Die französischen Grenzgänger sind sauer. Seit dem schweren Zugunglück in Düdelingen läuft der Verkehr zwischen Metz und Luxemburg nämlich alles andere als wie geschmiert. Besser gesagt, es herrscht übelster Zähfluss. Das bringt Arbeitswege von über drei Stunden mit sich. Normalerweise ist es weniger als die Hälfte. Die «Nörgler» haben sich nun zusammengeschlossen. Sie nennen sich «Les râleurs du TER». Wie der Name erkennen lässt, geht es um den französischen «Transport express régional» (TER).
Baptiste Caruffo ist einer der „râleurs“ und nimmt jeden Tag den Zug zu seiner Arbeitsstelle in Hollerich. Anderthalb Stunden brauchte er heute von Thionville bis in die Stadt. Normalerweise nimmt sein Arbeitsweg nur 45 Minuten in Anspruch. „Abends ist es noch schlimmer. Es fahren viel weniger Züge. Da muss man ein bis zwei Züge am Bahnhof warten, bis man endlich einsteigen kann, weil die Wagen völlig überfüllt sind“, so Caruffo. Das gibt auch Probleme mit dem Arbeitgeber. „Natürlich verstehen sie die Problematik mit den Zügen. Sie sind allerdings alles andere als erfreut über die täglichen Verspätungen. Bei besonders wichtigen Anlässen nehme ich das Auto. Ich kann mich leider nicht auf die Bahn verlassen.“ Die meisten Probleme auf der Strecke gibt es bei Bettemburg und auf dem Bahnhof Luxemburg. „Oft wartet man kurz vor der Ankunft im Bahnhof im Zug und die Anschlusszüge warten meistens nicht“, so der Grenzgänger. Schwieriger haben es noch die Menschen, die aus Metz kommen. Von Metz bis Thionville muss man einmal umsteigen. Das koste zusätzliche Zeit, erklärt Caruffo.
Auf Einladung von Infrastrukturminister François Bausch hatten sich die Gleichgesinnten am Montag im Infrastrukturministerium auf Kirchberg eingefunden. Hier ging es nicht darum, ihrem Ärger beim anwesenden Minister Luft zu machen. Die Kritik der «râleurs» zielte eigentlich in Richtung Frankreich. Da höre ihnen nämlich leider niemand zu. Die politisch Verantwortlichen scherten sich nicht darum, sie ließen die rund 10.000 Grenzgänger stundenlang auf den Bahnhöfen warten, so die Unzufriedenen. Es herrsche großes Durcheinander bei den Reisenden.
Pingpong der Behörden
Henry Delescaut, Generalsekretär der «Association des voyageurs du TER Metz-Luxembourg», ist wütend und erklärte: «Hier wird eine Art Pingpong zwischen den französischen und den luxemburgischen Behörden gespielt. Die SNCF erwartete ein Dokument, das die Sicherheit der Strecke bescheinigt. Währenddessen warten 10.000 Personen auf ihre Zugverbindung. Dann kann es natürlich passieren, dass es bei den Reisenden zu Spannungen auf den Bahnhöfen kommt.»
Verständlich sei, dass solche Prozeduren im Hinblick auf die Sicherheit des Schienennetzes existierten. Auch wenn sich die luxemburgische Behördenpraxis hier stark von der französischen unterscheide, so Delescaut. Er versteht allerdings nicht, wie das mit einem langjährigen europäischen Partner wie der CFL passieren kann.
15-Stunden-Tage
«Es muss Klarheit geschaffen werden. Wenn Argumente gegen die Wiederaufnahme des Fahrbetriebs der SNCF auf der Strecke Metz-Luxemburg bestehen, so müssen diese publik gemacht werden. Entweder es liegen Argumente vor, oder die französische Bahn nimmt ihre Arbeit auf der betroffenen Linie wieder auf», forderte Delescaut. Die derzeitige Situation sei nicht hinnehmbar, die betroffenen Menschen hätten kein Leben mehr. Das seien 15-Stunden-Tage, das müsse aufhören, so der Generalsekretär der «Association des voyageurs du TER Metz-Luxembourg».
Umso fragwürdiger ist es, dass es auf der französischen Seite in der Vergangenheit bereits zu ähnlichen Vorfällen kam. Allerdings war die Schlussfolgerung damals nicht, dass das französische Schienennetz nicht mehr sicher sei. Diese Erklärung ist also etwas einseitig.
Etwas ärgert Delescaut besonders: Die französischen Behörden entziehen sich jeder Kontaktaufnahme. Auch zur Versammlung waren die französischen Verantwortlichen eingeladen worden, doch niemand kam. «Eine Versammlung, so wie hier, mit dem Minister, ist in Frankreich undenkbar. Selbst mit dem Präsidenten des ‹Conseil régional du Grand Est›, Philippe Richert.» Seit einer Woche bemüht sich Delescaut um eine Kontaktaufnahme mit Richert – erfolglos.
Den medialen Aufschrei in der französischen Presse vermisst Delescaut auch. Doch das könnte natürlich auch daran liegen, dass die französischen Journalisten zurzeit mit den bevorstehenden Nationalwahlen beschäftigt sind.
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