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Diese Menschen werden Luxemburg 2018 bewegen

Diese Menschen werden Luxemburg 2018 bewegen

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Jeder kennt sie: die immer gleichen Promi-Listen mit den immer gleichen Namen. Ob bei Rück- oder Ausblicken, es gibt kaum etwas Langweiligeres, als die Namen bereits vor dem Lesen zu erahnen. «Long story short»: Wir blicken auf das neue Jahr und suchen nach Menschen, die 2018 verändern werden, ohne zum gähnend langweiligen Establishment zu gehören. Regierungsmitglieder und Abgeordnete ersparen wir Ihnen an dieser Stelle getrost. Vielmehr interessieren wir uns für Lebenskünstler, Forscher, Kulturschaffende, Rebellen, Innovateure und provokative Akteure. Wir haben 16 Persönlichkeiten ausgewählt, die unserer Meinung nach Luxemburg 2018 prägen werden. Wir sind jederzeit für Ihr Feedback offen: redaktion@tageblatt.lu.

 

Frédérique Buck, Mitgründerin Oppent Haus
Politisch inkorrekte und menschliche Flüchtlingsintegration

Sie ist alles außer ein Gutmensch, nimmt kein Blatt vor den Mund und legt sich mit dem Establishment in Politik und der NGO-Welt an: Frédérique Buck. Die Mitgründerin von «Oppent Haus» beweist immer wieder, wie mit Flüchtlingen umgegangen werden muss: Mit einem offenen und kritischen Blick.

Dass Buck 2018 Luxemburg ihren Stempel aufdrücken wird, steht außer Frage. Sie managet jetzt schon «I am not a refugee» und das von Flüchtlingen betriebene Pop-Up-Restaurant «Chiche». Buck setzt sich auch zunehmend für Menschenrechtsfragen ein. Momentan sucht sie Unterstützer für ihr Crowdfunding-Projekt «Grand H(umanité)», das sie wie folgt beschreibt: «Un documentaire-chorale à vif et intimiste donnant la parole à différentes parties prenantes de la migration forcée.» sab.


Gilbert Pregno, Präsident der Menschenrechtskommission
Prangert Missstände in Luxemburg an

Er ist weder laut noch aggressiv, geschweige denn einschüchternd. Es sind vielmehr sein lässiges Auftreten, Rückgrat und fundiertes Fachwissen, die Gilbert Pregno zum Meinungsführer machen. Der Psychologe und Menschenrechtler muss niemandem mehr etwas beweisen, weshalb er auch 2018 Menschrechtsprobleme konsequent angehen wird.

Denn Pregno gelingt es jüngst immer stärker, seine intellektuelle Unabhängigkeit zur Geltung zu bringen. Er ist für Politiker unangenehm und sagt mittlerweile von sich: «Ich verhandele nicht mehr. Aus dem Alter bin ich raus.» Er visiert vor allem die Justiz, die Polizei, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die Immigrationsabteilung des Außenministeriums und die ITM. Sie seien – mit Blick auf Menschenrechtsfragen – zu passiv. sab.


Emanuel Kamura, Flüchtling mit Ambitionen
Jurastudent und politisch aktiv

Der 28-jährige Guineer, der in Somalia zur Welt kam, hat es in den vergangenen drei Jahren mit viel Durchsetzungsvermögen und dank der Hilfe einiger Luxemburger geschafft, sich quasi aus dem Nichts wieder ein Leben aufzubauen. Nachdem Kamura 2013 in Italien den Flüchtlingsstatus erhielt, kam er 2014 nach Luxemburg. Seitdem hat er in Metz seinen «Bac international» gemacht und studiert mittlerweile Jura an der Uni Luxemburg.

Als Student darf er sich nun legal in Luxemburg aufhalten. Politisch aktiv ist der Escher in der LSAP, wo er unter anderem Teil der Arbeitsgruppe «Socialistes pour l’intégration et la citoyenneté» ist. Wir möchten Emanuel Kamuras Engagement an dieser Stelle stellvertretend und exemplarisch für die Bemühungen zahlreicher Flüchtlinge erwähnen, die sich trotz widriger Umstände ihren Weg vom äußersten Rand hin zur Mitte der Gesellschaft bahnen. LL


Katalin Ligeti, Dekanin, Fakultät für Recht und Wirtschaft
Akzente setzen

Wirtschaft und Recht sind vielleicht weniger aufsehenerregend als die Ergebnisse, die die Universität Luxemburg auf den Gebieten Technologie und Medizin hervorbringt. Allerdings ist die Fakultät für Wirtschaft, Recht und Finanzen jene mit den meisten Studenten und nicht zuletzt mit rund 190 Professoren, die es zu koordinieren gilt. Relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit hat Katalin Ligeti im September den Posten als neue Dekanin dieser Fakultät eingenommen.

Ligeti ist die erste Frau in der Geschichte der Uni, die Dekanin einer Fakultät geworden ist. Die Expertin für internationales Strafrecht will nun auf interdisziplinäres Zusammenarbeiten setzen. 2018 wird sie sicherlich einige Schwerpunkte setzen können. gr


Luc Caregari, Erster Präsident der ALJP
«Veränderungen mitgestalten»

Ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, Luc Caregari hat sich die Messlatte selbst sehr hoch gelegt. Der 38-jährige Kulturjournalist ist der erste Präsident der neuen Journalistenvertretung ALJP. Nach jahrzehntelanger Trennung haben sich die Journalisten des Landes zusammengefunden, um künftig einstimmig für ihre Belange einzustehen.

Deren Solidarität untereinander will er stärken. Ein Gesetz, das den Zugang zu Informationen für Journalisten regeln soll – und das auch nach zehn Jahren Kampf immer noch nicht verabschiedet wurde –, steht ebenfalls auf seiner Agenda. Der dritte Punkt ist die Verbesserung der Situation der Freelancer im Land. Die ALJP soll, wenn es nach Caregari geht, eine aktive, gestaltende Rolle übernehmen. Dafür wurde er mit breiter Mehrheit gewählt. wie


Marie Lanners, Sportpsychologin
Der Weg zur Siegermentalität

Ohne die Sportpsychologin Marie Lanners wäre das Jahr 2017 aus Sicht des luxemburgischen Sports vielleicht nicht so erfolgreich gewesen. Denn neben Talent und Training muss man auch mental auf der Höhe sein, um Erfolg zu haben. Das haben unter anderem Gilles Muller und die Fußball-Nationalmannschaft verstanden. Sie werden von Marie Lanners betreut, genau wie die Junioren-Weltmeisterin im Karate, Kimberly Nelting, und die luxemburgischen Bogenschützen. 2017 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Schützlinge von Marie Lanners. Diese Erfolge gilt es nun zu bestätigen, was bekanntlich noch schwieriger und nur mit der richtigen Mentalität zu bewerkstelligen ist. Die Dienste von Marie Lanners dürften deshalb auch 2018 sehr gefragt sein. cs


LIHPS  – Der Luxemburger Olympiastützpunkt
Ein großer Schritt zur Professionalität

Im Jahr 2018 wird das Luxembourg Institute for High Performance in Sports (LIHPS) Realität. Es handelt sich dabei um eine Art Olympiastützpunkt, der den Elite-Sportlern professionellere Möglichkeiten bieten soll, sich umfassend vorzubereiten.

Es geht beim LIHPS aber um weitaus mehr als neue Räumlichkeiten in der Coque – es geht um eine einheitliche Philosophie in puncto Hochleistungssport. Der neue Koordinator, der noch nicht bekannt ist, wird den luxemburgischen Sport somit prägen.

Ob das Projekt erfolgreich sein wird, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen – vielleicht schon im Jahr 2020 bei den Olympischen Sommerspielen. Die Weichen für den erhofften Erfolg werden aber in diesem Jahr gestellt. cs


Léonie de Jonge, Politikwissenschaftlerin
Mit Sachlichkeit gegen Rechtspopulisten

Die Luxemburgerin Léonie de Jonge ist Doktorandin am Institut für Politik und Internationale Studien an der Universität Cambridge. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit befasst sie sich mit rechtspopulistischen Parteien in Westeuropa. In der Zeitschrift forum veröffentlichte sie bereits Artikel zu direkter Demokratie als Waffe von Rechtspopulisten und beschäftigte sich mit dem Kampf zwischen Populisten und der sogenannten «Lügenpresse».

Nicht nur die jüngsten Ereignisse in Österreich zeigen, dass es mehr denn je Wissenschaftler braucht, die anhand ihrer Expertise bei der Analyse der gesellschaftlichen Situation helfen können. Auch Luxemburg ist nicht gegen Rechtspopulismus gefeit. Mit ihrer Kompetenz und Sachlichkeit stellt De Jonge eine wichtige Gesprächspartnerin dar. ans


Enno von Fircks, Student an der Uni.lu
Das neue Gesicht von Luxemburg

Seit sich die Uni.lu auf Belval niedergelassen hat, verändert sich langsam, aber sicher das Leben auf dem Campus und in den umliegenden Städten. Ein Beispiel hierfür ist der Psychologiestudent Enno von Fircks. Er ist 2017 für das Team Tageblatt beim «Feed Your Brain»-Debattierwettbewerb angetreten.

Mit Erfolg: Der überzeugte Europäer aus Deutschland bewies mit seinen Gedanken und seiner bemerkenswerten Rhetorik zum Thema «Will Fake News be our downfall?», welche Bereicherung Studenten aus aller Welt für Luxemburg sind, und gewann den Wettbewerb mit seiner Mitstreiterin Arjana Gjeta aus Albanien. Enno lebt in einem Studentenheim in Esch/Alzette und ist somit ein Botschafter des gesellschaftlichen Wandels und der Internationalisierung Luxemburgs, die vor unseren Augen stattfindet, aber nicht immer wahrgenommen wird.  sab.


New Literary Voices, Literaturkritiker
Junges Literaturquartett

Nachdem Jérôme Jaminet den «Book Look», den Sie vielleicht noch in Karikaturform auf auserwählten Büchern in den «Ernster»-Buchhandlungen kennen, an den Nagel gehängt hatte, entschied er, einer jungen Generation, bestehend aus vier Stimmen, den Vortritt zu lassen – als da wären Gina Arvai, Sascha Dahm, Luc François und Maxime Weber.

Bisher besteht die Aktivität der Kritiker und Blogger hauptsächlich aus Rezensionen, Interviews und «Cartes blanches» an befreundete Autoren, und die einzige Dame des Quartetts hat bedauerlicherweise noch nichts beigesteuert. Man darf aber gespannt sein, ob Jaminets Nachfolger 2018 so richtig in Fahrt kommen werden – etwas frischer Wind könnte der hiesigen Szene durchaus gut bekommen. js


Amir Vesali, Präsident des Jugendparlaments
Vom Flüchtling zum Hoffnungsträger

Mit zarten zehn Jahren musste der heute 20-Jährige aus dem Iran flüchten, weil seinem Vater vorgeworfen wurde, ein Spion zu sein. Jetzt ist er Präsident des Jugendparlaments und ein Musterbeispiel gelungener Integration: Amir Vesali. Er gibt zu, dass er als Kind darunter gelitten habe, dass viele Menschen nur negative Meinungen über Flüchtlinge hätten. Er wurde gegen den Willen seines Vaters in der Politik tätig. Heute unterstützt dieser seinen Sohn, der sich mittlerweile für die LSAP engagiert.

Amir Vesali will Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studieren. Er betont, dass die Integration in eine Gesellschaft am besten durch das Erlernen der Landessprachen gelingt. Gerade in Sachen Sprachenpolitik sieht er Handlungsbedarf. sab.


Pierre Barreau – CEO von Aiva Technologies

Gemeinsam mit seinem Bruder und einigen Kollegen gründete Pierre Barreau das Unternehmen Aiva Technologies und entwickelte eine künstliche Intelligenz, die dank «Maschinenlernen» dazu in der Lage ist, gefühlvolle Musikstücke zu schreiben, die sich nicht mehr von denen eines menschlichen Komponisten unterscheiden lassen. Für Aufsehen sorgte das Unternehmen, als entschieden wurde, dass ein Musikstück, das von der künstlichen Intelligenz geschrieben wurde, im Rahmenprogramm des Nationalfeiertags vorgetragen wird. Das Unternehmen feierte aber auch Erfolge, die in Luxemburg weniger betrachtet wurden. Mittlerweile hat auch der französische Milliardär Xavier Niel in das Unternehmen investiert. 2018 verspricht, ein erfolgreiches Jahr für Aiva zu werden. gr


Peter Platzer, Geschäftsführer von Spire Global
Den Weltraum erobern

Der gebürtige Österreicher Peter Platzer ist Geschäftsführer der Weltraumfirma Spire Global. Es handelt sich um eines der sieben Unternehmen, die sich nach der Weltraum-Initiative von Wirtschaftsminister Etienne Schneider in Luxemburg angesiedelt haben. Hier in dieser Liste der Persönlichkeiten für 2018 steht er stellvertretend für alle Weltraum-Experten, die es in diesem Jahr nach Luxemburg ziehen wird.

Allein sein Unternehmen Spire Global plant, hierzulande in den kommenden fünf Jahren 250 neue Jobs zu schaffen. Die ersten Arbeitsstellen in Luxemburg sind bereits auf der Webseite der Firma ausgeschrieben. Doch der Wettbewerb um Talente wird hart werden. Weltraumexperten gibt es in Luxemburg (noch) nicht wie Sand am Meer. cm


Vicky Krieps, Schauspielerin
Karriereboost dank «Phantom Thread»

Wer den Trailer von «Phantom Thread», dem neuen Film von Kultregisseur Paul Thomas Anderson («Magnolia», «There Will Be Blood», «Inherent Vice») sah, durfte zuerst mal ungläubig gewesen sein: Da sieht man nämlich, an der Seite von Daniel Day-Lewis, die luxemburgische Schauspielerin Vicky Krieps.

Hatten wir Krieps bereits in zahlreichen mehr oder weniger gelungenen internationalen Produktionen erblicken können, so konnte man sie bisher in keinem Streifen, der soviel Potenzial für ihre Karriere haben könnte, sehen – denn auch wenn Andersons Filme kein Garant für Kassenschlager sind, so bekommen von ihm entdeckte Schauspieler oft nachher massenweise Castingangebote. Der Film soll im Februar/März in die europäischen Kinos kommen. js


Esch 2022 Asbl., Kulturverein
Es steht viel auf dem Spiel

Sowohl der neue Escher Bürgermeister Georges Mischo als auch Kulturschöffe Pim Knaff betonten nach der Nominierung Eschs als Kulturhauptstadt gegenüber dem Tageblatt, dass nun noch sehr viel Arbeit bis 2022 auf dem Plan stünde.

Für wen und vor allem wie sie verrichtet werden soll, blieb offen. Beide sind – neben anderen Personen des öffentlichen Lebens sowie aus der Zivilgesellschaft – Mitglieder der Esch 2022 Asbl., die rezent von sich reden machte, da es unterschiedliche Einschätzungen in Bezug auf die bereits geleistete Arbeit der Verfasser der Bewerbung, nämlich Janina Strötgen und Andreas Wagner, gab. Das Duo wurde nun für ein weiteres halbes Jahr verpflichtet, aber es bleibt abzuwarten, welche kulturellen Früchte das Ganze tragen wird.  ans


Suzanne Cotter, neue Mudam-Generaldirektorin
Hohe Erwartungen auf allen Seiten

Wenn Suzanne Cotter heute ihren neuen Job im Mudam antritt, dann kann man schon gespannt sein auf das, was auf uns zukommen wird. Wir glauben nicht etwa, dass die Australierin 2018 eine wichtige Rolle spielen wird; sie muss es ganz einfach. Von der Direktorin einer der größten Kulturinstitutionen des Landes Großes zu erwarten, muss erlaubt sein. (Und es ist nicht die Schuld der Presse, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden.)

Die Vorschusslorbeeren vom Verwaltungsratsmitglied Laurent Loschetter waren riesig, und ihr Curriculum enthält einiges. Wenn ein Bundesligaklub einen internationalen Topstar einkauft, sind die Erwartungen auch dementsprechend. Aus diesem Grund muss die Frau 2018 eine wichtige Rolle spielen.  c.mol.