Eine Handvoll Bürger hatten das Haus, das seit drei Jahren leersteht und im Innern ziemlich heruntergekommen war, im März dieses Jahres besetzt. Sie hatten das Einfamilienhaus gesäubert und möbliert, den verwilderten Garten gepflügt und dort einen Gemüsegarten angelegt. Sie machten das Haus zu einer offenen Begegnungsstätte, richteten einen Free-Shop mit Büchern und Kleidern ein und boten kostenlose Mahlzeiten an. Drogen und Alkohol waren dort nicht erlaubt.
Mit ihrer Aktion wollten sie darauf hinweisen, dass angemessenes Wohnen ein Menschenrecht ist und ein Zeichen gegen die horrenden Mietpreise setzen, die insbesondere eine Folge der Immobilienspekulation seien, wie einer der Aktivisten dem Tageblatt gegenüber erklärte.
Drei Monate hielt das Projekt, doch gestern wandte sich der Besitzer des Hauses, eine unweit vom Ort des Geschehens ansässige Bau- und Immobilienfirma, an die Polizei, um das Haus räumen zu lassen.
Man habe schon im Vorfeld versucht, mit dem Besitzer über die Aktion zu reden und sich sicherheitshalber zu vergewissern, dass das Gebäude nicht unmittelbar vor dem Abriss stehe, doch die Baufirma sei nicht gesprächsbereit gewesen, versicherte ein weiterer Aktivist.
Als dann die Polizei samt Berufsfeuerwehr am Montagmoren gegen 9.00 Uhr anrückte, zog sich der einzige anwesende Bewohner auf das Dach des Hauses zurück.
Von dort aus erklärte er den Anwesenden sein Anliegen. Er wolle nicht herunterkommen, weil Wohnen ein Menschenrecht sei, mit seiner Aktion wolle er gegen die Immobilienspekulation protestieren, die die Wohnungspreise in die Höhe treibe und Wohnraum insbesondere für junge Menschen unerschwinglich mache.
Hohe Leerstandsquote
In Luxemburg stünden unzählige Häuser leer, während viele Menschen sich wegen der horrenden Mietpreise keine Wohnung leisten könnten, sagte einer der an der Aktion Beteiligten. Auch „déi Lénk“ rief gestern in einer Mitteilung zur Solidarität mit den Hausbesetzern auf.
Die Polizei schickte indes einen Verhandlungsexperten hoch, um den jungen Mann zur Aufgabe zu überreden. Seine Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg.
Straße gesperrt
Ein Teil der route d’Arlon wurde aus „Sicherheitsgründen“ weiträumig abgesperrt, Journalisten und andere Bürger mussten vom Ort des Geschehens entfernt werden. Ein Verkehrschaos in Strassen war die Folge.
Gegen 14.00 Uhr wurde der „Sicherheitsperimeter“ dann entfernt und die Straße wieder für den Verkehr geöffnet, obwohl sich an der Situation nichts grundlegendes geändert hatte.
Am Abend versammelten sich vor dem Haus zahlreiche engagierte Bürger, um ihre Solidarität mit den Hausbesetzern zu bekunden. Im Anschluss an die Demo, gegen 20.00 Uhr, teilte die Polizei mit, dass sie beschlossen habe, ihren Einsatz abzubrechen, da weder eine Gefahr für den Mann auf dem Dach noch für die Bevölkerung bestehe. Gegen 20.30 Uhr stieg der Mann schließlich freiwillig vom Dach.
Zu Demaart





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