Kein anderes Unternehmen kann in diesem Bereich auf solch einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen wie SSL. Im Jahr 1960 baute das Unternehmen, damals noch unter dem Namen Western Development Laboratories, den ersten kommerziellen Kommunikationssatelliten überhaupt.
Seither hat die Firma mehr als 250 Satelliten gebaut, rund ein Viertel aller von den USA geleasten Transponder befinden sich auf SSL-Satelliten. Doch damit sind die Kompetenzen des Herstellers, der auch die luxemburgische SES belieferte, nicht erschöpft. SSL ist auch führend im Bereich Weltraumroboter. Deren Roboterarme wurden u.a. beim Bau der Internationalen Raumstation ISS und bei Mars-Missionen eingesetzt.
Derzeit entwickelt SSL zusammen mit der NASA und der Darpa sich selbst zusammenbauende Satelliten. Unter dem Namen „Dragonfly“ wird eine Technik entwickelt, durch die eine Art Satelliten-Bausatz in die Umlaufbahn gebracht wird, die dann im Weltraum fertiggestellt wird.
Mehr Roboter als Menschen
So können künstliche Erdtrabanten ins Weltall gebracht werden, die sonst nicht in heutige Trägerraketen gepasst hätten. „In Zukunft wird es mehr Roboter im Weltraum geben als Menschen“, sagte Matteo Genna, der Chief Technology Officer.
„Ein weiterer Vorteil der Fertigstellung im Weltall ist, dass es möglich ist, ältere Satelliten upzugraden und beschädigte zu reparieren“, sagte Matteo Genna. Die Lebensspanne beträgt rund 15 Jahre. „So schnell, wie der Fortschritt voranschreitet, ist es wichtig, dass die Möglichkeit eines Upgrades besteht.“ Eine Voraussetzung dazu ist, dass Satelliten wieder eingefangen werden können. Dadurch wird auch das Auftanken möglich.
Ein Satellit lebt rund 15 Jahre
Oft seien die Satelliten noch funktionstüchtig, wenn der Kraftstoff alle sei. In Kürze wird es möglich sein, Satelliten im Weltraum aufzutanken und so die Lebensspanne zu erhöhen.
Revolutionär sei auch das neue solarelektrische Antriebssystem, sagte Genna. Vor allem bei Asteroiden-Missionen würden die „Trucks of Space“ nicht ohne dieses System auskommen.
SSL beherrscht diese Technik, viele der Satelliten, welche die Delegation in den Konstruktionshallen anschauen durfte, besaßen dieses Antriebssystem. Der Vorteil gegenüber chemischen Antrieben ist, dass keine Kraftstoffe mitgeführt werden müssen.
„Mehr als die Hälfte des Startgewichts beim herkömmlichen Antriebssystem besteht aus Treibstoff“, wusste der CTO. Dieses zusätzliche Gewicht wird beim solarelektrischen Antrieb nicht gebraucht, den notwendigen Strom erzeugt der Antrieb im Weltraum. SSL geht davon aus, dass in naher Zukunft hybride Systeme, also jene, die beide Antriebsarten nutzen, verstärkt zum Einsatz kommen.
Eine weitere Zukunftstechnik, die das Unternehmen schon erfolgreich eingesetzt hat und die mittlerweile Standard im Satellitenbau ist, ist der 3D-Druck. Die Premiere war ein Antennenträger, den SSL für einen japanischen Satellitenbetreiber aus Titan und Graphit druckte.
3D-Druck im Weltraum
Dieser wiegt nur noch die Hälfte und kann doppelt so schnell hergestellt werden. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. 3D-Druck kann auch im Weltraum eingesetzt werden. So können Ersatzteile oder Werkzeuge vor Ort hergestellt werden. Doch nicht nur bei der Technik macht das Unternehmen große Fortschritte, auch bei der Herstellungsweise. So soll es möglich werden, die Zeitspanne die für den Bau gebraucht wird, deutlich zu verkürzen.
Für diesen Zweck investiert SSL in die Automatisierung des Satellitenbaus. Die Zeit drängt auch, noch nie baute das Unternehmen so viele Satelliten wie heute. So wird an der Standardisierung der künstlichen Himmelskörper gearbeitet. Dadurch wird es möglich, dass die Produkte schon fast einsatzbereit sind, wenn der Kunde diese bestellt. Nach dem Kauf wird die „digitale Nutzlast“, also die kundenspezifische Software, installiert und der Satellit ist bereit für seine Aufgaben.
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