Ob die 1955 eröffnete „Notre-Dame des douleurs“ trotz der Schäden erhalten bleibt oder doch bald abgerissen wird, soll ein mehrköpfiges Gremium bis zu den Sommerferien entscheiden. Zugleich soll eine Grundsatzdiskussion über die Organisation der Pfarreien geführt werden.
" class="infobox_img" />Hinter der Kirche werden bald Wohnungen, Geschäfte und eine Tiefgarage entstehen. (Foto: Isabella Finzi)
In dem Gremium sollen sich Mitglieder der im Schöffen- und Gemeinderat vertretenen Parteien, des Erzbistums, der Differdinger Pfarreien und eventuell der Denkmalschutzbehörde „Service des sites et monuments nationaux“ zusammenfinden, um über die Sachlage zu beraten, wie der Differdinger Bürgermeister Claude Meisch am Montag dem Tageblatt gegenüber erklärte. Gemeinsam wolle man über Fragen der Finanzierung und der Verantwortung diskutieren, aber auch über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft von morgen und die zukünftige Organisation der Pfarrverbände in der Gemeinde Differdingen reden.
Zurzeit sei man noch dabei, eine Bestandsaufnahme vorzubereiten, damit man eine Diskussionsgrundlage habe. Darin sollen sowohl das Schadensbild aufgezeichnet als auch die Kosten für eventuelle Reparaturen aufgelistet werden. Ein erster technischer Entwurf zu den Beschädigungen sei vergangene Woche dem Schöffenrat vorgestellt worden, so der Bürgermeister.
In einer zweiten Phase, die Mitte März beginnen soll, wolle sich die Stadtleitung erst einmal mit den betroffenen Parteien einzeln unterhalten. In zwei bis drei Wochen werde ein erstes Treffen mit dem Bistum stattfinden. Erst danach wolle man sich mit Vertretern aller Parteien am runden Tisch zusammensetzen, erklärte Claude Meisch.
Ein Teil des Gebäudes ist weggebrochen
Die bei den Bauarbeiten entstandenen Schäden an der Kirche seien beträchtlich, so Meisch weiter. Vereinfacht ausgedrückt sei ein Teil des Gebäudes weggebrochen und abgesackt. Der Abschnitt, in dem sich die Sakristei befinde, zeige substanzielle Risse und müsse auf jeden Fall entfernt werden.
Allgemein betrachtet müssten die Fundamente verstärkt werden, was einen erheblichen Kostenpunkt darstelle. Die Reparatur der Schäden samt Renovierung der Kirche, die sich laut Meisch auch schon vor dem Zwischenfall in keinem guten Zustand befand, werde derzeit auf 4,5 Millionen Euro geschätzt. Die Schadensbehebung allein werde bereits auf rund 3 Millionen Euro beziffert. Wer für diese Kosten aufkommen wird, ist noch nicht entschieden. Aktuell prüfe ein Justizexperte die Angelegenheit. Dieser müsse neben dem Schaden auch den oder die Verantwortlichen ausmachen.
Sicher sei zurzeit nur, dass die Risse im Zusammenhang mit der benachbarten Baustelle entstanden seien. Ob nun aber der Bauherr, der Architekt, das Ingenieurbüro, die Baufirma oder andere Beteiligte die Verantwortung übernähmen, müsse die Justiz entscheiden. Doch selbst wenn der „Schuldige“ ausgemacht sei, könne sich die Angelegenheit noch länger hinziehen, sollten die beteiligten Parteien zum Beispiel nach einem Urteil in Berufung gehen.
Auch der Abriss wird ins Auge gefasst
So lange könne und wolle die Stadt Differdingen aber nicht warten, wie Claude Meisch betonte. Deshalb wolle man jetzt eine Grundsatzdiskussion über die Organisation der Pfarreien in der Gemeinde führen und die Frage aufwerfen, wie viele Kirchen Differdingen überhaupt noch benötige. Dabei soll auch ein Abriss der „Notre-Dame des douleurs“ ins Auge gefasst werden. Wie Schöffe John Hoffmann schon in einer Gemeinderatssitzung vorgeschlagen hatte, könnte an dieser Stelle ein öffentlicher Platz entstehen, der zu anderen kulturellen Zwecken genutzt werden könnte.
Der „Verlust“ der Kirche könne, falls nötig, durch den Ausbau einer anderen Kirche ausgeglichen werden. Allerdings wolle der Schöffenrat keine Entscheidung auf eigene Faust treffen, sondern die betroffenen Parteien mit einbinden.
Die Arbeiten an der Baustelle, die die Schäden an der Kirche verursacht haben, seien wegen der Angelegenheit immer wieder in Verzug geraten, erklärte Claude Meisch. Hier sollen in absehbarer Zeit Wohnungen, Geschäfte und eine Tiefgarage entstehen. Voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres könnten die ersten Bewohner einziehen, schätzt der Bürgermeister.
Zu Demaart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können