Am Wochenende bestreitet die luxemburgische Handball-Nationalmannschaft in der Coque ein Vorqualifikationsturnier für die Europameisterschaft 2022. Acht Teams streiten sich in zwei Gruppen um den Einzug in die zweite Qualifikationsphase. Nur die beiden Gruppenersten kommen weiter. Gegner der Nationalauswahl in der Gruppe A sind Irland, Großbritannien und Bulgarien.
Von Fernand Schott
Zum Auftakt spielt Luxemburg am heutigen Abend gegen Irland, morgen folgt Bulgarien und am Sonntag England. In letzterem Spiel treffen zwei ehemalige Mannschaftskameraden aufeinander: der Luxemburger Linksaußen Pierre Veidig und der britische Rechtsaußen Sébastien Edgar. Beide waren vier Jahre lang im selben Team in Valence in der D2 und N1, der zweit- und dritthöchsten französischen Klasse. Letztes Jahr haben sie den Aufstieg in die ProLigue nur knapp verpasst. Doch nun haben sich ihre Wege getrennt, Sébastien Edgar spielt weiter für Valence, während Pierre Veidig nach Käerjeng wechselte. Dass sie sich in einem Länderspiel in einer Euroqualifikation wiedertreffen würden, hätten beide nicht gedacht.
Name: Pierre Veidig
Geburtstag: 23.12.1996
Nationalität: luxemburgische und französische Staatsbürgerschaft
Geboren in: Paris (Frankreich)
Aktueller Verein: HB Käerjeng
Position: Linksaußen
Ehemaliger Verein: Valence
„Nachdem wir in der vergangenen Saison mit Valence den Aufstieg in die ProLigue nicht geschafft hatten, wollte ich eine neue Challenge angehen“, erklärt Veidig. Das Angebot aus Käerjeng kam ihm da gerade recht – auch weil ihn die Möglichkeit reizte, im Europapokal zu spielen. „Das Niveau in der luxemburgischen Meisterschaft ist sehr anspruchsvoll. Vielleicht waren die Strukturen in Valence etwas professioneller, auch hatten wir mehr Trainingseinheiten. Hier arbeiten fast alle Spieler, trotzdem ist das Niveau der führenden fünf Mannschaften enorm hoch und die Partien sind sehr intensiv. Ich bin besonders gespannt auf das Play-off. ‹La guerre nous attend›, sagen meine Mitspieler diesbezüglich.“
Da er die doppelte Nationalität besitzt – seine Mutter ist Luxemburgerin –, wurde er vor einem Jahr in die luxemburgische Nationalmannschaft nominiert, worauf er sehr stolz ist. Angesprochen auf die Qualifikationschancen, meint er, dass Luxemburg sicherlich den ersten Platz anstreben kann, obwohl ihm die Spielstärke der Gegner ziemlich unbekannt ist. „Wir dürfen diese Nationen jedenfalls nicht unterschätzen und müssen alle Spiele konzentriert angehen. Natürlich will das Team als Gruppenerster in die zweite Qualifikationsrunde einziehen. Das ist die Zielsetzung unserer Spieler und dafür wird unsere Mannschaft auch alles geben. Jedenfalls freue ich mich besonders auf das Spiel gegen England, wo ich auf meinen Freund Sébastien, der übrigens ein hervorragender Spieler ist, treffen werde. Dass wir beide einmal in einem Länderspiel aufeinandertreffen würden, hätte ich nie gedacht, aber es freut mich besonders. Vielleicht kann ich die Gelegenheit nutzen, um ihn zu überzeugen, nach Luxemburg zu kommen“, so der 22-jährige Nationalspieler.
Name: Sébastien Edgar
Geburtstag: 26.5.1991
Nationalität: englische und französische Staatsbürgerschaft
Geboren in: Basildon in Essex
(England)
Aktueller Verein: Valence
Position: Rechtsaußen
In die gleiche Kerbe schlägt dann auch der 27-jährige Sébastien Edgar, der sich hocherfreut darüber zeigt, mit seinem früheren Mannschaftskameraden Pierre Veidig im Rahmen eines Länderspiels die Klingen zu kreuzen: „Es ist schon unglaublich, dass wir jetzt gegeneinander auflaufen werden. Er war ja das Nesthäkchen bei uns in Valence und wir haben uns unheimlich für ihn gefreut, als er damals zum ersten Mal für Luxemburg selektioniert wurde. Und nun stehen wir uns am Sonntag gegenüber, in einer Partie, von der ich überzeugt bin, dass es um den Gruppensieg gehen wird. Ich schätze Luxemburg und England nämlich stärker ein als Bulgarien und Irland“, so der Profihandballer von Valence. Handball hat Edgar ausschließlich in Frankreich gespielt, in Valence, aber auch im „Centre de formation“ in Nîmes, bis er schließlich 2012 seinen ersten Profivertrag bei Valence unterschrieben hat.
Er wurde zwar in London geboren, doch zog er schon im Alter von fünf Jahren nach Frankreich. Sein Vater ist Engländer, seine Mutter Französin, und somit hat er die doppelte Staatsbürgerschaft – und läuft seit geraumer Zeit für England auf. „Dieses Turnier und die damit verbundene Qualifikation sind sicherlich nicht unser Hauptziel. Für uns sollen diese Partien an erster Stelle eine Vorbereitung auf die EHF Challenge Trophy im Juni sein. Das ist ein Turnier für aufstrebende Länder und junge Spieler, wobei im Team nur vier Spieler im Alter von über 24 Jahren sein dürfen. Und da wir eine sehr junge Nationalmannschaft haben, ist das unser Hauptziel der Saison. Aus unserem Team sind nur drei Spieler im Ausland tätig, zwei in der zweiten Division in Spanien und ich in Valence“, erklärt Edgar weiter. Obwohl er nur zwei Luxemburger kennt, Veidig und Martin Müller aus der D2, wo sie beide gegeneinander gespielt haben, schätzt er Luxemburg als etwas besser ein als England. „Leider ist der Stellenwert des Handballs in England nicht so hoch wie in anderen europäischen Staaten. Trotzdem werden wir nicht antreten, um zu verlieren, sondern unser Bestes geben“, so Edgar.
Man darf also gespannt sein auf dieses sogenannte „Finale“ am Sonntag. Ausschließen kann man allerdings nicht, dass die Bulgaren als „Spielverderber“ fungieren und die Pläne des einen oder anderen durchkreuzen werden.
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