Elf Monate nach dem Start der Ostseepipeline Nord Stream zwischen Russland und Deutschland ist nun auch der zweite Strang des Mega-Gasprojekts offiziell in Betrieb. Die insgesamt 7,4 Milliarden Euro teure Leitung sei «ein Ausdruck von Vertrauen zwischen der Europäischen Union und Russland», sagte der deutsche Altbundeskanzler Gerhard Schröder am Montag bei dem Festakt nahe der ehemaligen Zarenmetropole St. Petersburg.
Schröder hatte das umstrittene Projekt 2005 mit Kremlchef Wladimir Putin
auf den Weg gebracht. «Wenn sich Europa im globalen Wettbewerb behaupten will, wird es insbesondere ohne russisches Gas nicht gehen», unterstrich Schröder, der heute Vorsitzender des Nord-Stream-Aktionärsausschusses ist.
«Guter Tag»
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in einer Videobotschaft, die 1224 Kilometer lange Pipeline trage zur «Energiesicherheit von ganz Europa» bei. «Das ist ein guter Tag», betonte Merkel.
Putin versprach in einem Videoclip eine stabile Lieferung an den Westen. «Das garantieren wir», fügte der Kremlchef hinzu. Durch die Pipeline fließt russisches Gas direkt nach Deutschland, unter Umgehung bisweilen schwieriger Transitländer wie der Ukraine. Die Energiegroßmacht Russland kann durch die Röhren jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas pumpen, genug für 26 Millionen Haushalte.
Weiterer Ausbau
Der russische Staatskonzern Gazprom
kündigte konkrete Planungen für zwei weitere Röhren an. «Ein entsprechendes Memorandum soll im Januar 2013 unterzeichnet werden», sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. «Eine Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass ein Ausbau technisch umsetzbar und auch rentabel ist», sagte Miller.
Beobachter sahen die Feierlaune jedoch nicht ungetrübt, denn die EU-Kommission leitete vor wenigen Wochen ein Kartellverfahren gegen Gazprom ein. Der kremlnahe Konzern weist aber Vorwürfe zurück, er schalte Konkurrenten aus und treibe die Preise hoch.
Wachsender Energiebedarf
Putin hatte einst mit Blick auf den Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie erklärt, Nord Stream werde eine Leistung von elf Atomkraftwerken haben. Russland als weltweit größter Gasproduzent sei zu einer Ausweitung der Lieferung bereit, um den wachsenden Energiehunger im Westen zu stillen.
Miller nannte die Fertigstellung von Nord Stream nur einen Tag nach Putins 60. Geburtstag «symbolisch». Der Präsident sei der Initiator des Projekts gewesen. «Das ist ein Geschenk für Putin», sagte der Gazprom-Chef bei dem Festakt an der Verdichterstation Portowaja.
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