Westliche Spezialtruppen in Libyen gesichtet

Irgendwo mussten sie doch sein. Nachdem lange darüber spekuliert wurde, dass sich westliche Soldaten in Libyen befinden, ist nun der Beweis erbracht: In der Nähe von Misrata hat man sie gesehen und gefilmt.

Nach der Flucht von fünf Generälen und der zunehmenden Zahl von fahnenflüchtigen Soldaten aus Libyen sieht die Nato ein Ende der Herrschaft von Machthaber Muammar al-Gaddafi nahen. Der Übergangsrat der Aufständischen, der seinen Sitz in der Stadt Bengasi hat, beschloss unterdessen, den Truppen der Rebellen einen Namen zu geben. Sie sollen ab sofort «Nationale Befreiungsarmee» heißen. (dpa)

Im obenstehenden Video, entstanden vergangene Woche an der Front außerhalb der Rebellenstadt Misrata, ist eine Gruppe von sechs Westlern klar erkennbar. Fünf von ihnen haben Gewehre umgehängt und tragen sandfarbene Kleider sowie Kufiyas, die traditionellen arabischen Schals. Ein sechster, offenbar der Älteste der Gruppe, ist hingegen unbewaffnet. Der «Guardian» vermutet, dass es sich um einen Geheimdienstoffizier halten könnte. Al Jazeera ist es sehr wahrscheinlich gelungen, den ersten Videobeweis für die Präsenz von westlichen Spezialeinheiten – und damit Bodentruppen – in Libyen zu erbringen.

Erwischt

Die mutmaßlichen Spezialeinheiten führten offenbar gerade Gespräche mit Rebellenführern, als sie das Fernsehteam von Al Jazeera bemerkten. Daraufhin zogen sie sich schnell zurück. Die UNO-Resolution 1972 erlaubt den Einsatz von militärischen Mitteln zum Schutz libyscher Zivilisten, schließt aber Bodentruppen explizit aus. Beobachter gehen allerdings schon lange davon aus, dass der Westen über Spezialeinheiten auf libyschem Boden verfügt, um mögliche Ziele für die Luftangriffe der Nato zu identifizieren.

Ort und Zeitpunkt der Enthüllung könnten ein Hinweis auf den bevorstehenden Einsatz von britischen und französischen Kampfhelikoptern gegen Regierungstruppen ausserhalb Misratas sein. Diese verfügen noch immer über schwere Waffen und bombardieren regelmäßig Rebellenstellungen.