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„In Luxemburg darf ich sein, wer ich bin“: Beim Festival in der Luxexpo treffen Lebensgeschichten und Kulturen aufeinander

„In Luxemburg darf ich sein, wer ich bin“: Beim Festival in der Luxexpo treffen Lebensgeschichten und Kulturen aufeinander

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Das 36. «Festival des migrations, des cultures et de la citoyenneté» in der Luxexpo The Box überfordert beim Betreten im ersten Moment die Sinne: eine farbenfrohe, nach Grill und Weihrauch riechende, von Trommeln und Polka untermalte Zusammenkunft der Kulturen. Beim Gespräch mit den Ausstellern rückt jedoch schnell die Menschlichkeit, die dem Festival zugrunde liegt, in den Mittelpunkt.

Von unserem Korrespondeten Misch Pautsch

Mehuba, genannt Mimmy, lebt seit 2013 in Luxemburg und kommt aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. 85 unterschiedliche ethnische Gruppen leben dort vereint. «Trotzdem sind wir hier gemeinsam an einem Stand vertreten. So divers unsere Völker auch sein mögen, haben wir dennoch viel gemeinsam. Das versuchen wir hier vorzustellen.» Wie fast überall in der Welt führt auch hier das Essen die Leute zusammen: An fast allen Ständen der Veranstaltung werden den Besuchern leckere Speisen angeboten.

Jedoch nicht nur zum Mitnehmen, die Menschen können sich auch gemeinsam an einen Tisch setzen und sich gegenseitig kennenlernen. «Ich wohne nun etwa seit sechs Jahren in Luxemburg. Hier haben wir alle die Chance, unsere Vielfalt in Einheit – und vor allem in Sicherheit – auszuleben. Wenn ich abends zu Fuß unterwegs bin, muss ich mir keine Gedanken um meine Sicherheit machen. Wir dürfen uns ausdrücken, denken, was wir wollen, und das auch sagen, frei sein. Hier darf ich sein, wer ich bin.»

Herzlicher Empfang

Beispielhaft für diese «diversity in union» sei, wie Mimmy sagt, beispielsweise der äthiopische Kalender. «Eine der vielen Traditionen, die wir hier bei der ,Association éthiopienne au Luxembourg‘ aufrechterhalten, ist das Feiern des äthiopischen Neujahres. Das findet zwar schon im September statt, wir feiern aber genau wie der Rest des Landes mit Tanzen, Musik, Feuerwerk im fröhlichen Miteinander.»

Ein Beispiel für viele Erfahrungen, die das Festival bietet: So unterschiedlich die Traditionen auch wirken, verbindet sie doch fast immer der gemeinsame Kern der Zusammenkunft, Gastfreundschaft und des friedlichen Beisammenseins. Ein Zusammensein, das Mimmy hier gefunden hat, fernab von politischen Konflikten: «Ich vermisse natürlich Teile meines alten Lebens, meine Familie, das Dorf, in dem ich gelebt habe, und die Schule, zu der ich gegangen bin. Die Äthiopier sind ein liebevolles, einladendes Volk, aber das Land bleibt politisch instabil. Auch wenn ich für meine Freunde und Familie dort auf Besserung hoffe, plane ich auf jeden Fall, hier zu bleiben. Luxemburg ist meine zweite Heimat geworden, die mich mit offenen Armen empfangen hat und mir die Sicherheit bietet, die jeder Mensch sucht.»

Es ist diese kontrastreiche Erfahrung von Herausforderungen und einem optimistischen Blick nach vorne, die alle Aussteller teilen. So auch Vjosa und Labinot der Kosovo-albanischen Gruppe «Dorë për Dorë». Das Ziel des Vereines sei im Namen zu finden: Hand in Hand. «Wir wollen zeigen, dass man gemeinsam viel erreichen kann: die Kultur beibehalten und die Sprache aufrechterhalten. Dies tun wir sowohl vor Ort als auch rund um die Welt, wo wir versuchen, nicht nur humanitäre Hilfe zu leisten, sondern auch bei der Integration unseres Volkes anzupacken.»

Issa Diewe aus Senegal führt diesen roten Faden der Solidarität fort. Seit 15 Jahren lebt er in Luxemburg und versucht mit der «Association des Sénégalais au Luxembourg», nicht nur die Kultur seines Herkunftslandes zugänglich zu machen, sondern auch den Kindern in Senegal zu helfen. Es sind diese bewegenden Geschichten, die die Aussteller und Besucher der Veranstaltung miteinander verbinden.