Außenminister Guido Westerwelle ist im FDP-internen Machtkampf unter Umständen zur Aufgabe des Parteivorsitzes bereit. Er wolle aber auf jeden Fall Außenminister bleiben, berichteten führende FDP-Vertreter am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.
Politbarometer
Eine Mehrheit der Bürger rechnet laut ZDF-«Politbarometer» mit einem Rückzug Westerwelles. 55 Prozent glauben nicht, dass er nach dem FDP-Parteitag im Mai noch Parteivorsitzender sein wird, 36 glauben das Gegenteil. Für 69 Prozent der 1283 Befragten trägt Westerwelle sehr große oder große Schuld an der desolaten Lage der Partei.
dpa
Gleichzeitig verdichteten sich die Hinweise, dass FDP-Spitzenvertreter hinter den Kulissen intensiv an einer Neuordnung der Parteispitze arbeiten. Sie soll in Grundzügen möglichst bis zur Präsidiumssitzung am kommenden Montag stehen. Die seit Monaten schwelende Führungskrise war nach der FDP-Niederlage bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz eskaliert.
Erfolgreich führen
«Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und arbeiten alle gemeinsam an einer Teamlösung», sagte FDP-Führungsmitglied Daniel Bahr der Nachrichtenagentur dpa. «Die Mannschaft muss uns die nächsten Jahre erfolgreich führen. Da ist Hektik nicht angebracht», betonte der nordrhein-westfälische FDP-Landeschef.
Offiziell hieß es weiter in der Berliner Parteispitze, man gehe nicht von einem raschen Rückzug Westerwelles vom FDP-Vorsitz aus. «Dafür gibt es keine Anhaltspunkte», wurde versichert. Der Außenminister ist bis Sonntag in China und Japan. Er stand aber im ständigen Kontakt mit Spitzenleuten seiner Partei in Berlin.
Einvernehmliche Lösung
Zusammen mit Generalsekretär Christian Lindner und Gesundheitsminister Philipp Rösler gehört Bahr zur Gruppe der Parteireformer, von denen auch Westerwelles künftige Rolle abhängen dürfte. Sie streben eine einvernehmliche Lösung der Führungskrise gemeinsam mit Westerwelle an.
Der 49-jährige Außenminister, der die FDP seit zehn Jahren führt, hatte sich bislang stets gegen die Trennung der Ämter von Parteichef und Außenminister ausgesprochen. Nur so könne er auf Augenhöhe mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verhandeln, hatte er argumentiert.
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