosseriebauer ist sich sicher, dass er mit der Oldtimerwerkstatt die richtige Entscheidung getroffen hat. An Oldtimern zu arbeiten, ist eine Welt für sich. Dort lernt man immer wieder neue Leute kennen, die die Arbeit zu etwas ganz Besonderem werden lassen: „Nach 30 Jahren Erfahrung kennt man einfach jeden in diesem Geschäft. Es fühlt sich wie eine kleine europäische Familie an. Man gehört dazu“, erzählt Axel Bauer begeistert.
Mehr Infos unter: www.retromobile.lu
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