Der von der „Costa Concordia“ verursachte Schaden wird je nach Quelle auf 395 bis 405 Milliarden Dollar geschätzt. 28 Versicherungsgesellschaften sind an der Deckung dieser Kosten beteiligt. Man nennt sie weitläufig „assurance corps maritime“. Diese Schäden an der „Concordia“, entsprechen schätzungsweise zehn Prozent der Beiträge, den die Schiffeigentümer jedes Jahr auf diesem „corps maritime“-Markt beisteuern: zwischen fünf und sechs Milliarden Dollar.
Es existieren der Nachrichtenagentur AFP zufolge drei verschiedene Versicherungstypen, die für Schiffe in Frage kommen: die oben genannten „assurance corps maritime“, die „assurance en responsabilité civile“ (RC) und die „assurance marchandises transportées“.
Aus luxemburgischer Perspektive sind vor allem die RCs interessant. Bei diesem Versicherungstyp, auch Haftpflicht genannt, werden ausschließlich Drittpersonen entschädigt: Passagiere, Crewmitglieder oder etwa Anwohner, deren Gewässer in der Umgebung durch eine Havarie verschmutzt wurden.
Die „assurance responsabilité civile“ werde gewöhnlich von den Schiffseigentümern, die sich in Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit vereinen, gedeckt, so Marc Hengen von der „Association des Compagnies d‘Assuranc en Grand-Duché de Luxembourg“ (ACA) gegenüber dem Tageblatt.
Die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sind auch als P&I-Clubs (Protection and indemnity insurance clubs) bekannt. Im Fall der „Costa Concordia“ kommen zwei P&I-Clubs für das verunglückte Schiff auf: The Steamship Mutual und The Standard Club. Letzterer ist in diesem Bereich der führende Player.
Zehn Millionen Dollar
Der Besitzer der Costa-Reederei, die US-Firma Carnival Cruises, gehört beiden Clubs an. Carnival sieht vor, zehn Millionen Dollar aus eigener Tasche zahlen, um Haftpflichtkosten zu decken. Steamship Mutual und Standard Club planen ihrerseits jeweils mit vier Millionen Dollar einzuspringen. Falls die von der Concordia zu zahlende Haftpflichtbeiträge achtzehn Millionen Dollar überschreiten, springt der Dachverband der P&I-Clubs ein: die „International Group of P&I Clubs“. Er vereint dreizehn voneinander unabhängige P&I-Clubs.
Und genau an dieser Stelle können die Gerüchte rund um die Beteiligungen luxemburgischer Vereine geklärt werden. Zwei dieser dreizehn Vereine des „International Group of P&I-Clubs“-Pools haben ihren Sitz in Luxemburg. Dies bestätigte Paul Hammelmann, „administrateur délégué von ACA, am Freitag gegenüber dem Tageblatt. Er nannte jeoch keine Namen.
Da es lediglich drei Versicherungsgesellschaften mit Sitz in Luxemburg gibt und eine nicht für Haftpflichtfragen aufkommt, handelt sich den Tageblatt-Recherchen zufolge um „The Shipowners Mutual Protection and Indemnity Association“ sowie „The West of England Shipowners Mutual insurance Association“. Hammelmann bestätigte jedoch gegenüber dem Tageblatt, dass er mit den Verantwortlichen beider P&I-Clubs gesprochen habe und diese keine Bedenken gezeigt haben: „Beide Versicherer haben mir bestätigt, dass innerhalb des Pools, dem sie angehören, überhaupt keine Finanzierungsschwierigkeiten existieren“. Dies erklärt sich durch die hohen Beiträge den die dreizehn P&I-Groups jährlich der „International Group of P&I-Clubs“ beisteuern.
Das Tageblatt hat bei beiden Versicherungsvereinen nachgefragt. Bei „The West of England Shipowners Mutual insurance Association“ hieß es lakonisch, dass man sich derzeit nicht zur „Costa Concordia“ äußere. Dies verwundert, da die P&I-Group lediglich in den Pool einzahlt und keinerlei sonstige finanzielle Transaktionen in diesem Kontext durchführt.
Bei „The Shipowners Mutual Protection and Indemnity Association“ bestätigte man dem Tageblatt, dass man indirekt an der Finanzierung der Haftpflichtkosten beteiligt sei. Unsere Zeitung unterhielt sich ebenfalls mit dem CEO von Shipowners Mutual, Charles Hume, der die oben geschilderte Sachlage bestätigte: „Wir sind nur indirekt betroffen, da wir in diesen gemeinsamen Pool einzahlen. Übersteigen die Hafptpflichkosten 18 Millionen Dollar, so werden die von uns eingezahlten Gelder mit beansprucht“.
Zu Demaart
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