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„En Diddelenger Jong“: Seit 60 Jahren Mitglied beim Handball Diddeleng (HBD)

„En Diddelenger Jong“: Seit 60 Jahren Mitglied beim Handball Diddeleng (HBD)

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Ein großer, stattlicher Mann öffnet dem Tageblatt die Tür. Es fällt schwer, zu glauben, dass Roger Bruck bereits über 80 Jahre alt ist. Das Interview findet bei Roger zu Hause statt, im fast schon idyllischen Teil von „Butschebuerg“ in Düdelingen.

Von Frank Barone

Zu Beginn des Gesprächs sitzt ein Mann in seinem gemütlichen Wohnzimmer mit vielen Familienfotos, der nicht einmal weiß, warum sich das Tageblatt für ihn interessiert. Er ist sichtlich gerührt und etwas verlegen.

„Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang mit Kindern und Jugendlichen zu tun gehabt, ob im Beruf, im Sport oder sogar irgendwie bei der Armee.“ Roger Bruck ist, wie er selbst sagt, „en Diddelenger Jong“, der am Anfang seiner beruflichen Karriere als Lehrer in Biwisch bei Ulflingen lebte, da nur noch im Norden des Landes ein Posten vakant war. Hier unterrichtete er neun Kinder aus neun verschiedenen Klassen. Das wäre heutzutage wohl sicherlich unvorstellbar. Kurze Zeit später legte er eine Pause als Lehrer ein, um sich bei der luxemburgischen Armee zu verpflichten. Damals verdiente man in der Armee besser als im Lehrberuf. Die Armee hat ihm, eigener Aussage zufolge, sehr gut getan: Er wurde sportlicher, legte an Gewicht zu und er habe eine gute Ausbildung genossen. Dort trat er dem GTR („Groupement tactique régimentaire“) bei. 1959 wurde dieses Regiment – ebenso wie die Armee, so wie sie bis dahin funktioniert hatte – eingestellt. So verließ Roger als „premier-lieutenant“ die Armee und fand schließlich einen Job als Lehrer in Düdelingen. Er blieb dies bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996. Während dieser Zeit hat er in allen Düdelinger Schulen gearbeitet.

Der HBD hat den heute 82-Jährigen kürzlich für seine 60-jährige Mitgliedschaft im Verein geehrt. Mit „Standing Ovations“ wurde „Rosch“, wie ihn seine Freunde nennen, bei der diesjährigen Generalversammlung des Klubs empfangen. Diese sechs Jahrzehnte haben viele, teils unglaubliche Anekdoten hervorgebracht.

Spiele vor dem Rathaus

Der Grund für „Rosch“ Brucks plötzliches Interesse an gerade dieser Sportart ist eine von diesen Geschichten. Durch Berufskollegen wie Marcel Kreuter wurde er auf den HB Düdelingen aufmerksam. Damals hieß der Sportverein noch „Handball Basketball Diddeleng“. Brucks Interesse galt zuerst dem Basketball. Mit Handball konnte er zu dieser Zeit noch nicht viel anfangen.

Es war kurz nach Abpfiff eines Basketballspiels, als sein Freund und späterer Teamkollege Marcel Kreuter plötzlich „wéi vum Lämmes gebass“ davonlief. Roger, der nicht wusste, was los war, lief ihm hinterher. Gleich im Anschluss an das Basketballspiel fand im Schulhof der Brill-Schule ein Handballspiel statt, an dem Marcel auch teilnahm. „Das war das erste Mal, dass ich ein Handballspiel gesehen habe. Ich war mehr als beeindruckt. Von da an verschrieb ich mich dem Handball.“ Zur damaligen Zeit wurde noch auf Beton gespielt. Die Spieler bereiteten das Spielfeld vor. Sie richteten die Tore auf und stellten auch noch die Stühle für die Zuschauer hin. Die großen Partien fanden in der Regel auf dem Rathausplatz statt.

Hier wurde u.a. gegen Barcelona, Bukarest, Leipzig und Schalke gespielt. Bei der Begegnung gegen Schalke waren auf einmal viel mehr Zuschauer da als üblich. Grund hierfür war, dass viele der angereisten Besucher dachten, es handele sich um den Fußballverein Schalke 04.

60 Jahre Mitgliedschaft ist das eine, dass dieser Mann auch erfolgreicher Mannschafts- und Nationaltrainer, Schiedsrichter, Sicherheitsbeauftragter und Vorstandsmitglied war, kommt erst im Laufe des Gesprächs zum Vorschein.

Roger Bruck war nämlich Trainer während der „goldenen Ära“ des HBD, in der die Düdelinger zehnmal in Folge Luxemburger Meister wurden und schon fast als unschlagbar galten. Dies war die Zeit zwischen 1963 und 1973, als der Verein auch neunmal hintereinander den Pokal in die „Forge du Sud“ holte. Sie mischten zu dieser Zeit folglich auch sehr viel in Europa mit, unter anderem in Spanien, Frankreich, der BRD, der DDR und in Rumänien.

„Als die Herrenmannschaft damals die Rückrunde in Leipzig bestritt, habe ich das erste Mal hautnah Erfahrungen mit der damaligen DDR gemacht.“ Dies sei beklemmend und interessant zugleich gewesen. Besonders da sie bei der Anreise durch die BRD plötzlich vor der Grenze standen und feststellen mussten, dass sie kein Visum für die Deutsche Demokratische Republik hatten. Niemand hatte daran gedacht, dass so etwas nötig sei. „Da standen wir nun vor Grenzposten mit Maschinengewehren und mussten an der Grenze warten. Gut, dass wir Roger Hilger bei uns hatten, der es durch seine Kontakte und seine Redefertigkeit schaffte, uns noch vor dem Abend ein Visum für die DDR zu besorgen.“ Als dies geklärt war, wurden sie herzlich und mit Respekt empfangen. Hier lernte er Handball-Legende Paul Tiedemann kennen. „Das war eine schöne und abwechslungsreiche Zeit, wir haben viel erlebt und viele Länder gesehen.“ In Barcelona mussten sie in der Rückrunde auf einem Platz antreten, der anstatt der Außenlinie ein kleines Mäuerchen hatte. „Im Grunde hätten wir so gar nicht spielen dürfen.“

Als in Düdelingen gegen Bukarest gespielt werden sollte, war dort kein Platz für die vorgesehenen Zuschauer, so dass der Verein in eine Sporthalle in Thionville ausweichen musste. Diesmal war es die gegnerische Mannschaft aus Rumänien, die zwar ein Visum für Luxemburg hatte, jedoch keines für Frankreich. Nur weil der falsche Bus vom Zoll durchsucht wurde, konnte die Mannschaft ohne Probleme in Frankreich antreten.
Aufgrund der überaus erfolgreichen Trainerkarriere in Düdelingen wurde die Nationalmannschaft auf Roger Bruck aufmerksam. Zunächst nahm er dieses Amt an, doch es wurde ihm irgendwann zu viel.

Während des Interviews ist zu sehen, mit welcher Leidenschaft Roger diese Geschichten erzählt, die ihm wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Roger Bruck war die ganzen Jahre aktives Mitglied im Vorstand und war u.a. auch einer der Drahtzieher bei der Entstehung des Youth Cup, des europäischen Jugendturniers schlechthin. Ein Ziel dieses Wettbewerbs war stets – außer der Talentsuche –, der Jugend eine Alternative anzubieten, um sie von der Straße zu holen. Dieses Jahr an Ostern fand die mittlerweile 35. Ausgabe statt.

Roger Bruck ist heute ein bescheidener – viele seiner „Taten“ muss man regelrecht aus ihm herauskitzeln – und interessanter Mann, der viel in seinem Leben erlebt hat und noch immer, wenn auch sicherlich gemächlicher, am Ball ist.